Im Stall sucht man die Traumfrau vergebens

INGENDORF. Ist es für Landwirte tatsächlich schwieriger, einen Partner zu finden, als für andere Berufstätige? Landwirtin Elvira Strellen aus Ingendorf hat bei einer Umfrage herausgefunden, dass es nicht nur am Beruf, sondern häufig an den Landwirten selber liegt, dass sie noch Single sind.

Bauer Norbert aus dem Landkreis Bitburg-Prüm ist unglücklich. Mit seinem Betrieb ist zwar alles in Ordnung, und die Milchleistung seiner Kühe stimmt auch. Aber was Norbert fehlt, ist eine Ehefrau. Er ist nun schon über 30 und immer noch Single. Aber was macht er falsch? Wie kann er trotz der zeitlichen Einspannung im Betrieb die richtige Frau fürs Leben finden? Mit dieser Frage hat sich Elvira Strellen aus Ingendorf (Verbandsgemeinde Bitburg-Land) beschäftigt. Die junge Frau aus der kleinen Eifelgemeinde hat über dieses Thema auch ihre Technikerarbeit Ende 2004 verfasst. Während andere Schüler sich in ihrer Technikerarbeit mit dem optimalen Einsatz von Düngemitteln oder der richtigen Klauenpflege beim Rind beschäftigten, lautete das Thema von Strellens Arbeit: "Partnersuche für junge Landwirte und Landwirtinnen". "Zuerst haben die meisten Mitschüler nur gelacht, als sie gehört haben, worüber ich schreibe", erzählt die junge Landwirtin. "Aber beteiligt haben sich fast alle. An die 200 Mitschüler, im Alter zwischen 16 und 24 Jahren, haben den Fragebogen ausgefüllt." Heraus kamen teilweise überraschende Ergebnisse. Viele Jungbauern erwarten zum Beispiel von ihrem Partner gar nicht, dass er seinen eigenen Beruf aufgibt und den ganzen Tag im Betrieb hilft. "Den meisten reicht es schon, wenn der Partner, egal welchen Job er hat, Verständnis für den nicht immer einfachen Beruf des Landwirts aufbringt", berichtet Strellen. "So gaben in der Umfrage nur zwei Prozent der männlichen und nur ein Prozent der weiblichen Teilnehmer an, dass der Partner im Betrieb mithelfen soll. Jeweils für die Hälfte der männlichen und der weiblichen Teilnehmer ist es egal, welchen Beruf ihr Partner hat, und er kann auch gerne darin weiterarbeiten." Zudem kam die junge Frau, die den Betrieb ihrer Eltern übernehmen will, zu dem Ergebnis, dass jeder seine Ausgangsposition verbessern kann: "Wenn jemand zum Beispiel nicht offen für neue Sachen ist oder sich vom Aussehen her total gehen lässt, dann ist man teilweise schon selber daran Schuld, Single zu sein. Auch muss man ja nicht gerade vom Stall zur Party gehen." Ein Punkt, warum viele ältere Landwirte immer noch Single sind, ist der, dass die meisten von morgens bis abends in ihrem Betrieb arbeiten und eigentlich keine Zeit haben, Abends auszugehen. Aber für Strellen ist das nur eine Frage der Organisation: "Wenn man sich die Zeit und die Arbeit richtig einteilt, dann hat man durchaus abends Zeit, etwas zu unternehmen. Außerdem ist es doch egal, ob ich morgens mit Ringen unter den Augen im Stall stehe oder nicht." Zudem schreibt Strellen in ihrer Arbeit, dass heutzutage ein Urlaub von mindestens zwei Wochen pro Jahr Standard ist. Um dies verwirklichen zu können, kommt es nicht selten vor, dass die Landwirte sich untereinander helfen. "Wenn wir zum Beispiel in den Urlaub fahren wollen, dann füttern und melken unsere Nachbarn das Vieh", erklärt die junge Frau. Hilfe wird auf dem Land eben noch groß geschrieben. Bei ihren Klassenkameraden stieß das Ergebnis der Arbeit auf großes Interesse: "Die meisten kamen nach der Auswertung zu mir und wollten wissen, was ich denn alles herausgefunden habe. Aber das lässt sich gar nicht so einfach mit wenigen Worten erklären." In einem Punkt waren sich viele Befragte einig: Der Mann sollte den ersten Schritt machen. Doch dieses Ergebnis gilt wohl nicht nur bei Befragten aus der Berufsgruppe der Landwirte.

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