Im Dilemma zwischen Quote und Markt

Wenig Hoffnungen machte Karl-Heinz Engel, Hauptgeschäftsführer der Hochwald Nahrungsmittel-Werke, rund 80 Landwirten bei der Bezirkstagung des Bauernverbandes auf eine Fusion der beiden rheinland-pfälzischen Molkereien. Zu einem Eklat kam es, weil die Freie Wählergemeinschaft (FWG) vor dem Gebäude Flugblätter verteilte.

Thalfang. Zu seiner traditionellen Bezirkstagung in Thalfang hatte der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau, Bernkastel-Wittlich zwei Redner eingeladen, die zur Überwindung der niedrigen Milchpreise auf Marktmechanismen setzen: Klaus Fontaine, Präsident des Bauernverbands Saar, und Karl-Heinz Engel von der Thalfanger Hochwald-Molkerei.

"Wir müssen uns den Herausforderungen des Marktes stellen", forderte Fontaine die rund 80 Landwirte im Thalfanger Festsaal auf. Am geplanten Ausstieg aus der Quote im Jahr 2015 führe kein Weg vorbei. Er plädierte allerdings europaweit für Wettbewerbsgleichheit, etwa in Sachen Bürokratieabbau und Umweltauflagen.

Trotz des mit 23 Cent immer noch niedrigen Milchpreises sieht Molkerei-Chef Engel durchaus eine Zukunft für die Milcherzeuger. In Ländern wie USA und Australien sinke die Milchproduktion. Boom-Länder wie Saudi-Arabien stünden dagegen laut Engel vor dem Problem, ihre wachsende Bevölkerung zu ernähren.

Die extrem niedrigen Milchpreise in diesem Jahr interpretiert Engel als Gegenreaktion des Marktes auf die hohen Preise im Jahr zuvor. Ein entscheidendes Problem sei nach wie vor, dass den fünf preisprägenden Lebensmittelmärkten am Verhandlungstisch rund 120 Molkereien gegenübersitzen. Durch Kooperationen beziehungsweise Fusionen könne die Marktposition der Molkereien gestärkt und Geld gespart werden.

Ehren- und hauptamtliche Vertreter der Hochwald Nahrungsmittel-Werke hätten deshalb mehrfach mit der Milchunion Hocheifel (Muh) in Pronsfeld Gespräche über Kooperationen etwa bei der Milcherfassung oder beim Einkauf gesucht. Die Bereitschaft der anderen Seite sei nicht da. Die Vertreter der Muh zögen es laut Engel vor, eigenständig zu bleiben. Sein Unternehmen werde das Thema angesichts der klaren Aussage auf der anderen Seite offiziell nicht mehr ansprechen.

Verärgert reagierte Kreisbauernchef Manfred Zelder auf "Schmähschriften", die hinter seinem Rücken von Mitgliedern der Thalfanger FWG vor dem Festsaal verteilt wurden. In der sogenannten "Diskussionsgrundlage", wie FWG-Chef Richard Pestemer formulierte, wurden Positionen des Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) vertreten, der "hohe Strafgebühren" für Landwirte fordert, die ihre Liefermenge überschreiten.

Als Pestemer sich gegen die starke Exportausrichtung der Thalfanger Molkerei aussprach, entgegnete Engel scharf, dass 95 Prozent der Produktion im Werk Thalfang auf den Weltmarkt gingen. Wäre das nicht mehr der Fall, drohe die Schließung des Standorts.

Als sich Vertreter der FWG mehrfach zu Wort meldeten und störten, entzog Zelder ihnen das Rederecht. Seine Begründung: "Wir lassen unsere Tagung nicht von Teilen der Kommunalpolitik instrumentalisieren."

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