Im Stress für die Landesgartenschau: Was die Stadt Bitburg alles für eine gute Bewerbung macht

Bitburg · Bis Ende März 2016 hat die Stadt Zeit, ihre Bewerbung für die Landesgartenschau einzureichen – und bis dahin hat sie noch viel vor. Bereits am Mittwoch, 16. Dezember, ist auch die Meinung der Bürger gefragt.

 Die Housing: Auf dem 45 Hektar großen Areal könnte im Jahr 2022 die Landesgartenschau stattfinden.

Die Housing: Auf dem 45 Hektar großen Areal könnte im Jahr 2022 die Landesgartenschau stattfinden.

Foto: Portaflug

Landesgartenschau in Bitburg: Aus dem Traum soll Wirklichkeit werden. "Das Thema hat bei uns im Haus deshalb absolute Priorität", sagt Bürgermeister Joachim Kandels. Und das Geld (darauf kommen wir noch) und die Zeit (darauf auch) "würden wir nicht investieren, wenn wir nicht daran glauben würden". Dass er wahr wird, der Traum.

Kandels spricht von "einem unheimlichen Zeitdruck" - weshalb auch die Beschlüsse für die Bewerbung in Kreistag und Stadtrat ja "ganz sportlich" gefallen seien, ebenso die Entscheidung der Stadt, das Konzept vom Bonner Büro RMP entwickeln zu lassen (der TV berichtete). Und auch für die kommenden vier Monate gilt: "Wenn der Stress nachlässt, läuft wohl etwas nicht richtig", wie Armin Seiwert, Leiter des Bereichs Wirtschaftsförderung bei der Stadtverwaltung, sagt.

Die Stadt will eine überzeugende Bewerbung nach Mainz schicken - und hat sich, damit das gelingt, einen engen Zeitplan gesetzt. Ein Bestandteil ihres Rezepts: Viele Beteiligte mit ins Boot holen. Nicht nur die Planer vom Bonner Büro RMP, sondern auch die Menschen vor Ort. In ersten Expertengesprächen und Arbeitsrunden ist bereits diskutiert worden, wie eine Landesgartenschau in Bitburg aussehen könnte - unter ganz unterschiedlichen Aspekten hat man sich Partner an den Tisch geholt, im Tourismus- oder Natur-Bereich. Die größte Runde, sagt Seiwert, sei die Bildungs- und Kulturgruppe mit 24 Beteiligten, darunter unter anderen Verantwortliche aus dem Bitburger Haus der Jugend, dem Echternacher Trifolion, der Dr.-Hans-Simon-Stiftung, dem Kreismuseum und der Bima. Über die Ideen, die dort besprochen wurden, will zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand etwas verraten, denn die Runde soll noch größer werden: Mitte Dezember und Mitte Februar wird es Bürgerwerkstätten geben, bei denen auch die Meinung der Eifeler gefragt ist. Parallel dazu geht es in die politischen Gremien, und auch das werde richtig spannend, sagt Kandels.

Bislang habe man aufgrund der großen Bereitschaft zur Mitarbeit in den Gesprächen - "das war richtig spritzig!" - gespürt, erzählt Seiwert, dass die Bewerbung positiv aufgenommen werde. Aber es gebe auch kritische Stimmen, sagt Kandels. Leuten, die finden, die LGS-Sache käme viel zu teuer für die Stadt, antwortet der Stadtchef das: "Es ist eine einmalige Chance, und die Konversion kommt ohnehin auf uns zu. Wir können jetzt aber den Anschub erhalten, in kürzester Zeit etwas Nachhaltiges zu schaffen."

Aber wie teuer wird es denn nun? Da verweist Seiwert auf Landau: Dort hat man insgesamt 35 Millionen Euro ausgegeben. Wobei das Land 27 Millionen Euro übernommen hat. An den Finanzierungsplan für eine LGS in Bitburg mache man sich konkret Ende Januar, denn bis dahin soll das inhaltliche Konzept größtenteils stehen - aber natürlich könne "man auch nicht planen, ohne die Kosten im Blick zu haben", sagt Seiwert.

Worin sich Stadt und Kreis einig sind: "Wir wollen einen Zweckverband gründen", sagt Kandels. Und das noch, bevor die Bewerbungsfrist ablaufe, denn ein ausgereiftes Finanzierungskonzept gehöre ja zu den Unterlagen. "Über die Anteile müssen wir uns noch unterhalten", sagt der Bürgermeister, aber dass "die Stadt den Hut aufhat und der Kreis Partner ist", das sei klar.

Ein sehr wichtiger Partner. "Was wir hier versuchen, ist, eine Landesgartenschau zu schaffen für die Region", sagt Seiwert - etwas, das der Kreis auch gefordert hatte, bevor er seine finanzielle Unterstützung zusagte: Er trägt die Hälfte der Kosten für genau die Phase, in der man jetzt ist, nämlich die Erstellung der Bewerbungsunterlagen, und die belaufen sich auf 120.000 bis 160.000 Euro.

Der Kreis spielt aber mehr als nur eine finanzielle Rolle: Die Landesgartenschau werde auch immer wieder Thema im neuen Kreisentwicklungsausschuss sein, kündigt Landrat Joachim Streit an, der "total begeistert ist, dass wir das zusammen machen". Streit: "Tourismus, Baukultur, Eifel-Regionalmarke - all das, was wir schon länger verfolgen, soll sich auf der LGS wiederfinden."

Der neue Ausschuss und die LGS seien zudem Möglichkeiten, "die Stadt-Land-Problematik auch politisch zu besprechen", sagt Streit. Seine Meinung zur Housing: "Wir wollen die tausend Wohnungen zurückbauen, so dass sie der Stadt nicht schaden und auch nicht dem Umland. Ein Sog aus den Dörfern - das wollen wir als Kreis nicht." Insofern sei es nicht nur stadtplanerisch von Interesse, was mit der Housing passiert.
Und: "Das ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt", sagt Streit. "Und unsere Begeisterung kriegen wir auch in die Bewerbung gepackt."

Und wenn doch nichts daraus wird, war die Mühe dann umsonst? Kandels: "Wir haben die Zusage von den Amerikanern für 2017. Selbst wenn wir keinen Zuschlag für die LGS erhalten sollten, haben wir dann eine Machbarkeitsstudie, damit wir das weiterverfolgen können."
Daran denkt jetzt aber keiner. Seiwert: "Wir wollen uns nicht mit dem Trostpreis zufriedengeben."

Bürgerwerkstätten: Die erste ist am Mittwoch, 16. Dezember, 19 Uhr, im Haus der Jugend (HdJ). Am Dienstag, 16. Februar, 19 Uhr, soll bei einer weiteren Bürgerwerkstatt, ebenfalls im HdJ, auch das Konzept öffentlich präsentiert werden.

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