Hoffen aufs Niehler Modell

NEUERBURG. Im zweiten Anlauf einig wurde sich der VG-Rat Neuerburg über den Abwasserzielplan der Verbandsgemeinde bis 2010. Der Ortsgemeinde Niehl will man gestatten, sich selbst um das Abwasser zu kümmern und aus der Solidargemeinschaft der Gebührenzahler auszusteigen.

Es wird noch viel Abwasser die Enz ungeklärt runterlaufen, ehe 100 Prozent der Haushalte in der Verbandsgemeinde Neuerburg an eine den Bestimmungen entsprechende Abwasserentsorgung angeschlossen sein werden. Ein wichtiger Schritt dahin ist die Verabschiedung des Abwasserbeseitigungskonzepts für die Jahre 2003 bis 2010, das der VG-Rat in seiner Sitzung einstimmig verabschiedete. Ob es an der guten Vorbereitung lag oder der Einsicht der Räte, dass es ohne das Konzept nicht geht, lässt sich nicht klären. War man sich bei der Juli-Sitzung noch völlig uneins über die umzusetzenden Projekte, so übte man sich bei der jüngsten Sitzung in trauter Eintracht. Die Beiträge zum Thema bewegten sich deshalb auch eher auf appellativem Terrain. So forderte Matthias Lorig (CDU), dass die Standards für die Abwasserbeseitigung im ländlichen Raum gesenkt werden müssten. Gleichzeitig forderte er, dass "es für die Projekte 50 Prozent zinslose Darlehen und 50 Prozent verlorene Zuschüsse gibt". Dem stimmte Lothar Penning (UBV) teilweise zu. Er führte jedoch aus, dass die Standards für das Abwasser auf Landes- und Europa-Ebene gemacht würden.Hauskläranlagen sollen es richten

Das Konzept sieht Ausgaben bis 2010 in Höhe von rund 19,1 Millionen Euro vor. Größte Posten sind der Bau der Kläranlage Neuerburg mit rund drei Millionen Euro, der für 2004 geplant ist und die Kläranlage Mettendorf, deren Bau für 2010 avisiert ist und rund 2,4 Millionen Euro kosten soll. Nicht so teuer in der Gesamtsumme, aber dafür um so umstrittener, sind Kläranlagen und Kanäle in den Kleinstorten der VG. Da wird nämlich viel Geld dafür investiert, um wenige Häuser an eine Abwasserentsorgung anzuschließen. So kostet der Schmutzwasserkanal für Körperich-Großenborn 8875 Euro pro Einwohner. Berschieds Kläranlage und Kanal sollen 7225 Euro pro Einwohner kosten. Die Zustimmung leichter gemacht hat es wohl dem ein oder anderen Ratsmitglied, dass man in Niehl neue abwassertechnische Wege gehen will. Dort planen die Bürger, auf eine gemeinsame Kläranlage für den Ort zu verzichten. Vielmehr gibt es Bestrebungen, bestehende Anlagen so fit zu machen, dass das Abwasser der Haushalte den Abwasser-Richtlinien entspricht. Bezahlen wollen die Niehler die Aufrüstung ihrer Hauskläranlagen selber. Zuschüsse gibt es dafür nicht. Doch einen Vorteil hat diese Vorgehensweise. Die Niehler werden aus der Solidargemeinschaft derer entlassen, die jährlich für das Abwasser zahlen müssen. Die Verbandsgemeinde-Verwaltung Neuerburg hat eine Unterstützung des Projekts zugesagt, nachdem sie bislang eine Standard-Kläranlage für Niehl favorisiert hatte. Falls das Modell Niehl Kosten spart, soll es auch in anderen Kleinstgemeinden umgesetzt werden. Das so heftig diskutierte Abwasserbeseitigungskonzepts wäre dann Makulatur.

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