"Ich traute meinen Augen nicht"

KNAUFSPESCH. Der Schwarze Mann lässt tief blicken. Ein Loch mitten in der Landesstraße 20 in Höhe des Blockhauses liefert zur Zeit für jede Menge Gesprächsstoff. Bei den Behörden sorgt der Vorfall für Rätselraten.

"Ich hielt an und traute meinen Augen nicht. In der Fahrbahn klaffte ein Loch von etwa 80 Zentimetern Durchmesser und mindestens 1,50 Meter Tiefe." Ludwig Palzer aus Heckhuscheid ist auch einige Tage nach dem seltsamen Vorfall noch tief beeindruckt. Genau dort, wo er mit seinem Sohn Christoph und einem Bekannten eine Stunde zuvor im Auto unterwegs war, hatte sich die Erde geöffnet. Erst auf der Rückfahrt nahm er eher durch Zufall zur Kenntnis, dass mehrerer Personen damit beschäftigt waren, Baumstämme in ein Loch zu stecken und die Stelle mit einem Warndreieck zu sichern. Exakt in dieser Zeitspanne nämlich war die Fahrbahn eingestürzt. "Nicht auszudenken, wenn diese Stelle während des Befahrens eingekracht und womöglich ein Zweiradfahrer dort hinein geraten wäre", gibt Ludwig Palzer zu bedenken. Nach Palzers Auffassung handelt es sich bei der Einsturzstelle um einen unterirdischen Zugang zu einem ehemaligen Westwallbunker. Diese Bunkerruine befindet sich unmittelbar gegenüber der Einsturzstelle neben der Straße. Palzer: "Dem Anschein nach war ein Gang mit größeren Steinen, zumindest im oberen Bereich, gewölbeähnlich ausgebaut worden." Das Bauwerk habe all den Fahrzeugen bisher Stand gehalten. "Bis zu diesem Tag eben!" So ähnlich muss es tatsächlich gewesen sein. Jedenfalls nahm die Polizei Prüm den Vorfall auf und alarmierte die Straßenmeisterei, deren Mitarbeiter das Loch schnell wieder schlossen. Meistereichef Karl-Heinz Rach bestätigte derweil den maroden Straßenzustand. Und auch seine Vermutung lautet, dass es sich um eine Bunkerleitung handeln könnte, entweder zur Entlüftung oder zur Entwässerung. 50 bis 60 Jahre nachdem die Straße gebaut wurde, habe sie den Druck an dieser Stelle wohl nicht mehr ausgehalten. Zuständig für die Bunkeranlagen rund um den Schwarzen Mann ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben in Trier. Deren Sprecher Horst Weber reagierte zurückhaltend: "Es ist vage möglich, dass da etwas sein könnte, das noch mit der Ardennenoffensive zu tun hat", sagte er auf TV-Anfrage. Andererseits handele es sich bei den Bunkern um "homogene, geschlossene Baukörper". Gleichwohl sei überliefert, dass es dort ein ausgedehntes Wassersystem gegeben hat, das jedoch auch in die kommunale Versorgung integriert gewesen war. Eine endgültige Erklärung für den Vorfall habe er jedoch nicht parat. Experten haben auch keine Begründung

Eine Begründung für den Einsturz haben unterdessen auch nicht die Experten beim Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV) Gerolstein auf Lager. Dafür gibt es dort Fakten. Denn: Noch in diesem Jahr soll die L 20 ab dem Forsthaus Schneifel bis hinter das Blockhaus ausgebaut und erneuert werden. Laut LSV-Mitarbeiter Robert Simon werden bei dieser Gelegenheit sogar etliche zusätzliche Parkplätze für die Besucher des Wintersportgebiets entstehen. Die Auftragsvergabe ist inzwischen erfolgt. Ergo: Die Hoffnung, dass sich auf dem Schwarzen Mann zum ersten und zum letzten Mal die Erde geöffnet hat, ist ziemlich groß…

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