Im Slalom zur Arbeit

BITBURG. Einen beschwerlichen Umweg muss Radfahrer Walter Gillen neuerdings in Kauf nehmen, will er durch die Kreisverkehre an der Neuerburger Straße fahren. Auch anderswo in der Stadt stoßen Radfahrer auf Hindernisse. Die Chancen auf neue Radwege oder Ausnahmeregelungen sind jedoch schlecht.

 Schieben, warten und auf ins Getümmel: Walter Gillen am Kreisverkehr an der Neuerburger Straße.Foto: Heike Lissen

Schieben, warten und auf ins Getümmel: Walter Gillen am Kreisverkehr an der Neuerburger Straße.Foto: Heike Lissen

Seit mehr als zehn Jahren radelt Walter Gillen zur Arbeit, zu seinem Naturkostladen in der Bitburger Fußgängerzone. Er schwingt sich in der Prümer Straße in den Sattel, fährt durch die Rautenberg-Straße, kreuzt die Neuerburger Straße und gelangt dann durch den Karenweg in die Josef-Niederprümstraße. Vor einigen Wochen musste er an der Kreuzung zur Neuerburger Straße allerdings vor Überraschung erst einmal vom Fahrrad steigen. Denn dort hatte die Stadt ­ vor Bauabschluss der beiden neuen Kreisverkehre ­ ein Schild aufgestellt, das das Linksabbiegen in die Innenstadt verbietet. "Jetzt muss ich mit dem Fahrrad den Berg hinab in den Kreisverkehr am Arbeitsamt fahren, danach wieder den Berg hinauf in den oberen Kreisverkehr an der Neuerburger Straße", sagt Gillen. Er sei sehr überrascht, dass bei der Planung der Kreisverkehre scheinbar nicht an die Fahrradfahrer gedacht wurde. Auch an anderen Stellen in der Stadt fühle er sich als Radfahrer benachteiligt.Walter Gillen erhoffte sich von der Bürgerversammlung Anfang Dezember, bei der Bürgermeister Streit zusammen mit Wolfgang Kieren vom Koblenzer Ingenieurbüro Vertec das Verkehrskonzept für die Stadt Bitburg vorstellte, Antworten. "Bei der Vorstellung des Verkehrskonzepts war keine Rede vom Fahrradverkehr", erzählt Gillen. In der anschließenden Fragestunde meldete er sich zu Wort und erkundigte sich, ob dieser überhaupt bedacht worden sei. Er habe daraufhin die "lapidare Antwort" bekommen, dass es nicht viele Radfahrer in Bitburg gebe. Dies habe eine Zählung ergeben.Auf diese Zählungen verweist auch Werner Krämer, Pressesprecher der Stadt, auf Nachfrage : "Es gibt zu wenig Radfahrer, und in der Vergangenheit sind Radwege gebaut worden, die nicht genutzt werden. In Kreisverkehren sind Radwege technisch kaum zu realisieren." In den engen Straßen der Innenstadt sei es schwierig oder unmöglich, Radwege zu bauen.Außerdem erlaube die schlechte Finanzsituation der Stadt keine derartigen Investitionen. Trotzdem werde auch künftig darüber nachgedacht, "was machbar ist". Das Haupt-Augenmerk liege derzeit auf dem außerstädtischen Radverkehr: auf der Anbindung des Kylltalradweges an den Nimstalradweg.Rad ist in den Hintergrund gerrückt

Zur Situation am Rautenberg sagt Krämer: "Es muss rechts abgebogen werden, damit der Verkehr fließen kann. Es gibt keinen Grund, Fahrradfahrer von diesen Regeln auszuschließen." Vielmehr sollten diese dort absteigen und über die Straße schieben. Dies tut Walter Gillen auch.Obwohl er natürlich lieber im Sattel bleiben will. "Ich bestehe nicht darauf, dass alles möglich ist", stellt Gillen klar. "Ich würde mir aber Ausnahmeregelungen wünschen, um möglichst kurze Wege zu haben." Er könne sich an dieser Stelle ein Schild vorstellen, das Radfahrern das Linksabbiegen erlaubt. Derartige Sonderregelungen sind aber laut Krämer in der Straßenverkehrsordnung nicht vorgesehen.Dieter Drees, Vorsitzender des Vereins der Radsportfreunde Bitburg, möchte sich auf keine Seite schlagen. "Es ist eine Utopie, dass in Bitburg alles auch für das Fahrrad ausgebaut werden kann.Dennoch ist das Rad als Verkehrsmittel in den Hintergrund gerückt", sagt er. Sein Verein sei "heilfroh", dass in den vergangen Jahren mit dem Nimstal- und Kylltalradweg rund um Bitburg "unheimlich viel bewegt worden sei". Ein Defizit sieht er darin, dass der Nimstalradweg nicht direkt an die Stadt angebunden sei. Auch er würde Ausnahmeregelungen für Fahrradfahrer in der Stadt befürworten.Ganz unberücksichtigt blieben die Belange der Radfahrer jedoch nicht, fügt er hinzu: Der Bauausschuss, unterstützt von Harald Endres vom Straßen- und Verkehrsamt, der für das Radwegenetz in den Kreisen Bitburg-Prüm und Daun zuständig ist, habe den Verein bei der Planung für Radwege rund um die Stadt zu Rate gezogen. "Die Frage ist, ob die Mittel, die für den überregionalen Ausbau des Radwegenetzes bestimmt sind, nicht auch in den Ausbau in der Stadt einfließen können."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort