Projekt soll Flüchtlingen in Bitburg beim Einstieg in den Job helfen

Bitburg · Welche Berufe gibt es? In welcher Branche lässt sich eine Stelle finden? Und wo lassen sich bisherige Tätigkeiten und Kenntnisse einbringen?

 Simone Assmann (Kreishandwerkerschaft), Kursleitern Agnieszka Kowalik und Susanne Schöpges vom Referat Flüchtlingshilfe des DRK mit den Kursteilnehmern. TV-Foto: Nora John

Simone Assmann (Kreishandwerkerschaft), Kursleitern Agnieszka Kowalik und Susanne Schöpges vom Referat Flüchtlingshilfe des DRK mit den Kursteilnehmern. TV-Foto: Nora John

Foto: (e_bit )

Simone Assmann von der Kreishandwerkerschaft spricht mit 15 jungen Flüchtlingen über ihre Wünsche und Vorstellungen auf dem Weg in einen Beruf. Die Syrer und Afghanen nehmen teil an dem Projekt "Integration durch Ausbildung und Arbeit", das vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung unterstützt wird. Für die zweitägige Auftaktveranstaltung unter der Leitung von Integrationslehrerin Agnieszka Kowalik sind sie in das DRK-Mehrgenerationenhaus nach Bitburg gekommen.

Nach und nach fragt Assmann bei den Teilnehmern ab, was sie gelernt haben und wo es nach ihrem Wunsch beruflich hingehen könnte. "Ich bin aus Syrien und habe Möbelbauer gelernt", sagt einer der jungen Männer. Ein anderer hatte in Syrien ein Ingenieurstudium begonnen und in Deutschland bereits ein Praktikum als Zahntechniker gemacht.
Ein Dritter hat Friseur gelernt, würde aber gerne zum Krankenpfleger umschulen. Eine junge Frau möchte gerne im Kindergarten arbeiten.

Es ist bereits die zweite Gruppe, die hier her gekommen ist, um die Grundlagen für eine Ausbildung oder eine berufliche Tätigkeit zu legen, erzählt Susanne Schöpges vom Referat Flüchtlingshilfe und Koordinierung beim Roten Kreuz im Kreisverband Bitburg-Prüm, die dieses Projekt neben vielen anderen betreut.

Für einige der Teilnehmer war das auf ein Jahr angelegte Projekt allerdings schon am ersten Tag beendet. Denn die Flüchtlinge, die meist noch nicht länger als maximal eineinhalb Jahre in Deutschland leben, müssen jeweils halbstündige Deutsch- und Mathetests absolvieren, bevor sie in das Projekt aufgenommen werden. Und nicht jeder hat diese Hürde geschafft, sagt Schöpges. "Da fließen dann auch mal Tränen." Aber sie ist realistisch. Bei dem ersten Kurs, der vor Ostern stattfand, mussten fünf Teilnehmer, bei dem zweiten nach Ostern drei wieder gehen, weil sie die notwendigen Kenntnisse noch nicht hatten. Das sei zwar für die Betroffenen enttäuschend, doch seien die Chancen auf dem Arbeitsmarkt so einfach zu gering. Sie können und sollen es aber bei einem späteren Kurs erneut versuchen.

Ein wichtiges Ziel von "Integration durch Arbeit" sei es, die Flüchtlinge auf die Arbeitswelt vorzubereiten und fit für Bewerbungen zu machen und ihnen damit eine Perspektive im ländlichen Raum zu bieten. Zum Programm gehören auch Kontakte zu Betrieben. Dabei helfen zum Beispiel Peter Fabry von der Kreissparkasse und Christian Bauer von der Kreishandwerkerschaft. Viele Betriebe suchen Auszubildende, aber es müsste geprüft werden, welcher Projektteilnehmer zu welcher Tätigkeit und Firma wirklich passe.

Während der einjährigen Laufzeit des Projekts und auch während Beruf und Ausbildung sollen die Flüchtlinge von Ehrenamtlern begleitet und unterstützt werden.

Und ein weiterer Punkt ist für Susanne Schöpges wichtig. Sie hofft, dass die Asylbegehrenden eine Ausbildungsduldung bekommen. Das heißt, dass sie vor Ende der Ausbildung und noch zwei Jahre danach nicht abgeschoben werden können. Besonders bei den Asylsuchenden aus Afghanistan sei das nicht immer gewährleistet.

Es gibt für die jungen Menschen also einige Hürden auf dem Weg ins Berufsleben zu meistern. Aber Simone Assmann macht den Kursteilnehmern Mut: Sie brauchen keine Angst zu haben". Einer aus der Runde antwortet: "Ich habe keine Angst".KommentarSinnvolles Projekt

Der Weg in den Beruf ist nicht leicht. Das müssen auch deutsche junge Menschen erfahren. Denn selbst in der Muttersprache ist es oft nicht einfach, eine Bewerbung zu schreiben oder ein Bewerbungsgespräch erfolgreich zu überstehen. Viel schwieriger ist es natürlich für Menschen, die noch nicht lange hier leben und die Sprache und teilweise auch unsere Schrift lernen müssen. Deshalb ist ein solches Projekt wichtig, um ihnen den Weg in den Beruf wenigstens etwas zu ebnen. Wenn es gelingt, profitieren die Asylbegehrenden, weil sie eine Perspektive haben und die Firmen, die oft keine geeigneten deutschen Bewerber finden. So kann das Projekt für beide Seiten zum Erfolg werden. n.john@volksfreund.deExtra

Ziele von Integration durch Arbeit

- Förderung des ehrenamtlichen Engagements bei der Integration von Flüchtlingen. - Betreuung und Unterstützung von Ausbildungs- und Berufspatenschaften. - Vorbereitende Maßnahmen zu Praktikum, Ausbildung und Arbeit. - Begegnung und dadurch Abbau von Vorurteilen zwischen Asylbegehrenden und der Ursprungsgesellschaft. - Motivation zum dauerhaften Verbleib aller Mitbürger im ländlichen Raum. - Hilfe zur Selbsthilfe - Informationen und Hilfe für Arbeitgeber im Kreisgebiet Bitburg-Prüm - In Ausbildung und Arbeit vermittelte Flüchtlinge als Ehrenamtliche gewinnen.

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