Heimliches Kokeln verliert an Reiz

BITBURG/PRÜM. Seit einem halben Jahr ist das Entsorgen von Altpapier für die Bürger kostenfrei: Das Wertmarkensystem für die Altpapierentsorgung im Kreis Bitburg-Prüm ist weggefallen, und die Bürger nehmen diese finanzielle Entlastung gerne an.

Es ist Samstagnachmittag: Heimlich, hinter Hecken und Zäunen versteckt, sieht man Rauchschwaden über die Dächer in Stadt und Land ziehen. Ein kleines Feuer wird mit dem über Wochen angesammelten, Altpapier angefacht. Hurtig sieht man auch so manche Hausfrau, die gerade erst die frischen Laken auf die Leinen gespannt hat, an ihre Wäschespinne eilen, um mit einem Grummeln die frische Wäsche schnell wieder abzuhängen. Doch die verbotene Entsorgung des Altpapiers gehört seit einem halben Jahr der Vergangenheit an. Seitdem ist das Wertmarkensystem für die Altpapierentsorgung im Kreis Bitburg-Prüm weggefallen, und die Bürger nehmen diese finanzielle Entlastung gerne an.Anstieg von 1850 auf 2300 Tonnen Altpapier

Dies belegt die Statistik der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm. Wurden 2003 in den Monaten Januar bis April rund 1850 Tonnen Altpapier gesammelt, so waren es in den ersten vier Monaten dieses Jahres bereits 2300 Tonnen Altpapier, die zusammengetragen wurden. Erich Kill, Abfallbeauftragter der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm, kann das anhand des ihm vorliegenden Zahlenmaterials untermauern. Der sparsame Eifeler ist also nicht mehr gezwungen, die störenden Altpapierbestände mit aller Kraft in die blaue Tonne zu pressen, womöglich noch hineinzuklettern, bis die Tonne dann wirklich fast aus allen Nähten platzt. Und auch die Ordnungswidrigkeit des heimlichen Kokelns hat an Attraktivität verloren. An Frank Niesen, Kundenbetreuer des Unternehmens RWE-Umwelt, das zuständig für die Entsorgung des Papier-Abfalls ist, gingen die Veränderungen der für den Bürger entlastenden Maßnahme nicht spurlos vorüber.So lukrativ ist die Sache denn auch nicht

Niesen hat in den vergangenen Monaten beobachtet, dass für seine Mitarbeiter mehr Aufwand zu betreiben ist: "Die Leute stellen jetzt auch halb leere Tonnen an die Straße, so dass die absolute Menge der angefahrenen Tonnen enorm gestiegen ist. Das kostet Zeit." Und dass das Papiersammeln eine hochlukrative Angelegenheit ist, sei ein Irrglaube. Der Papierpreis schwanke ständig, und die Konkurrenz und der Preiskampf mit den amerikanischen Märkten sei hart, sagt Niesen. "Für eine Tonne Papier gibt es 35 Euro. Der Aufwand ist relativ hoch, um dieses Geld zu erwirtschaften." Tonne meint in diesem Zusammenhang nicht den Behälter, sondern die Gewichtseinheit. Trotz des Aufwands ist Niesen zufrieden und lobt den Sammel-Eifer der Bevölkerung: "Wir hatten bereits in den vergangenen Jahren eine sehr gute Sammelquote in unserem Kreis. Die Leute sammeln gut und sauber sortiert, Fehlbefüllungen gibt es selten." Wenn nun also Rauchschwaden aus Eifeler Gärten emporsteigen, darf man wohl getrost anklopfen: Das ist vermutlich ein Grillmeister am Werk.

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