Hungerlohn für schwere Arbeit

BITBURG. (dk) Mehr als 180 Zuschauer verfolgten im Haus der Jugend in Bitburg das Theaterstück der Berliner Compagnie über die katastrophalen Produktionsbedingungen der Textilindustrie in der Dritten Welt.

Jeans, Pullover, Blusen: Welcher Europäer weiß schon, woher seine Kleidung kommt und unter welchen unmenschlichen Bedingungen sie zum Teil produziert wird? Antworten darauf gab die Berliner Compagnie 180 Zuschauern im Haus der Jugend in Bitburg. Das Ensemble führte ein ungewöhnliches Theaterstück auf. Titel: "Schöne eine Welt". Anlässlich des Weltgebetstags der Frauen, des Internationalen Frauentags und der Kleidersammlung der Katholischen Jugend für die Bolivienhilfe am 13. März wurde das Stück gezeigt. Veranstalter waren gleich mehrere Organisationen, die auf die sozialen und politischen Probleme hinweisen wollten, die mit der Kleiderproduktion und dem Handel verbunden sind: der Arbeitskreis Asyl, der Eine-Welt-Laden "alasitas", die evangelische Kirche, die Gleichstellungsbeauftragte im Kreis Bitburg-Prüm, das katholische Dekanat, die katholische Jugendzentrale, die katholischen Pfarrgemeinden Liebfrauen und Sankt Peter Bitburg sowie die Kulturgemeinschaft Bitburg.Ziel: Faire Bedingungen für Dritte-Welt-Länder

Der Inhalt des Stücks ist erschreckend realistisch: Es geht um eine Textilfirma, die ihren Sitz in Dachau hat, in Südostasien produziert und ihre Produktion nach Osteuropa verlagern will. Hunderte Arbeiterinnen streiken, da sie täglich für einen Hungerlohn unter unzumutbaren Bedingungen schuften. Zwei Mal am Tag darf jede Arbeiterin zur Toilette gehen. Deshalb trinken die Frauen wenig, obwohl sie in einem heißen, stickigen Raum arbeiten. Der Produktionsleiter und seine Geliebte fliegen nach Südostasien in der "Freien Produktionszone", die vom Militär überwacht wird. Die Geliebte des Produktionsleiters lernt die Arbeitsbedingungen der Frauen kennen und solidarisiert sich mit ihnen. Sie erfährt, dass eine junge Frau, die in der Gewerkschaft tätig war, von ihrem Geliebten ermordet wurde. Entsetzt darüber, beschießt die Geliebte des Produktionsleiters in Südostasien zu bleiben und den Arbeiterinnen zu helfen, während die Verantwortlichen das Land verlassen. Das Stück basiert auf einer wahren Geschichte: 1993 wurde die indonesische Arbeiterführerin Marzinah ermordet. In ihrem Land wurde sie zur Symbolfigur für den Kampf um Arbeiterrechte. Ziel des Stücks ist es, den Menschen bewusst zu machen, dass fast die gesamte Kleidung, die in Europa verkauft wird, in Ländern hergestellt wird, in denen die Produktion sehr billig ist. Das heißt, dass die Arbeiterinnen für Niedrig-/Billiglöhnen arbeiten und das unter katastrophalen Bedingungen. Eine Kampagne will nun bewirken, dass sich die Arbeitsbedingungen und der Lohn in der Textilindustrie der Ditten Welt verbessert. Es soll Aufmerksamkeit erregt werden, damit die Menschen darüber nachdenken, was und wo sie ihre Kleidung kaufen. "Wir wollen die Menschen für das Thema sensibilisieren. Es ist besonders ein Thema für Frauen, denn 70 Prozent der Menschen, die in der EU Kleidung kaufen, sind Frauen", sagte Marita Singh, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Bitburg-Prüm. "Diese Käuferinnen können etwas verändern, wenn sie beginnen bewusster einkaufen."

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