Hilfe für Todkranke

TRIER. Endlich konnten die Sektgläser klirren. Der Grund für die Feierlichkeiten: Das Trierer Mutterhaus hat seine neue Palliativstation und eine neue Schmerztagesklinik eröffnet. Mit der Verlegung der Palliativ-Patienten aus dem Herz-Jesu-Krankenhaus ist damit der Umzug des vom Mutterhaus im Jahr 2001 übernommenen Herz-Jesu-Krankenhauses abgeschlossen.

 Anstoßen auf die neue Mutterhaus-Abteilung: Oberärztin Renate Langenbach, Stationsleiterin Annette Rommelfanger und Chefarzt Lorenz Fischer. TV-Foto: Christiane Wolff

Anstoßen auf die neue Mutterhaus-Abteilung: Oberärztin Renate Langenbach, Stationsleiterin Annette Rommelfanger und Chefarzt Lorenz Fischer. TV-Foto: Christiane Wolff

Gelb und rostrot sind die Flure der Ebene 9 des Trierer Mutterhauses gestrichen. Indirektes Licht sorgt auf der neuen Palliativstation für eine Behaglichkeit weit ab von Hektik und optischen Sterilität "normaler" Krankenhausabteilungen. Im so genannten "Wohnzimmer" stehen eine gemütliche Couch und Holzregale mit zahlreichen Büchern und einer großem Auswahl an Kinderspielzeug. Im "Raum der Stille" lehnt eine Gitarre an der Wand, Sitzkissen liegen auf dem Boden und laden zum Verweilen ein. Ein Platz zum Wohlfühlen. Und genau das soll es auch sein: "Wohlfühlen gehört bei uns zur Therapie", erklärt Chefarzt Dr. Lorenz Fischer. "Und die Betreuung der Familienmitglieder, deren todkranken Angehörigen bei uns liegen, macht einen ganz großen Teil unserer Arbeit aus", ergänzt Oberärztin Dr. Renate Langenbach. So stehen in den sieben Einzelzimmern der neuen Station - jedes mit separatem Dusch- und Waschraum - klappbare Betten bereit, damit Angehörige neben den Todgeweihten wachen und sie auf ihrem letzten Weg begleiten können. "Aber eine Station zum Sterben ist das hier nicht", grenzt Fischer die Palliativstation klar von einem Hospizhaus ab. "Auf einer Palliativstation geht es um die medizinische Versorgung todkranker Patienten in Krisensituationen, beim Hospiz geht es um die Pflege der Kranken in ihren allerletzten Lebensmonaten." Zum Wohlfühlen soll auch der fantastische Blick über Trier beitragen, den man von der umlaufenden Terrasse, auf die auch Krankenbetten geschoben werden können, hat.Behandlung von unheilbar kranken Patienten

Auf der Palliativstation (palliativ = schmerzlindernd) werden Patienten mit fortgeschrittenen, unheilbaren Erkrankungen behandelt. "Das Ziel ist neben der Linderung der körperlichen, seelischen und sozialen Beschwerden vor allem bei akuten Krisensituationen die Entlassung des Patienten", erklärt Langenbach. Todkranke, die normalerweise daheim gepflegt werden, können bei akuten Schüben, in denen zum Beispiel Übelkeit und Tumorschmerzen nicht mehr zu Hause ertragen und behandelt werden können, auf der Palliativstation aufgenommen werden. Die Patienten bleiben auf der von einem Team aus spezialisierten Ärzten, Pflegern und je einem Physiotherapeuten, Psychologen und Sozialarbeiter betreuten Station durchschnittlich zehn Tage. Allerdings kann es natürlich auch anders kommen: "Auch wenn die Entlassung unser Ziel ist: Knapp die Hälfte der rund 200 Patienten, die wir jährlich behandeln, stirbt nach akuten Schüben auf unserer Station", sagt Langenbach.Erweiterungsbau für 45 Millionen

Mit der Einweihung der neuen Station im Mutterhaus, deren Umbau insgesamt rund 1,2 Millionen Euro gekostet hat, ist der Umzug aller ehemaligen Abteilungen des Herz-Jesu-Krankenhauses in die Klink der Borromäerinnen endgültig abgeschlossen. Das Mutterhaus hatte das Herz-Jesu-Krankenhaus im Jahr 2001 übernommen. Zuletzt war im Oktober die Erwachsenenpsychiatrie umgezogen. Auch die ambulante und tagesstationäre Behandlung von Schmerzpatienten findet seit Jahresbeginn in Mutterhaus-Räumen statt. "Für die Schmerzambulanz und die Schmerztagesklinik haben wir eins unserer alten Gebäude in der Krahnenstraße 17 für 250 000 Euro umgebaut und renoviert", erklärt Mutterhaus-Geschäftsführer Ralf Lunkenheimer. In der Tagesklinik werden Patienten mit chronischen Rücken- oder Kopfschmerzen mit behandelt und darin geschult, mit dem Schmerz umzugehen und ihn zu bewältigen. Die Unterbringung der Schmerzambulanz und -klinik in der Krahnenstraße ist allerdings nur eine Interimslösung: Mit Fertigstellung des begonnenen, 45 Millionen teuren Euro Erweiterungsbaus neben dem eigentlichen Mutterhaus soll die Schmerzabteilung anschließend dann in diesen umziehen.

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