"Ich will das Leben sehen"

KÖRPERICH. 54 Senioren haben ihr bisheriges Domizil in der Hubertusstraße in Körperich verlassen und sind in das neu gebaute Altenheim St. Vinzenz-Haus umgezogen.

Das neue Seniorenheim in Körperich ist fertig (der TV berichtete). Nun soll es mit Leben erfüllt werden. Möbelwagen werden nicht gebraucht, denn das neue Haus steht unmittelbar neben dem alten Heim. Ein Verbindungsgang zwischen Alt- und Neubau ermöglicht den Senioren, trockenen Fußes in das neue Haus zu gelangen. Mehr als 60 ehrenamtliche Helfer kümmern sich an diesem Morgen um den Umzug. Spontan haben sich Mitarbeiter der Franziskanerinnen-Häuser in Schweich und Speicher bereit erklärt zu helfen. Feuerwehrleute aus Körperich und Hüttingen, Mitglieder des Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrats mit Pastor Horst Brandt sowie viele Angehörigen der Bewohner sind ebenfalls angetreten. Für den Ernstfall ist das Deutsche Rote Kreuz vor Ort.Gesang und Spiele verkürzen die Wartezeit

Die Helfer werden in Trupps zu jeweils drei Leuten eingeteilt. Schränke müssen ab- und wieder aufgebaut werden. Alle persönlichen Gegenstände der Bewohner müssen aus- und im Neubau wieder eingeräumt werden. Heimleiter Bernhard Fromme hat alle Hände voll zu tun. Regionalleiter Anno Frings dokumentiert das Geschehen mit der Kamera. Von all dem bekommen die Bewohner erst einmal nichts mit. Sie warten geduldig in den Aufenthaltsräumen. Betreuer laden zum Singen und zu Spielen ein, servieren Kaffee und Gebäck. Einige Senioren sehen dem Umzug mit gemischten Gefühlen entgegen. Ihnen macht die Veränderung Angst. "In den letzten Tagen haben wir viele Bewohner in den Neubau geführt, damit sie ihr neues Zuhause bereits vorher kennen lernen", sagt Fromme. Frings ergänzt: "Es ist wichtig, dass sie nicht in ein Umfeld kommen, dass sie vorher nicht gesehen haben." Die Bewohner konnten sich ihr neues Zimmer aussuchen, wahlweise mit Blick in den Garten oder zur Straße. Das Ehepaar Johann hat ein Doppelzimmer mit Blick zur Straße gewählt. "Ich will das Leben im Dorf sehen", sagt die 83-jährige Maria Johann. Sie freut sich auf den Umzug. Das neue eigene Badezimmer gefällt ihr gut: "Jetzt kann ich duschen, wann immer ich will." Ihr ein Jahr älterer Ehemann Karl-Heinz ist von dem Umzug weniger begeistert. Der Senior lebt auf, wenn er von seinem früheren Hobby, dem Angeln, spricht oder wenn er Lieder singt wie "Muss I denn zum Städtele hinaus". Am Aufzug gibt es Stau. Die alten Menschen nehmen es gelassen, scherzen mit den Betreuern. Ein stressiger Tag, für alle Beteiligten. Eine Ausnahmesituation für die alten Menschen, aber auch für die Helfer. "Ohne die vielen Freiwilligen wäre es nicht machbar gewesen", sagt Bernhard Fromme erleichtert. Auch Frings ist zufrieden: "Es ist hervorragend gelaufen, wenn auch mit einer kleinen Verzögerung."

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