Himmelswächter auf Abschiedsbesuch

BITBURG/RÖHL. Wenn auch viel weniger Militär-Jets am Himmel kreisen und das bisherige Tiefflugüberwachungssystem ausgedient hat, so wird die Bundeswehr weiter ein Auge auf die Jets haben. Wer wann und wie geflogen ist, will sie Bürgern weiter demonstrieren.

Sie arbeiten verdeckt und bleiben nie länger als fünf Tage an einem Ort: Das Team der Tiefflugüberwachung der Bundeswehr ist so etwas wie die Luftverkehrspolizei. Mit ihrem System "Skyguard" (Himmelswächter) überwachen sie seit mehr als 20 Jahren den Himmel über Deutschland. Auf ihrer Abschiedstournee weilte eines dieser Tiefflugüberwachungssysteme in Röhl. Denn ihr Arbeitsgerät "Skyguard" wird außer Dienst gestellt. Der Besuch der Überwachungseinheit in der Nähe der Air-Base Spangdahlem hatte aber nicht nur nostalgische Gründe. Denn auch ohne "Skyguard" sollten sich Zu-Tiefflieger nicht zu sicher fühlen: Es gibt ein neues System, das Daten von Radar-Stationen aufbereitet. Und das stellte Oberstleutnant Büchy in Röhl ebenfalls vor. "Der militärische Tiefflug hat in den vergangenen Jahren stark abgenommen", sagt er. Das liegt vor allem an der geänderten Sicherheitslage. 1983, als "Skyguard" in Dienst gestellt wurde, gab es 2400 Jets in den alten Bundesländern und 88 000 Tiefflüge. Heutzutage sind noch rund 400 Maschinen unterwegs. Die Zahl der Tiefflüge, dass heißt Flüge unterhalb von 600 Metern, liegt bei rund 5000. Übungen im zeitweilig reservierten Luftraum

Ein weiterer Grund für die Beruhigung am Himmel ist laut Büchy, dass frühere Übungsgebiete in der Eifel nicht mehr bestehen. Einzig ein so genannter Zeitweilig reservierter Luftraum reicht bis in die Südeifel (siehe Hintergrund). Dort sollte aber auch in Höhen ab 3000 Metern geübt werden. Obwohl vier Skyguard-Systeme im Einsatz und die Besatzungen dauern unterwegs sind, haben die Himmelwächter im vergangenen Jahr keine Militär-Piloten erwischt. Vom System erfasst und entdeckt werden hingegen nicht selten Privat-Maschinen. "Die fliegen oft sehr tief, um sich die Landschaft anzuschauen", sagt der Oberstleutnant Da scheint der Standpunkt des Skyguard-Systems in Sichtweite des Towers der ehemaligen Air-Base Bitburg gerade richtig ausgewählt. Schließlich gibt es immer wieder Berichte über vermeintliche Tiefflieger in Privatmaschinen. Doch Konsequenzen haben die zivilen Flieger zu keine zu befürchten. "Wir sind nur für den militärischen Flugverkehr zuständig", sagt Büchy. Beschwerden über Privatflieger müssten an die jeweiligen Flugplatz-Betreiber gerichtet werden. Was das System alles kann, wurde in Röhl in der engen Kontrolleinheit deutlich. Zu Demonstrationszwecken hatten sich Gerald Büchy und die vier zivilen Systembediener die Bewegungen auf der Air-Base Spangdahlem angesehen und aufgezeichnet. Von der Startbahn ausgehend waren Linien zu sehen, die im Bereich der Landebahn rot waren, anschließend aber schnell grün wurden. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Maschinen eine Höhe von mindestens 600 Metern über dem Erdboden. Von Röhl aus Spangdahlem zu kontrollieren war angesichts einer Reichweite des Systems von 20 Kilometern kein Problem. Ebenfalls eine leichte Übung war es für die "Skyguard"-Besatzung einen Air-Force-Jet zu filmen und zu identifizieren, der über dem Biersdorfer Stausee kurvt. Das lag vor allem daran, dass der Jet eine Kennung aussendet, die die Tiefflugüberwacher auslesen können. Zum 1. Oktober wird "Skyguard” außer Dienst gestellt. Die Flugbewegungen werden künftig bundesweit zentral von Köln aus überwacht. Die Bürger in den Gemeinden sollen dann mittels transportabler Einheiten informiert werden. Diese Geräte sammeln nicht mehr aktiv Daten, son dern bedienen sich der Aufzeichnungen, die beispielsweise auf den Flugplätzen Büchel oder Spangdahlem gesammelt werden. Weiterhin geschaltet ist zudem das kostenfreie Bürgertelefon. Unter dem Nummer 0800/8 620 730 beantwortet wochentags von 8 bis 17 Uhr ein Offizier Fragen. Er nimmt auch Beschwerden über militärische Tiefflieger entgegen. Das Luftwaffenamt ist auch per E-Mail erreichbar unter der Adresse FLIZ@bundeswehr.org.

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