Im Bombenhagel verlor die Stadt ihr Gesicht

BITBURG. Das alte Bitburg in Erinnerung rufen will die Aktion "Bitburg im Zeitraffer", die in Schaufenstern Bitburger Betriebe zu sehen sein wird. Dabei werden alte Fotografien der heutigen baulichen Wirklichkeit gegenüber gestellt.

"Bitburg ist verloren." Diesen Satz notierte der damalige Wehrführer Christian Zey am Heiligabend 1944 in sein Einsatztagebuch. Die alliierten Luftangriffe an diesem Abend und im gesamten Januar und Februar 1945 bewirkten, dass Bitburg einer Trümmerwüste glich, als die Amerikaner am 28. Februar 1945 einmarschierten. Viel Bausubstanz ging durch die Bombardements verloren, ganze Häuserzeilen - wie im Bereich des heutigen Glockenturms in der oberen Hauptstraße - wurden gar nicht wieder aufgebaut. Weitere Narben in das Gesicht der Stadt schlugen der Wiederaufbau nach dem Krieg und der autogerechte Umbau der Straßen mitsamt der Zerstörung eines alten Wohnquartiers für den Bau des Parkhauses Annenhof. "Wir wollen darstellen, wie das alte Bitburg ausgesehen hat", sagt Projektleiter Thomas Konder, der das Projekt "Bitburg im Zeitraffer" für die Firma Marktfaktor umsetzt, über die Idee, die hinter der Bilderschau steht. Es gehe darum, den Menschen bewusst zu machen, wie gravierend sich eine über Jahrhunderte gewachsene Stadt innerhalb weniger Jahre veränderte. Ziel der Aktion ist, anhand von alten Fotografien vor Ort jeweils an den früheren Bauzustand zu erinnern. "Die Tafeln im Format von 40 mal 50 Zentimetern sollen in den Schaufenstern der Geschäfte zu sehen sein", sagt Konder. Dabei werden historische Fotos aus der Zeit von 1900 bis 1944 aktuellen Ansichten gegenüber gestellt. Die Aufnahmen stammen aus dem Bitburger Stadtarchiv und sind teilweise noch nicht veröffentlicht worden.Bis zu 100 Tafeln sind geplant

Geht es nach dem Willen Konders, sollen die bis zu 100 Tafeln einen historischen Stadtspaziergang ermöglichen. "Die Resonanz auf unsere Idee ist sehr gut", sagt der Bitburger. Sie verbinde ein ernstes und wichtiges Thema mit unterhaltenden Elementen. Lohnen soll sich der Schaufensterbummel zudem: Es soll eine historische Stadtrallye geben, bei der Fragen zu einzelnen Tafeln zu beantworten sind und bei der es viele Sachpreise zu gewinnen geben soll. Zudem wird es Mitte Februar in den Räumen der Volksbank Bitburg, die "Bitburg in Zeitraffer" maßgeblich unterstützt, eine Veranstaltung zum Thema geben. Gerade die nach dem Weltkrieg geborenen Menschen werden einige der vorbereiteten Stadtansichten nicht mehr wiedererkennen. Wer hätte beispielsweise gewusst, dass auf dem Petersplatz einmal eine Kirche stand, die in der Zeit um den Ersten Weltkrieg abgerissen wurde? Oder wer weiß, wie der Kobenturm ausgesehen hat? An dessen Stelle steht heute ein Wohn- und Geschäftshaus, in dem dieTV -Redaktion beheimatet ist und dessen Reste in die Mauer der Brauerei eingearbeitet worden sind. Ganz neu dürfte den jüngeren Betrachtern auch sein, dass der heutige Postvorplatz einst ein akkurat angelegter Park war und für wenige Jahre Horst-Wessel-Platz hieß. Gelüftet wird zudem das Geheimnis, warum der heutige Parkplatz an der Stadtverwaltung Grüner See heißt. Dort, wo heute Autos stehen, befand sich nämlich lange Jahre ein Feuerlöschteich. Lösen die Ansichten bei den Jüngeren Erstaunen aus ob der (nicht immer positiven) Veränderung, so werden die Tafeln bei vielen Menschen Erinnerungen an ein Bitburg auslösen, das in den Bombennächten untergegangen ist. Im Bereich Zangerles Eck, Karenweg oder rund um den strategisch wichtigen Bahnhof blieb teilweise kein Stein mehr auf dem anderen stehen. Laut Stadtchronik aus dem Jahr 2000 lebten im Jahr 1929 etwa 5570 Menschen in der Stadt. Beim Eintreffen der Amerikaner waren es noch 74.

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