"Ich kann es nicht begreifen"

NIMSHUSCHEID. Eveline Rings, Mutter der beiden bei dem Porsche-Unfall getöteten Männer und damals mit im Auto, kann nicht verstehen, dass der Fall in wenigen Tagen verjährt.

Sie lebe in der Vergangenheit, tagtäglich erinnere sie auf Schritt und Tritt irgendetwas an ihre beiden Jungen und an ihren Mann. "Ich will auch überhaupt nichts vergessen", sagt Eveline Rings (55) - und sie ist sicher: "Der Fall wird niemals aufgeklärt, ich glaube nicht mehr daran." Für Eveline Rings, die auch heute noch der Hilfe einerPsychologin bedarf, ist es inzwischen zweitrangig, ob der Schuldige gefasst wird. Gleichzeitig liegt es ihr fern, von großer Wut zu sprechen, die sie gegen den Porsche-Fahrer empfinden könnte. "Die Kinder kommen nicht wieder, außerdem weiß wohl keiner, wie es wirklich war." Allerdings erfüllt die Tatsache, dass ihre Söhne Frank (24) und Ingo (18) auf Grund der skrupellosen Fahrweise eines Autofahrers vor fünf Jahren von einer Sekunde auf die andere ihr Leben lassen mussten, die Mutter nach wie vor mit unsäglichem Schmerz. Auch die immer größer werdende Trauer verheimlicht sie nicht. "Es gibt eigentlich nichts, worauf ich mich noch so richtig freuen kann." Schließlich bedeute auch der Tod ihres Mannes, der rund elf Monate nach dem Unfall an einem Krebsleiden starb, einen weiteren herben Schicksalsschlag und zugleich die bittere Gewissheit: "Es ist ja auch niemand mehr da, mit dem ich Freud‘ und Leid teilen könnte." Deshalb werde sie von der Sehnsucht noch heute oft zerrissen, "und es wird immer schlimmer". Was Eveline Rings hilft, ist reden. "Ich habe oft dieses Bedürfnis", erzählt sie und erinnert sich an ein Gespräch mit Freunden von Frank und Ingo, die sie damals im Krankenhaus besucht haben. "Das hat richtig gut getan." In der traurigen Rückschau ist es Eveline Rings indes nach wie vor unverständlich, dass der Schlag, den sie damals im Auto spürte, von der Berührung eines Spiegels herrühren kann. Nach ihrem Empfinden müssten sich die Autos mit der Seite berührt haben. Doch wie auch immer: Auch wenn man den Raser fassen würde, "es würde nichts bringen". Deshalb hat die Mutter nur einen Trost: "Ich glaube an Gott, der sorgt für Gerechtigkeit." Einmal im Jahr trifft sich Eveline Rings mit der Beifahrerin des ebenfalls getöteten niederländischen Autofahrers. Nach einem Besuch an der Unfallstelle fahren sie nach Nimshuscheid zum Kaffeetrinken, anschließend auf den Friedhof. Auch diese Gespräche tun ihr gut, helfen zumindest für eine kurze Zeit über das nach wie vor Unfassbare hinweg. Die Tatsache, dass der Fall nun zu den Akten gelegt werden muss, ist für Eveline Rings unbegreiflich. Doch auch in dieser Frage ist die Mutter machtlos. Denn nur eines ist sicher: "Auch wenn der Schuldige gefunden wird - die Kinder kommen nicht zurück."

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