"Hier zählt vor allem das Herz"

BITBURG. (red) Agnes Peters aus Bitburg geht einen ungewöhnlichen Weg. Die 54-Jährige leistet soziale Dienste in Bolivien.

Normalerweise sind die Menschen, die sich für soziale Friedensdienste im Ausland interessieren, um die 20 Jahre alt. Nach Abitur oder Lehre wollen sie neue Erfahrungen sammeln und sich dabei sozial engagieren. Letzteres trifft auch auf Agnes Peters aus Bitburg zu, doch in anderer Hinsicht ist sie eine Ausnahme. Agnes Peters ist 54 Jahre alt. Über drei Jahrzehnte hat sie als Verwaltungsfachwirtin gearbeitet, bevor sie sich der neuen Herausforderung in der kleinen Ortschaft Sopachuy im Bistum Sucre in Bolivien, dem Partnerland des Bistums Trier, stellte. "Ich wollte einfach einmal eine Zeit lang aussteigen und etwas Sinnvolles tun", sagt sie. Bolivien kannte sie schon von früheren Aufenthalten, und so entschied sie sich, an einem Modellprojekt des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend teilzunehmen, das verstärkt Menschen in der mittleren und älteren Generation für einen sozialen Friedensdienst im Ausland ansprechen will. Im Bistum Trier sind die Sozialen Friedensdienste im Ausland (SoFiA) dafür verantwortlich. In Sopachuy arbeitete Agnes Peters in der Pfarrei mit, war in der Gemeindearbeit und Katechese aktiv, begleitete den Pfarrer, wenn er seine Seelsorge-Touren in die einzelnen Ortschaften machte. Nebenbei kümmerte sie sich um die Mädchen in einem Internat der Trierer Josefsschwestern: "Ich besuchte die Mädels und half ihnen bei ihren Hausaufgaben, wenn sie englische Texte ins Spanische zu übersetzen hatten. Einige haben familiäre Probleme. Obwohl ich ihnen nicht wirklich helfen konnte, tat es ihnen gut, wenn ich zuhörte", berichtet sie. Beeindruckt hat sie vor allem, mit wie wenig die Indios auskommen, und dass die Menschen in ihrer Armut froh und glücklich sind: "Ich wollte einfach einmal weg aus unserer technisierten Welt, eine andere Kultur kennen lernen und einfach - im doppelten Wortsinn - mit den Menschen leben." Während ihres Aufenthalts in Bolivien habe sie selbst mehr gelernt als sie anderen vermittelt habe: "Ich kann es nicht weiter erklären, warum ich unbedingt hierher zurück will, außer, dass ich mich den Armen zutiefst verbunden fühle. Ich habe mit ihnen gelebt, bescheiden, zufrieden und frei. Ich habe erlebt: Hier zählt vor allem das Herz. Manchmal glaube ich, im falschen Erdteil geboren worden zu sein." Und so wird Agnes Peters, auch wenn sie einräumt, dass ihre Heimat die Südeifel bleibe, schon Mitte Oktober nach Sopachuy zurückkehren. Diesmal ohne die konkrete Unterstützung einer Organisation wie SoFiA, doch überzeugt davon, in ihrer "zweiten Heimat" auch weiterhin viel Gutes tun zu können und eine wertvolle Zeit vor sich zu haben. Wer Interesse an einem Sozialen Friedensdienst im Ausland hat, kann sich wenden an Peter Nilles, Telefon 0651/7105-388, E-Mail: peter.nilles@bgv-trier.de.

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