Hinschauen mit Adleraugen

Links und rechts der Sauer wirkt gemeinsame Baukultur verbindend. Auf dem Kulturweg "Doppeladler" kann jeder auf Entdeckungstour gehen. Der TV hat sich bei einer Exkursion des Barockarchitekturseminars der Kreisvolkshochschule Bitburg-Prüm (KVHS), aus dem sich eine Arbeitsgruppe bilden soll, umgesehen.

 Auf Schloss Weilerbach überzeugen sich die Teilnehmer einer Exkursion auf dem Kulturweg „Doppeladler“ vom architektonischen Einfluss der Abtei Echternach auf den ländlichen Raum. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Auf Schloss Weilerbach überzeugen sich die Teilnehmer einer Exkursion auf dem Kulturweg „Doppeladler“ vom architektonischen Einfluss der Abtei Echternach auf den ländlichen Raum. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Irrel/Echternach. "Aus der Stadtarchitektur kennen wir es, dass die reichen Leute sagten, so einen Palast wie der Bischhof will ich auch haben", erzählt Georges Calteux, Initiator des grenzüberschreitenden Kulturweges "Doppeladler". "Dass so etwas im ländlichen Raum passiert, ist meiner Meinung nach einmalig." Dieses Etwas sind Höfe und Bauernhäuser entlang einer 146 Kilometer langen Route mit 26 Stationen. Start- und Endpunkt ist die Abtei Echternach, deren Baustil im 18. Jahrhundert auf den ländlichen Raum ausstrahlte.

"Sehen Sie die schmuckvolle Ausführung des Mittelteils", macht Georges Calteux, ehemaliger Landeskonservator von Luxemburg, an Bauernhäusern in Dörfern wie Bech, Brouch, Beidweiler und Berdorf aufmerksam. "Wenn der Bauer hier in der Tür stand, war er gerahmt und wirkte bedeutsamer." Die barocken Türeinfassungen mit Girlandenmotiven und ausgewogener Fassadeneinteilung verdankte die Großregion österreichischen Steinmetzen, Baumeistern und Architekten, die im Zuge des Neubaus der Echternacher Abtei eingewandert waren. Von 1714 bis 1794 stand das damalige Herzogtum Luxemburg, zu dem auch die heutige Südeifel gehörte, unter Habsburger Herrschaft.

Unmittelbar nach der Fertigstellung des Klosters begann die Abteileitung mit dem Bau sogenannter Abtei-Dependenzien oder Domänen wie Burg Bollendorf. Schloss Weilerbach, als Verwaltungssitz der Eisenhütte und Sommerresidenz des letzten Echternacher Abtes Emanuel Limpach, ist ein Beispiel. Beispiele wie Schlossgut Petry in Niedersgegen zeigen, wie Bauformen und Stilrichtungen der Abtei sich auch auf Profanbauten übertrugen, die nicht zur Abtei gehörten. "An der Architektur stellt sich die Hierarchie dar", sagt Marita Mosebach-Amrhein, Leiterin des KVHS-Barockarchitektur-Seminars vor Schloss Niederweis stehend.

Was nicht von der Abtei gebaut wurde, ist weniger luxuriös ausgestattet. Doch, wer es sich leisten konnte, ließ die unverkennbare Handschrift Echternacher Barockarchitektur auf sein Haus übertragen. In den Dörfern der Südeifel glaubt Marita Mosebach-Amrhein noch viel finden zu können. "Es geht um eine Bestandsaufnahme und darum zu überlegen, wie wir den Kulturweg touristisch einbinden können", formuliert die Leiterin den Auftrag für eine Arbeitsgruppe, die sich demnächst bilden soll.

Die Broschüre Kulturweg "Doppeladler" mit Erläuterungen ist erhältlich beim Verkehrsamt der VG Irrel, Marc Bonny, Telefon 06525/79117. Informationen zur Arbeitsgruppe bei Marita Mosebach-Amrhein, Telefon 06551/980066.

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