"Hier kommt kein Mensch mehr hin"

REUTH. Der Gasthof "Hubertus" in Neureuth wird von vielen Lastwagen und Reisebussen angesteuert. Seit dem LKW-Unfall vom 1. April auf der B 51 läuft hier jedoch nichts mehr: Das Wirtshaus liegt genau zwischen den gesperrten Anschlussstellen Stadtkyll und Olzheim.

 Blick ins Leere: Rasthof-Mitarbeiterin Claudia Loges auf dem Parkplatz. Im Hintergrund ist die Bundesstraße 51 bei Neureuth zu sehen, die seit dem Gefahrgut-Unfall vor zwei Wochen mit kurzen Unterbrechungen für den Durchgangsverkehr gesperrt ist.Foto: Fritz-Peter Linden

Blick ins Leere: Rasthof-Mitarbeiterin Claudia Loges auf dem Parkplatz. Im Hintergrund ist die Bundesstraße 51 bei Neureuth zu sehen, die seit dem Gefahrgut-Unfall vor zwei Wochen mit kurzen Unterbrechungen für den Durchgangsverkehr gesperrt ist.Foto: Fritz-Peter Linden

SylviaCarls, Wirtin im Gasthof "Hubertus" an der B 51, rief am Freitagin der Prümer TV -Redaktion an. Sie wollte erfahren, wielange die Sperrung auf der B 51 noch dauern werde. Die Antwort:Bis Gründonnerstag. "Bis Donnerstag? Das ist ja furchtbar!" In der Tat: Normalerweise parken vor dem Rasthof regelmäßig Fahrzeuge, vor allem Lastwagen und Reisebusse. So viele, dass an manchen Tagen in der Haltebucht parallel zur Bundesstraße sogar die Damen aus dem horizontalen Dienstleistungsbereich gute Geschäfte machen. Jetzt herrscht tote Hose.

"Wir sind total abgeschnitten"

Sylvia Carls wird von den Auswirkungen des Gefahrenstoff-Unfalls besonders hart getroffen: Ihr Wirtshaus liegt genau in der Mitte zwischen den B51-Anschlussstellen Stadtkyll und Olzheim. Und genau an diesen beiden Punkten wurde die Bundesstraße dicht gemacht, damit an der Unfallstelle saniert werden kann.

"Es ist für uns besonders schlimm", sagt Rasthof-Mitarbeiterin Claudia Loges. "Wir leben ja ausschließlich vom Durchgangsverkehr." Jetzt aber kommt hier niemand mehr vorbei. "Wir sind total abgeschnitten", klagt Wirtin Sylvia Carls. "Hier kommt kein Mensch mehr hin. Man weiß gar nicht, was man noch machen soll."

Was Sylvia Carls an Lebensmitteln eingekauft hat, verdirbt. Und die Einnahme-Verluste sind längst im Bereich mehrerer tausend Euro angekommen. "Das ist ein enormer Schaden", sagt die Wirtin. "Wir sind doch blöd, dass wir morgens die Tür noch aufmachen", ergänzt Mitarbeiterin Claudia Loges. "Mittags trinken vielleicht noch zwei Leute ein Bierchen, und das war's dann auch. Ich habe Frau Carls schon vorgeschlagen, unbezahlten Urlaub zu nehmen." Um wenigstens die letzte Kundschaft zu halten, müssen die Wirtinnen auf ungewöhnliche Mittel zurück greifen: "Wir hatten am Freitag eine Reisegesellschaft hier, die seit sechs Wochen angemeldet war", berichtet Claudia Loges. "Da bin ich morgens um sieben nach Olzheim gefahren und habe den Bus durch die Dörfer gelotst."

Sylvia Carls hat inzwischen das Einzige getan, was ihr derzeit zu tun bleibt: Sie spannte einen Rechtsanwalt ein und versucht, die verlorenen Einnahmen einzuklagen - beim Verursacher des Unfalls. Ob das aber funktioniert, ist ungewiss.

Zumindest das Osterwochenende scheint gerettet: Am Gründonnerstag soll die Bundesstraße wieder geöffnet werden. Die Arbeiten sollen über die Feiertage ruhen - ob danach die Straße wieder geöffnet ist, entscheidet sich vermutlich heute.

Immerhin: Die Nachbarn geben sich solidarisch. Drei Mann sitzen an der Theke: "Wir kommen jetzt jeden Tag", ruft einer.

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