Gutachten sorgt für Ärger

Das Gutachten zur fachlichen und finanziellen Steuerung der Eingliederungshilfe von Menschen mit Behinderungen hat bei einer Anhörung am Freitag im Kreistag für Ärger gesorgt.

Bitburg/Prüm. Heftig umstritten ist ein Gutachten des Steibis-Transferzentrums Heidelberg. Nachdem sich der Kreistag Bitburg-Prüm damit bereits Mitte des Jahres befasst hatte, kam es am Freitag zu einer Anhörung. In deren Verlauf übten einige Träger beziehungsweise Leistungserbringer wie Lebenshilfe und Gemeindepsychiatrie Schönfelderhof harsche Kritik an dem Papier sowie an der Kreisverwaltung. Tenor: Es gehe lediglich um Kosteneinsparungen, außerdem seien die direkt mit den behinderten Menschen Konfrontierten nicht zeitig gefragt worden.

Für einen Paukenschlag sorgte gleich zu Beginn Eifelkreis-Behindertenbeauftragter Karl-Heinz Thommes. "Der vorliegende Bericht und das Verfahren, wie er zustande gekommen ist, strotzt nur so von vertrauensstörenden Behauptungen und Unterstellungen", sagte er. Er kritisierte, dass keine Mitwirkung möglich gewesen sei und trat von seinem Amt zurück.

Landrat Roger Graef (CDU) sprach von einem Missverständnis und betonte, dass er den Rücktritt Thommes bedauere. Zuvor hatte der Kreischef betont, die Verwaltung sei mit den Leistungen der Partner vor Ort mehr als zufrieden. Dem Kreis gehe es darum, behinderten Menschen ein weitgehend verselbstständigtes und von öffentlichen Hilfen unabhängiges Leben zu ermöglichen. Graef: "Ziel des Berichts war es herauszufinden, wo wir als Verwaltung ansetzen müssen, um dieses Ziel zu erreichen.

Kritik kam indes unter anderem auch von der Lebenshilfe. Vorsitzender Heinz Hill sprach dabei von "teilweise inhaltlich falschen Aussagen im Abschlussbericht".

Während Kreis und Gutachter vom "Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen Mainz" Schützenhilfe erhielten, betonte Kreisgeschäftsbereichsleiter Stephan Schmitz-Wenzel, dass man lediglich verwaltungsinterne Abläufe untersucht habe mit dem Ziel, die hauseigene Personaldecke aufzustocken.

Von einem Missverständnis sprach auch CDU-Fraktionschef Patrick Schnieder. Er fragte, ob man das Netzwerk all der fachlichen Dienste benötige, wenn man nur in die Verwaltungssteuerung eingreifen wolle.

Der Kreistag wird sich in einer der nächsten Sitzungen erneut mit dem Thema befassen.

Meinung

Frage der Kommunikation

Missverständnis oder Faux Pas. Das ist hier die Frage. Sicher ist nur, dass die Verärgerung der Leistungserbringer für die Eingliederung von behinderten Menschen an der Stelle verständlich ist, an der es um fachliche Kompetenz geht. Die zentrale Frage aber ist in der Tat, inwiefern verwaltungsinterne Abläufe einer derart breiten Abstimmung bedürfen. Das Missverständnis besteht im Prinzip darin, dass die Kreisverwaltung offenbar kommunikativ gepatzt hat, zumal man durchaus davon hätte ausgehen können, dass es eine Selbstverständlichkeit ist, den Behindertenbeauftragten zeitig einzubinden. Wozu soll er denn sonst noch da sein? m.reuter@volksfreund.de

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