Hoch, höher, Windkraft

Weniger Windräder, mehr Strom: Sobald sie zehn Jahre alt sind, lohnt es sich dank staatlicher Zuschüsse, alte Windräder gegen neue auszutauschen, die größer sind und mehr Energie erzeugen. Das sogenannte "Repowering" wird in den kommenden Jahren auch die Energielandschaft des Eifelkreises Bitburg-Prüm verändern.

 Hoch, höher, am höchsten: Neue Windräder dürfen mehr als 100 Meter in den Himmel ragen. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Hoch, höher, am höchsten: Neue Windräder dürfen mehr als 100 Meter in den Himmel ragen. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Bitburg/Prüm. Das erste rheinland-pfälzische Windrad reckte im September 1990 bei Kerpen (Vulkaneifel) seine noch recht kleinen Flügel in die Eifeler Luft. Und dass die "weißen Riesen", die heute das Landschaftsbild prägen, in den Himmel wuchsen, ist noch nicht einmal zehn Jahre her. Dennoch hat die Windkraft Jugend und Flegeljahre längst hinter sich gelassen: 213 Windräder erzeugen im Eifelkreis inzwischen beachtliche 54 Prozent des dort verbrauchten Stroms. Der Kreisverwaltung zufolge könnte man damit rund 85 000 Haushalte versorgen. Und vielleicht künftig sogar noch mehr. Nicht nur, weil weitere 22 Anlagen bereits genehmigt sind, sondern auch, weil ein Teil der Anlagen schon bald das magische Alter von zehn Jahren erreichen wird.

Nach dem erneuerten Erneuerbare-Energien-Gesetz ist es ab diesem Alter erlaubt, alte Anlagen durch neue zu ersetzen. Neudeutsch nennt sich das "Repowering" und ist nicht nur deshalb lohnenswert, weil die neuen Anlagen viel mehr Strom erzeugen als die alten, nämlich mindestens doppelt so viel - es lohnt auch, weil der Staat für sie einen Bonus von 0,5 Cent je Kilowattstunde zahlt.

Wie sich diese Gesetzesänderung im Eifelkreis auswirken wird, kann die Kreisverwaltung noch nicht abschätzen. Die Verbandsgemeinde Neuerburg ist die erste, die für den Herbst einen Antrag für die Erneuerung von 18 bestehenden durch 14 neue Anlagen rings um Nusbaum angekündigt hat. Weniger Windräder also, die deutlich mehr Energie erzeugen. Eine Aussicht, die auch diejenigen freuen dürfte, die sich über die "Verspargelung" der Landschaft geärgert haben.

Die Planung ist allerdings nicht ganz so einfach, wie es zunächst scheinen mag. Denn die neuen Windräder sind viel höher: Sie ragen mehr als 100 Meter in den Himmel. Damit gilt es zu überprüfen, ob der Abstand zu Straßen und Wohngebieten an den jeweiligen Standorten noch groß genug ist. Auch die mögliche Beeinträchtigung des Spangdahlemer Flugplatzradars spiele eine immer größere Rolle, heißt es von der Kreisverwaltung. Einige Anträge seien deswegen bereits abgelehnt worden. Zudem muss überprüft werden, wie sehr die hohen Windräder Vögel und Fledermäuse gefährden.

Theoretisch kommt ein "Repowering" im Kreis für 179 Windräder infrage: Sie stehen (oder werden das bald tun) in den im regionalen Raumordnungsplan ausgewiesenen Vorranggebieten für Windkraft. Für die übrigen Anlagen, die entstanden sind, ehe diese Gebiete ausgewiesen wurden, kommt ein Austausch derzeit nicht infrage.

Die Kreisverwaltung misst der Windkraft eine große Bedeutung bei - und daher auch dem "Repowering": Denn, wenn alle Vorranggebiete mit Windrädern belegt sind, ist es das einzige Mittel, die Stromproduktion aus Windenergie zu steigern.

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Meinung

Eine gute Entwicklung!

Mehr Strom, weniger "Spargel": Wer sollte etwas dagegen haben, alte Windräder gegen neue auszutauschen, solange bei der Planung Rücksicht auf Mensch und Tier genommen wird? Es ist gut und richtig, weiter in den Ausbau der Windkraft und anderer erneuerbarer Energien zu investieren. Der Eifelkreis Bitburg-Prüm ist jetzt schon das beste Beispiel dafür, dass eine Zukunft auch ohne Atomkraftwerke und CO{-2}-Schleudern möglich ist. Bereits jetzt können statistisch betrachtet alle Haushalte des Kreises mit vor Ort erzeugtem Strom aus alternativen Energien versorgt werden. Weiter so! k.hammermann@volksfreund.deextra Das neue EEG: Das am 1. Januar 2009 novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bringt für die Betreiber von Windkraftanlagen einige Änderungen mit sich. Die Anfangsvergütung für Windräder (an Land) erhöht sich von 8,03 auf 9,2 Cent je Kilowattstunde. Für "Repoweringanlagen" wird ein Bonus von 0,5 Cent je Kilowattstunde gezahlt. Die ersetzte Anlage muss mindestens zehn Jahre alt sein und doppelt so viel Leistung bringen wie die alte - maximal jedoch die fünffache Leistung.

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