Hilfe gegen Verzweiflung

BITBURG-PRÜM. Hinterbliebene nach Todesfällen zu betreuen, ist die zentrale Aufgabe der "Notfallnachsorge" des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Kreis Bitburg-Prüm. Zwölf ehrenamtliche Helfer traten nach knapp einem Jahr Probelauf offiziell ihren Dienst an.

 Nach einem Unfall lassen die ehrenamtlichen Helfer des Notfallnachsorge-Teams die Hinterbliebenen nicht alleine mit ihrer Situation.Foto: TV -Archiv/Klaus Kimmling

Nach einem Unfall lassen die ehrenamtlichen Helfer des Notfallnachsorge-Teams die Hinterbliebenen nicht alleine mit ihrer Situation.Foto: TV -Archiv/Klaus Kimmling

"Es tutmir sehr leid, Herr Müller, aber wir konnten Ihre Frau nicht mehrretten. Sie ist tot. Das Herz war zu schwach." Mit diesen Wortenverabschiedet sich der Notarzt von Franz Müller, 72 Jahre alt.Der Mediziner muss zum nächsten Einsatz; er wird bei einemschweren Unfall auf der Autobahn A 60 gebraucht. Zurück bleibtein verzweifelter Mensch - allein. Solche oder ähnliche persönliche Katastrophen geschehen täglich. Nicht nur in der Großstadt, sondern auch in ländlichen Regionen. Das DRK im Kreis Bitburg-Prüm will mit der "Notfallnachsorge" diese Versorgungslücke schließen und sich den Menschen in einer plötzlichen persönlichen Notlage zuwenden. Die Dienstleistung ist für die Betroffenen kostenlos: Mitgliedsbeiträge und Spenden, die der Kreisverband einnimmt, finanzieren das Projekt.

Sei es nach einer erfolglosen Wiederbelebung, einem tödlichen Unfall oder einem Selbstmord: Ehrenamtliche Helfer des Roten Kreuzes sind kurzfristig verfügbar und kümmern sich um die oft verzweifelten Angehörigen. Todesnachrichten zu überbringen oder Eltern nach einem plötzlichen Kindstod zu begleiten, ist ebenfalls Aufgabe der Notfallnachsorge.

Weitere Helfer werden gesucht

Den offiziellen Startschuss für das Projekt gab der Vorsitzende des DRK-Kreisverbands, Roger Graef. Im Sitzungssaal der Kreisverwaltung stellte er das Konzept unter dem Motto "Hilfe, die über die Verzweiflung reicht" vor. Die DRK-Notfallnachsorge strebe eine enge Zusammenarbeit mit Rettungsdienst, Seelsorgern, niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern an, sagte Graef.

Den derzeit zwölf ausgebildeten Notfallnachsorgern im Kreis Bitburg-Prüm wünschte er viel Erfolg für ihre Arbeit. Sie waren bereits in der Vorlaufphase des Projekts engagiert: 17 Einsätze mit mehr als 850 Arbeitsstunden nahmen die Ehrenamtler seit April 2002 wahr. Fachkundige Referenten hatten die Helfer im Vorfeld in einem Ausbildungsprogramm geschult - nachdem eine Projektgruppe auf der Grundlage langjähriger Erfahrungen anderer DRK-Verbände die Rahmenbedingungen erarbeitet hatte. Die seelsorgerischen Angebote der Kirchen, die Möglichkeiten der ambulanten sozialen Dienste und juristische Aspekte gehörten ebenso dazu wie die sorgfältige Dokumentation der Einsätze.

Auf die Voraussetzungen, um erfolgreich in der Notfallnachsorge mitzuarbeiten, wies DRK-Bereichsleiter Rainer Hoffmann hin: "Wichtig sind psychische Ausgeglichenheit, ausreichende Lebenserfahrung, Einfühlungsvermögen und Taktgefühl, Geduld und die Fähigkeit zum Zuhören."

Zur Mitarbeit im Nachsorge-Team sucht der DRK-Kreisverband Bitburg-Prüm noch weitere interessierte Menschen. Informationen bei der Kreisgeschäftsstelle, Rainer Hoffmann, Telefon 06561/6020-20.

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