Happy Reformationstag!

Ich sag's ja nicht gerne, nur ganz selten und dann nicht laut: Walburga ist nicht ganz katholisch, sondern, naja, anders halt, mit Luther und so. Also gut, ich trau mich: Sie ist halb-evangelisch - väterlicherseits.

Den Unterschied merkt man ja meistens nicht so stark. Wie viele Protestanten es inzwischen in der Eifel gibt, hab' ich aber am letzten Montag festgestellt. Eigentlich hatte ich ja gedacht, die feiern nicht so richtig Karneval. Aber was ich da am Reformationstag - für alle, die es nicht wussten, genau das war am vergangenen Montag - in Bitburg gesehen hab', belegt das Gegenteil. Die Evangelen feiern offenbar im Herbst: Am Reformationstag war es auf jeden Fall in der Fußgängerzone fast wie an Fastnacht. Okay, die Kostüme-Auswahl war etwas dürftig: Alles in schwarz, fast nur Hexen und Geister. Aber das passte irgendwie zu dem, was meine Ur-Oma früher über Protestanten erzählt hat. Und ganz so viel los wie beim Karnevalsumzug war auch nicht. Dafür waren fast alle Geschäfte geöffnet. Das erinnerte mich daran, dass einer meiner Lehrer mal was von protestantischer Ethik und dem Geist des Kapitalismus orakelt hatte - damals hab' ich das nicht verstanden. Jetzt weiß ich: Die sind halt offenbar auch an ihrem Karneval geschäftstüchtig. An Fastnacht sind dagegen ja vom fetten Donnerstag bis Rosenmontag (inklusive) alle Geschäfte oft nur halbstundenweise geöffnet. Nur mit dem Glühwein war ich nicht so einverstanden, der schmeckte mir bei 17 Grad Lufttemperatur am 31. Oktober einfach nicht. Und dann wollte ich Walburga ein Kompliment machen und sagte: "Euer Karneval ist wirklich schön, ich bin überrascht." Sie war mindestens genauso überrascht: "Was meinst du mit ,euer Karneval'?" - "Naja, den lustigen Reformationstag. Ich wusste gar nicht, dass es so einen evangelischen Karneval gibt, noch vor dem 11.11.", sagte ich. Walburga schüttelte nur den Kopf und sagte: "Manchmal frag ich mich, wie ich dich nur heiraten konnte. Was du dir in deinem Kürbishirn immer so zusammendenkst!?" Dann schwieg meine Frau bis zum nächsten Morgen. Und ich hab' irgendwie das Gefühl, dass ich da was falsch verstanden habe. Pitter hat jetzt auch ein eigenes Weblog. Zusammen mit seinem Mosel-Kollegen Wilbert bloggt er unter: www.intrinet.de/blog/landeier

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