"Ich sag' dazu nix"

JÜNKERATH. Fast nur Formalien standen auf der Tagesordnung der ersten Sitzung des neuen Verbandsgemeinderats Obere Kyll. Doch dann brachte ausgerechnet die CDU-Fraktion mehr Spannung ins Spiel, als ihren Mitgliedern lieb war.

 Wer wird's denn nun? Der Wahl-Ausschuss sucht den dritten Beigeordneten (von links): Norbert Bischof (SPD), VG-Mitarbeiterin Tanja Klinkhammer, Sebastian Hoffmann (CDU) und Bürgermeister Werner Arenz.Foto: Fritz-Peter Linden

Wer wird's denn nun? Der Wahl-Ausschuss sucht den dritten Beigeordneten (von links): Norbert Bischof (SPD), VG-Mitarbeiterin Tanja Klinkhammer, Sebastian Hoffmann (CDU) und Bürgermeister Werner Arenz.Foto: Fritz-Peter Linden

"Dumm gelaufen" - "Blöd" - "Hätt' ich nicht gebraucht." So sollen sich Sieger anhören? Immerhin hat die CDU im VG-Rat Obere Kyll die absolute Mehrheit und könnte locker das Kommando führen. Aber die Reaktionen einiger Fraktionsmitglieder auf die Wahl des Dritten(!) Beigeordneten sprechen eine andere Sprache. Und wer nichts sagte, war auffallend akribisch mit der Inspektion seiner Schuhspitzen beschäftigt. Was war da bloß passiert? Nachdem Bürgermeister Werner Arenz zum Einstieg die üblichen Begrüßungs- und Belehrungsformeln gesprochen hatte ("Das Kommunalbrevier müssen Sie nicht unbedingt auswendig lernen, aber ab und zu drin blättern schadet nicht"), nachdem er alle 23 anwesenden Ratsmitglieder (CDU-Mann Leo Schneider-Fensky fehlte entschuldigt) per Handschlag verpflichtet und sich die Runde eine Geschäftsordnung und eine Hauptsatzung gegeben hatte, folgte Punkt vier: "Wahl der Beigeordneten, Ernennung, Vereidigung und Einführung in das Amt." Und das wurde spannender als geplant. Erster Kandidat, vorgeschlagen von der CDU: Raimund Geilenkirchen (Kommentar vom Tisch der Ortsbürgermeister: "Das ist aber überraschend."). Ergebnis: 20 Stimmen, Glückwunsch, Geilenkirchen nahm neben Arenz Platz - an gewohnter Position, wie in der vergangenen Legislaturperiode. Als Kandidatin für den zweiten Beigeordneten-Posten fraktionsübergreifend abgesprochen und -genickt: Melitta Gray, ehemaliges FWG-Ratsmitglied aus Stadtkyll. Auch hier: 20 Ja-Stimmen, alles gebongt. Dann sollte Nummer drei bestimmt werden. Auch hier hatte es ein Angebot der CDU gegeben, diesmal an die SPD: Ex-Ratsmitglied Paul Sonnen hätte den Christdemokraten als Beigeordneter in den Kram gepasst. Doch die SPD spielte nicht mit. Fraktionsmitglied Ewald Hansen: "Das ist ein Kandidat, der denen genehm war. Aber er hat in unserem Ortsvereinsvorstand keine Mehrheit gefunden." Also nominierten die Genossen Ulrike Erb-May. Die CDU-Fraktion konterte mit Kandidatin Gitta Dederichs. Eine klare Sache eigentlich. Wenn nicht aus eigenen Reihen noch ein weiterer Vorschlag gekommen wäre: Zur Überraschung aller nannte nämlich Nikolaus Simon, neues CDU-Ratsmitglied und Stadtkyller Ortsbürgermeister, den bisherigen Dritten Beigeordneten Hermann Leisen. Und das war der Startschuss für gleich drei Urnengänge, an deren Ende sich dann doch Gitta Dederichs in einer Stichwahl gegen Ulrike Erb-May durchsetzte. Der Rest war Spekulation: Was läuft denn da bei der CDU? Eine kleine Revolte gegen Fraktionschef Hans-Josef Möller? "Der hat nicht mehr das Sagen", raunte es aus SPD-Reihen. "Doof", urteilte ein CDU-Ratsherr. "Wieso, das kann man doch machen", spielte Fraktionskollege Edi Schell die Sache herunter. Hans-Josef Möller jedenfalls war deutlich geknickt: "Ich sag' gar nix." Und Nikolaus Simon räumte lediglich ein, dass die Wahl "vielleicht nicht gut vorbereitet" gewesen sei. Besser vorbereitet war offenbar die Besetzung der verschiedenen Ausschüsse - alle Posten waren bereits vorher von den Fraktionen abgesprochen worden und wurden entsprechend bestätigt. Viel Aufregung also bereits in der ersten Ratssitzung. Und die alte, neue Erkenntnis: Wer keine Probleme hat, macht sich welche. Immerhin fand die gescheiterte SPD-Kandidatin Ulrike Erb-May trotzdem einen Grund, sich zu freuen: "Das sind die Zeichen der Zeit - zwei weibliche Beigeordnete!" Genau. Fehlt nur noch das Schlusswort von Werner Arenz: "Jetzt machen wir erst mal Sommerferien."

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