"Hauptschule ist keine Sackgasse"

ARZFELD. Hauptschule, Realschule oder Regionale Schule: In diesen Wochen laufen die Anmeldungen für die fortführenden Schulen. Dabei weht den Hauptschulen ein rauer Wind ins Gesicht. Letztlich entscheiden die Eltern, wo die Kinder eingeschult werden.

In diesen Tagen entscheiden Eltern und Kinder der vierten Klasse, wo sie ab Sommer zur Schule gehen werden. So auch die Grundschüler in Arzfeld. Dabei haben Eltern die Qual der Wahl. Kinder mit Hauptschulempfehlungen können zwischen vier Schulen wählen: Daleiden, Waxweiler, Neuerburg und Prüm. Doch eine Schule ist in diesem Jahr besonders beliebt: die Regionale Schule in Bleialf. Diese kann auch Hauptschüler aufnehmen, die nicht in ihrem Einzugsgebiet wohnen, vorausgesetzt, sie nutzen das Ganztagsangebot. Regionale Schule Bleialf mit gutem Ruf

Einziger Haken an der Sache: Es gibt keine zeitgerechte Busanbindung von Arzfeld nach Bleialf. Und die wird es laut Kreisverwaltung Bitburg-Prüm auch in Zukunft nicht geben. Begründung: "Eine Anbindung der Ortsgemeinde Arzfeld ist gegenwärtig aus fahrplantechnischen Gründen nicht möglich. " Eine Ganztagsschule werde sowohl an der Realschule in Neuerburg als auch an der Hauptschule in Prüm angeboten. Die Regionale Schule in Bleialf genießt nicht nur einen guten Ruf und ist neu eingerichtet, sie scheint auch deshalb so interessant zu sein, weil es dort eine gemeinsame Orientierungsstufe für Haupt- und Realschüler gibt. Ab Klasse sieben wird unterteilt in Hauptschul- und Realschulzweig, wobei die Schüler die Schulart wechseln können und trotzdem am gleichen Standort bleiben. "Wir geben aufgrund des Leistungsbilds der Kinder eine Empfehlung für eine Schulart ab. Die letzte Entscheidung liegt bei den Eltern", sagt Hans Kurt Schmitt, Rektor der Grundschule in Arzfeld. Auch ihm ist zu Ohren gekommen, dass sich Eltern für die Regionale Schule in Bleialf interessieren. "Vielleicht ist das ja ein Vorurteil, aber Mädchen haben geringere Chancen auf einen Ausbildungsplatz, wenn sie nur Hauptschulabschluss haben", befürchtet eine Mutter. "Die Eltern wollen die Regionale Schule. Die Hauptschule wird von politischer Seite nicht mehr favorisiert", sagt Ulrike Schmitt-Scholz, Leiterin der Grund- und Hauptschule Daleiden. Sie habe das Gefühl, dass den Hauptschulen langsam das Wasser abgegraben werde. "Viele Eltern entscheiden fehl", glaubt die Pädagogin. Oft schicken Eltern ihre Kinder gegen die Hauptschulempfehlung auf die Realschule. Nicht immer ein geglücktes Unterfangen. Das sieht die Rektorin an den Rückkehrern, die dann im siebten, achten und manchmal sogar noch neunten Schuljahr in die Hauptschule kommen. "Dann hat man aus diesen Kindern Schulversager gemacht, weil man sie auf die falsche Schule geschickt hat", sagt Schmitt-Scholz. Dabei sieht sie einen großen Vorteil der Daleidener Schule auch darin, dass dort die Klassen überschaubar sind und es sehr persönlich zugehe. Das gilt auch für die Grund- und Hauptschule in Waxweiler. Rektorin Ute Oetjengerdes ist bisher noch zuversichtlich, was die Zukunft der Hauptschule angeht. "Bis jetzt ist der Zulauf recht erfreulich." Es gebe zwar schon weniger Anmeldungen für die Grundschule, das liege aber an der demografischen Entwicklung. Schön sei, dass meist alle Kinder, die von der Waxweiler Grundschule eine Hauptschulempfehlung bekämen, sich auch in Waxweiler anmelden würden. Kuriosum am Rande: In der 7a und 7b gebe es sogar drei Mädchen, die für höher stufige Schulen eine Empfehlung bekommen haben, aber dennoch lieber in Waxweiler bleiben möchten. "Die Hauptschule ist keine Sackgasse", sagt die Rektorin. Auch Hauptschülern bleibt bei guter Leistung der Weg zu höheren Schulen offen. "Die Durchlässigkeit funktioniert bei uns sehr gut." Dass die Hauptschule in Waxweiler bisher gut angenommen wird, führt die Rektorin auf intensive Elternberatung und eine funktionierende Schulgemeinschaft mit konstruktiven und aktiven Elternbeirat zurück.

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