"Ich bin kein Zylinder-Bürgermeister"

NEUERBURG. Der krankheitsbedingte Rücktritt von Hans Heinen (CDU) als Stadtbürgermeister von Neuerburg (der TV berichtete) stößt bei den Ratsfraktionen auf Bedauern und Verständnis.

Anfang April 2004 leitete Hans Heinen noch - wie seit 25 Jahren - die Sitzung des Neuerburger Stadtrats. Doch einige Wochen später erkrankte das ehrenamtliche Stadtoberhaupt schwer. Seine erneute Kandidatur bei der Urwahl am 13. Juni zog Heinen durch. Ohne Gegenkandidat wurde er mit 62,4 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Zur offiziellen Einführung ins Amt kam es aber nicht. Willi Hermes (CDU), wie schon in der vergangenen Legislaturperiode Erster Beigeordneter der Stadt, übernahm als Vertreter die laufenden Geschäfte. Dabei stimmte sich der Rektor a.D. regelmäßig mit Heinen ab.Heilungsprozess kostet Kraft

Erst langsam reifte im Stadtbürgermeister der Beschluss, sich aus der vordersten Front der Kommunalpolitik zurückzuziehen. Der aufwändige Heilungsprozess kostet Kraft. Ein weiterer Grund: Der Diplom-Ingenieur wird am 8. März 71 Jahre alt. "Wenn ich 51 oder 61 wäre, würde ich weitermachen", erklärt Heinen im Gespräch mit demTV . "Ich bin nicht der Typ ,Zylinder-Bürgermeister'. Ich wollte immer gestalten und bauen. Da muss man Kraft reinstecken, das sind die Leute von mir gewohnt. Ein Bürgermeister, der nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist - das geht nicht." Seinen Rücktritt zum 31. Dezember teilte Heinen den Verantwortlichen von Stadt und Verbandsgemeinde (VG) schriftlich mit. "Ich habe mir für die Entscheidung viel Zeit gelassen, weil ich weiß, wie schwer es ist, einen Nachfolger zu finden", sagt Heinen, der sich im Rahmen seiner Möglichkeiten weiter für die Stadt einsetzen will. Darauf hofft auch Willi Hermes: "Wir sehen es mit großem Bedauern, dass er diesen Schritt tun musste. Hans Heinen ist ein verdienter Stadtbürgermeister und hat viel bewegt." Für Sonntag, 20. Februar, plant die Stadt eine offizielle Verabschiedungsfeier in der Stadthalle. Dazu werden unter anderem Vertreter von VG, Kreis, Vereinen und Kirchen sowie die Bürger eingeladen. Zur Möglichkeit einer eigenen Kandidatur hat Hermes (63) noch keine Entscheidung getroffen. "Es ist schade und ein Verlust für die Stadt, wenn jemand mit so viel Erfahrung aufhören muss", kommentiert Klaus Rechin (Wählergruppe Hosdorf) die Nachricht. "Ich habe aber volles Verständnis, wenn Hans Heinen aus gesundheitlichen Gründen diesen Schritt macht." Annemarie Pick (SPD) kann die Entscheidung gut verstehen: "Hans Heinen hat das Amt lange ausgefüllt, sich immer eingesetzt und viel erreicht. Die Stadt sollte ihm dankbar sein. Wir hoffen das Beste für ihn. Er wird sich sicher noch gut einbringen können." Als Termin für eine Urwahl des Stadtbürgermeisters hat die VG-Verwaltung den 24. April vorgeschlagen. Eine eventuelle Stichwahl würde am 8. Mai folgen. "Die Kommunalaufsicht sieht bisher keinen Grund, dem Vorschlag nicht zuzustimmen", sagt Rudolf Müller, Pressesprecher der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm. Nur die offizielle Bestätigung steht noch aus. Spätestens 62 Tage vor dem Wahltermin muss eine Aufforderung zur Einreichung von Wahlvorschlägen veröffentlicht sein. Kandidaten können bis zum 41. Tag vor der Wahl benannt werden. Die Organisation der Wahl selbst liegt bei der VG-Verwaltung.

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