Etwas verwundert und überrascht stehen sie da. Die kleinen Erstklässler betrachten staunend den großen Bus, der sich in gewaltigem Rot verlockend vor ihnen aufgebaut hat. Und das auch noch auf ihrem Schulhof. Dort, wo man sich sonst lachend in den Pausen tummelt, steht plötzlich der riesige Doppeldecker. Doch Zeit, ausgiebig drüber zu staunen, bleibt nicht allzu lange. Schaffnerin Jennifer McGrath ist schon da, verteilt Tickets an ihre Gäste und lässt sie einsteigen. Wer jetzt mit einer gewöhnlichen Busfahrt rechnet, der irrt sich. Was folgt, ist Eng-lisch-Unterricht einmal anders. Englisch-Unterricht, der besonders viel Spaß macht und besonders anschaulich ist. Denn hinter dem Ereignis Doppeldeckerbus steckt eine ganz besondere Lernmethode. "Ziel ist es, das frühe Fremdsprachenlernen an unserer Schule zu intensivieren", erläutert Arnold Gierten, Konrektor an der Prümer Bertrada-Grundschule. "Durch den Doppeldeckerbus macht das Ganze den Schülern zusätzlich auch noch Spaß. Sie können erste Lernerfolge anwenden." Die Zeiten, in denen Englisch erst ab der fünften Klasse auf dem Stundenplan auftaucht, sind längst vorbei. An der Prümer Grundschule wird derzeit sogar ab der ersten Klasse Englisch-Unterricht erteilt. So erwirbt der motivierte Fremdsprachen-Nachwuchs schon ganz früh erste Grundkenntnisse. Im Bus können die jungen Englisch-Lehrlinge ihr Wissen dann direkt einmal anwenden. Auge in Auge mit einer waschechten Britin. Denn die ausgebildete Schauspielerin McGrath geht auf die Kinder zu, unterhält sich mit jedem einzelnen und stellt ihnen Fragen. Nach angeregter Unterhaltung auf der unteren Etage des Doppeldeckers geht es dann ein bisschen in die Höhe: aufs Oberdeck. Dort lernen die Grundschüler London einmal genauer kennen. Alle Sehenswürdigkeiten in Form eines Trickfilms, eine multimediale Sightseeing-Tour durch die englische Hauptstadt - da kommt Freude auf. Überhaupt: das Ganze macht den Kindern richtig Spaß. Leuchtende Augen, wohin man blickt, strahlende Gesichter und viele Lacher allerorten. "Yes", antworten die Erstklässler im Chor auf eine der vielen Fragen im Bus und schauen sich die beiden Wachsfiguren aus dem Kabinett von Madame Toussaud noch einmal ganz genau an. "Die Kinder sind richtig aufgeregt. Die Freude sieht man ihnen an", überzeugte sich Gierten zusammen mit Schulleiter Klaus Hack, dem stellvertretenden Landesvorsitzenden des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Wieland Essling, Bürgermeister Aloysius Söhngen, dem Abteilungsleiter für Schule und Soziales der Verbandsgemeinde, Peter Hillen, und Elternvertreterin Edelgard Jänen vom bundesweit einmaligen Lernprojekt vor Ort. Ein Projekt, das von sich reden macht. "Wir haben so viele Anfragen von anderen Schulen, dass wir nicht in der Lage sind, alle unterzubringen", können sich Hack und Gierten vor Anrufen benachbarter Grundschulen kaum retten. Und so besuchen nicht nur alle Prümer Grundschüler den Bus, auch viele "Kollegen", beispielsweise aus Stadtkyll, Jünkerath, Niederstadtfeld oder Pronsfeld . Sie alle haben ein Ziel: den großen, roten Bus. Der gehört dem Domino-Verlag, der in Zusammenarbeit mit dem VBE das Projekt ins Leben rief und den Bus interessierten Schulen zur Verfügung stellt. Und so konnten auch die Prümer Schüler den Anblick genießen, auf den sie sich so gefreut hatten: Der gewaltige, rote Doppeldecker steht auf ihrem Schulhof.