"Ich habe nicht die Vollmacht bekommen"

KYLLBURG. Der Wirbel um die Pacht der Fischerei durch die Stadt Kyllburg geht weiter. Stadtbürgermeister Winfried Müller hat nach eigener Aussage doch keinen Auftrag gehabt, den Vertrag zu unterschreiben.

Mit den Unterschriften von Stadtbürgermeister Winfried Müller (parteilos) und Bürgermeister Bernd Spindler (SPD) hat die Stadt Kyllburg einen 6,5 Kilometer langen Streckenabschnitt der Kyll für weitere zwölf Jahre von der Fischerei-Genossenschaft Kyll gepachtet. Nach einer turbulenten Stadtratssitzung sagte Müller am nächsten Tag dem TV und Bürgermeister Spindler, er (Müller) habe zuvor den Auftrag zur Unterzeichnung in einem Gespräch mit den Beigeordneten und Fraktionsvorsitzenden bekommen (der TV berichtete). Bei diesem informellen Treffen am 6. März fehlten der Zweite Beigeordnete Georg Zahnen und CDU-Fraktionssprecher Thomas Etteldorf jeweils entschuldigt. Neben Müller nahmen der Erste Beigeordnete Reinhold Schneider (CDU) sowie die Fraktionssprecher Monika Mathey (SPD) und Alois Keppers (Liste Keppers) teil. Laut Aktennotiz wurde Müller dort jedoch lediglich "angewiesen, die Kontingent-Regelung (...) in den Vertrag aufzunehmen". Das bezog sich auf einen Beschluss des städtischen Fischereiausschusses, die insgesamt 2000 Einheiten (eine Einheit gleich ein Tagesschein zum Fischen) zwischen Bürgern und Gästen neu aufzuteilen. So sollte es der Stadt möglich sein, Jahresberechtigungsscheine (je 50 Einheiten) für Dauercamper auszustellen. Obwohl diese Neuaufteilung nicht im Entwurf stand, unterschrieb Müller das Dokument. Inzwischen räumt er ein: "Ich habe dazu keine Vollmacht bekommen." Vielmehr galt immer noch ein Ratsbeschluss, dass der geänderte Entwurf dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt werde. Denkbar wäre auch eine Verwechslung zweier Verträge, denn bei einem anderen Tagesordnungspunkt des Treffens lautete der Beschluss, "dass Stadtbürgermeister Winfried Müller den Vereinbarungsvertrag unterzeichnen kann". Doch Müller begründet sein Vorgehen in Sachen Fischerei so: "Mir ist gesagt worden, dass ich den Vertrag unterzeichnen kann. Das Weitere wäre in einem Nachtrag zu regeln." Wer ihm dies geraten habe, will Müller nicht preisgeben, um denjenigen nicht zu schaden: "Ich habe daraus gelernt, dass ich auch bei Zeitdruck nicht so reagieren darf." Bernd Spindler will den Vertrag erst nach Müller unterschrieben haben: "Die Verwaltung der Verbandsgemeinde hat den Stadtbürgermeister nicht dazu gedrängt. Vielmehr hat Herr Müller uns gesagt, dass er den Vertrag unterschreiben darf." Laut Georg Zahnen trifft die VG-Verwaltung eine Mitschuld, weil sie den Rat früher über das Auslaufen der Pacht hätte informieren müssen. Als der Rat dann entscheiden sollte, habe es keine entsprechenden Unterlagen gegeben. So sei der Saisonstart der Fischerei ohne gültigen Vertrag immer näher gerückt.Wer waren die geheimen Ratgeber?

Alois Keppers vermutet, dass Fischerei-Genossen aus Kyllburg Müller zur Vertragsunterzeichnung geraten haben: "Die haben ein Interesse daran, dass sich nichts ändert. Winfried Müller war so naiv, sich vor einen Karren spannen zu lassen, und hat übersehen, dass die vom Stadtrat gewünschte Kontingent-Regelung hätte aufgenommen werden müssen." Die VG-Verwaltung wiederum habe zuvor den Termin des Vertragsablaufs "verpennt". Laut Monika Mathey hatte sich die informelle Runde lang und breit über das Thema unterhalten: "Ich finde es nicht so schlimm, dass Herr Müller unterschrieben hat. Allerdings haben wir von der SPD ihn keineswegs dazu gedrängt." Laut Thomas Etteldorf hätte Müller den Vertrag nicht einfach unterzeichnen dürfen: "Herr Müller wird für die Zukunft wohl seine Schlüsse aus der Sache ziehen."

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