Havaria erleidet Schiffbruch

BITBURG. Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit hat der Havaria-Markt in der Saarstraße dicht gemacht. In den kommenden Tagen wird sich entscheiden, ob und wie es weitergeht.

 Wo geht die Reise hin: Derzeit unklar ist, was mit dem Gebäude in der Saarstraße geschieht.Foto: Lars Oliver Ross

Wo geht die Reise hin: Derzeit unklar ist, was mit dem Gebäude in der Saarstraße geschieht.Foto: Lars Oliver Ross

Im Grunde genommen wäre die Havaria Verwertungsgesellschaft GmbH ein geborener Kunde für sich selbst. Die Firma für den Verkauf von Waren aus Versicherungsschäden, aus Brand-, Wasser-, Sturm- und Transportschäden sowie von Markenartikeln ist selber insolvent. Betroffen davon ist auch der Havaria-Markt in der Saarstraße. Wie und ob es weitergeht mit dem Verkauf, weiß derzeit niemand. In der Havaria-Zentrale wird der Wunsch nach Auskünften mit dem freundlich-resigniertem Hinweis beschieden: "Hier ist keiner mehr." Der Kölner Insolvenzverwalter reagiert zugeknöpft auf die Bitte nach Auskunft. Er lässt ausrichten, dass man erst in dieser Woche etwas sagen könne. Angaben zur Zukunft der Mitarbeiter in Bitburg, deren Anzahl oder den Gründen für die Insolvenz gibt es nicht. Möglicherweise gibt es doch noch einen Silberstreif am Horizont für die Havaria GmbH, die so etwas wie der die Großausgabe von Rudis-Rest-Rampe ist. Dem Vernehmen nach soll es Gespräche über eine Übernahme der Märkte geben. An eine Weiterführung der Havaria-Märkte, die es vor allem in Nordrhein-Westfalen gibt, durch die noch bestehende GmbH ist nicht zu denken. Anfang Dezember teilte der Insolvenzverwalter dem zuständigen Amtsgericht in Köln mit, dass Masseunzulänglichkeit vorliege. Dieser Begriff sagt aus, dass sich im Laufe des Insolvenzverfahrens herausgestellt hat, dass nur die Verfahrenskosten aus der Insolvenzmasse gedeckt werden können, nicht aber die Masseschulden. In diesen Massenschulden enthalten sind die Kosten für die Verwaltung, Verwertung und Verteilung der Insolvenzmasse sowie die Verbindlichkeiten aus gegenseitigen Verträgen (Arbeits-, Miet-, und Pachtverträge), aber auch Ansprüche aus einem Sozialplan. Diese Insolvenz ohne Aussicht auf Rettung bedeutet für die deutschlandweit mit 250 angegebene Zahl der Beschäftigten des Markts, dass sie erst einmal im Regen stehen. Die Eigentümer der Bitburger Immobilie, in der Havaria bis vor wenigen Tagen residierte, wissen derzeit ebenfalls nicht, wohin die Reise geht. Mitbesitzer Michael Fischer teilt mit, dass man in Kontakt mit dem Insolvenzverwalter steht. Weitergehende Informationen habe auch er nicht.Havaria-Ansiedlung war umstritten

Nur knapp zwei Jahre lang hatten Käufer das Vergnügen, im Havaria-Markt freuden der besonderen Art zu erleben. Schnäppchen vom Herren-Duschgel über Teppiche und Hunde-Futter bis hin Weihnachtmännern in allen auch unmöglichen Variationen wurden dort feil geboten. Ehe Havaria in das Gebäude eingezogen war, befand sich in dem Komplex der Hela-Baupark. Um die Ansiedlung von Havaria hatte es eine harte Auseinandersetzung im Bauausschuss gegeben. Ursprünglich war nämlich vorgesehen, den Betrieb im ehemaligen Extra-Baumarkt in der Mötscher Straße anzusiedeln. Dies wäre mit dem Verweis auf die gültige Fassung der Einzelhandelsstudie für Bitburg abgelehnt worden. Laut Bebauungsplan war im betreffenden Haus einzig ein Baumarkt zulässig. In der Sitzung war damals aber bekannt geworden, dass der Reste-Verwerter onehin in die Saarstraße zieht. Wo einst im Extra-Markt Hämmer und Mörtel feil geboten wurden, residieren heute Betten-Kaufhaus und Tierbedarfs-Discounter. Was es im ehemaligen Reste-Paradies geben wird, steht in den Sternen.

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