Haft und Drogentherapie für Eifeler Kupferdiebe

Bitburg/Trier · Nach fünf Verhandlungstagen hat das Landgericht Trier gestern eine Diebesbande aus dem Eifelkreis verurteilt, die Kupfer aus zwei Windrädern in der Vulkaneifel geschnitten und verkauft hat. Darüber hinaus muss die Bande noch für weitere Straftaten büßen.



3,5 Tonnen Kupfer im Wert von 11 000 Euro haben die vier Kupferdiebe aus zwei stillgelegten Windrädern in Waslsdorf-Zilsdorf (Landkreis Vulkaneifel) herausgeschnitten und dabei einen Schaden in Höhe von vier Millionen Euro angerichtet. Zu dieser Ansicht gelangte das Landgericht Trier nach fünf langen Verhandlungstagen, bei denen sich drei Männer und eine Frau aus dem Eifelkreis für schweren Bandendiebstahl verantworten mussten. "Sie haben die Mühlen arbeitsteilig ausgeschlachtet", resümierte Richter Günther Köhler in seiner Urteilsbegründung. 25 Tage zwischen September und Dezember, so gestand ein Täter, habe die Bande in den stillgelegten Windrädern "gearbeitet". "Sie haben dort wie die Vandalen gehaust und nicht erkannt, was Sie auf Ihrer Suche nach Kupfer für einen Schaden angerichtet haben, indem Sie auch noch alle Schaltschränke zerstört haben", sagte Köhler den Tätern. Die vom Eigentümer der Anlagen erklärte Schadenssumme von 23 Millionen Euro könne das Gericht allerdings nicht erkennen, sagte Köhler.

Bandenkopf: Angeführt hat die Bande ein ehemaliger Dachdecker. "Sie haben die Werkzeuge und das größte Engagement mitgebracht", sagte Köhler, der den 36-Jährigen zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilte. Seine Lebensgefährtin hatte ebenfalls eine führende Rolle inne: "Sie sind das Tatfahrzeug gefahren, obwohl Sie wegen Alkohol am Steuer schon lange keinen Führerschein mehr hatten, und Sie haben das Kupfer an Schrotthändler verkauft", erklärte Köhler und verurteilte die Eifelerin zu fünf Jahren Haft. Denn auf das Konto der 36-Jährigen gehen weitere Verbrechen wie unerlaubter Waffenbesitz und Autodiebstahl: Zum einen hatte sie von einem Waffenhändler aus der Rockerszene einen Revolver gekauft. Zum anderen stahl sie, als der Ford Transit der Bande schlappmachte, gemeinsam mit einem 29-jährigen Bandenmitglied im Seniorenheim St. Peter in Habscheid einen neuen Wagen: einen VW Caddy.

Mitläufer: Obwohl der 29-jährige arbeitslose Koch erst im Winter zur Bande hinzugestoßen ist und nur wenige Tage in den Windrädern Kupferkabel demontiert hat, muss er ebenfalls für vier Jahre in Haft. "Ihre hohe Zahl an Vorstrafen muss Ihnen das Gericht strafschärfend zu Last legen", sagte Köhler. Glimpflich davongekommen ist das mit 19 Jahren jüngste Bandenmitglied. "Wir haben Sie nach Jugendstrafrecht verurteilt, weil wir bei Ihnen eine verminderte Reife festgestellt haben und eine günstige Sozialprognose sehen", sagte Köhler. Der 19-Jährige hat noch keinen Schulabschluss, jedoch ab August eine Lehrstelle in Aussicht. Er konnte das Landgericht ohne Handschellen verlassen, da seine zweijährige Freiheitsstrafe auf Bewährung ausgesetzt wurde.

Drogentherapie: Bei allen Bandenmitgliedern kam das Gericht zu der Einsicht, dass sie die Taten verübt haben, um ihre Drogensucht zu finanzieren. Deshalb sollen die drei älteren Täter bis zu zwei Jahre ihrer Gesamtstrafe in einer Entziehungseinrichtung verbringen. Der jüngste Angeklagte muss sich unangekündigten Drogenkontrollen unterziehen. Köhler: "Sollte sich in den Urintests illegale Betäubungsmittel finden lassen, gehen Sie auch in den Arrest."

Revision: Drei der Angeklagten haben das Urteil anerkannt und verzichten auf Rechtsmittel. Allein die zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilte 36-Jährige erklärte, dass sie Revision einlegen werde. Über die Gründe dafür mochte ihre Verteidigerin Martha Schwiering gestern noch keine Auskunft geben.

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