Herr des Wassers träumt vom Heckenschneiden

BITBURG. (bec) Gärtner, Handwerker, Psychologe und Reinigungskraft - Bademeister sind Mädchen für alles. Viele wissen nicht, wie seine Arbeit wirklich aussieht.

 So stellen sich viele die Arbeit des Bademeisters vor: Runden drehen und Aufsicht führen. In Wirklichkeit hat Werner Bornkessel im Cascade-Erlebnisbad Bitburg aber viel mehr zu tun.Foto: Rebecca Schaal

So stellen sich viele die Arbeit des Bademeisters vor: Runden drehen und Aufsicht führen. In Wirklichkeit hat Werner Bornkessel im Cascade-Erlebnisbad Bitburg aber viel mehr zu tun.Foto: Rebecca Schaal

Bademeister sind faul, sitzen den ganzen Tag nur herum und schauen leicht bekleideten Damen hinterher. So oder so ähnlich denken viele Leute über Werner Bornkessels Beruf. Ab und zu eine Runde um das Schwimmbecken drehen, hier und da ein paar Kinder ermahnen und ansonsten eher wenig Stress. Bornkessel ist Bademeister im Cascade-Erlebnisbad Bitburg und weiß es besser: "Wir bekommen schon gelegentlich zu hören, dass wir den ganzen Tag nichts zu tun haben. Die meisten sind dann ganz erstaunt, wenn sie hören, welche Arbeiten wir erledigen müssen." Wenn die ersten Badegäste morgens um zehn Uhr im Cascade eintrudeln, hat er schon vier Stunden Arbeit hinter sich. Und das in einem Teil des Schwimmbads, den kaum jemand zu Gesicht bekommt. Was für Laien ein Raum voller Rohre, Schalter und riesiger Behälter ist, ist für Bornkessel "das Herz des Schwimmbads". Hier muss er dafür sorgen, dass die Chlor- und PH-Werte in Ordnung sind. Dazu nimmt der Bademeister regelmäßig Wasserproben. Außerdem muss er darauf achten, dass Filteranlage, Heizung und Lüftung funktionieren. "Zutritt für Unbefugte verboten" steht auf einer der Türen. "Das ist der Raum mit den Chlorgasflaschen", erklärt der Schwimmmeister. "Hier darf man nur mit Schutzanzug, Gasmaske und viel Fingerspitzengefühl rein." Manchmal kann der Beruf des Bademeisters richtig gefährlich sein. Doch gerade das ist es, was Bornkessel gefällt: "Auch wenn mir manche Leute das nicht glauben: Meine Arbeit ist total abwechslungsreich." Dazu gehört auch der Kontakt zu den Badegästen. "Guten Morgen, die Damen", Bornkessel begrüßt um 11 Uhr noch jeden Besucher einzeln. Meistens macht ihm der Umgang mit den Menschen Spaß. "Es gibt aber auch Leute, die ihr Fehlverhalten einfach nicht einsehen wollen. Mit denen kann es dann schon zu heftigen Diskussionen kommen." Beleidigungen und Handgreiflichkeiten von Seiten der Gäste inklusive. In solchen Situationen muss der Bademeister versuchen, sowohl sich, als auch die Besucher zu beruhigen. "Konfliktbewältigung bekommen wir schon in der Berufsschule beigebracht", erzählt er. Was ihm an seiner Arbeit nicht gefällt? Werner Bornkessel überlegt einen Moment. "In Erlebnisbädern werden Fachkräfte immer seltener. Vor allem in Großstädten geht es oft nur um den Profit, und Rettungsschwimmer sind nun einmal billiger". Es gibt aber auch Schwimmbäder, in denen die Sache anders läuft. Bornkessels Traum: Eine Stelle in einem Gemeindebad. "Da kümmert sich der Bademeister um alles. Sogar die Hecken muss er selber schneiden. Das finde ich toll."Sparzwang kostet Servicequalität

Durch Einsparungen gingen Service und Qualität verloren, sagt Bornkessel. Eine Teilschuld daran gibt er den Berufsverbänden. "In Deutschland gibt es bisher keine Bestimmung, die vorschreibt, wie viele Aufsichtspersonen in einem Schwimmbad vorhanden sein müssen. Das halte ich für ein großes Manko." Und um den Bademeister-Nachwuchs ist es ebenfalls nicht gut bestellt. Dafür sieht Bornkessel zwei Gründe: Zum einen sei die Bezahlung zu schlecht, zum anderen wolle niemand bis 22.30 Uhr arbeiten. Um diese Zeit endet im Cascade der Spätdienst. Bornkessel dreht derweil eine Runde ums Becken und schaut den Damen zu, die ihre Bahnen ziehen. Aus Sicherheitsgründen, versteht sich.

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