In den Schlaglöchern sammelt sich Ärger

BICKENDORF. Die Straßenzustände in Bickendorf ärgern derzeit die dortige Bevölkerung. Vor wenigen Tagen hat sich sogar die Zeitungszustellerin auf ihrer Tour verletzt.

Es ist ein Morgen wie jeder andere für Helene Neumann: Seit 19 Jahren trägt die Bickendorferin in ihrem Ort den TV aus, so auch an diesem Tag. Um kurz nach 6 Uhr erreicht die Zustellerin aus der Nattenheimer Straße kommend die Brücke in der Ortsmitte, als ihr ein Auto entgegen kommt und sie an den Fahrbahnrand ausweichen muss. "In einer Hand hatte ich die Karre, in der anderen Hand ein paar Zeitungen", erinnert sich Helene Neumann. "Als das Auto kam, konnte ich wegen den Schweinwerfern die Schlaglöcher vor mir nicht sehen und bin gefallen. Das Blut ist den Arm nur so runter gelaufen." Der Beifahrer aus dem Auto habe noch nachgefragt, ob er helfen könne. "Aber da steht man erst mal unter Schock", sagt die Zustellerin.20 Zentimeter tiefe Schlaglöcher

Die genaue Diagnose bekommt sie später dann beim Arzt: der linke Ellenbogen ist kaputt, beide Knie blau angelaufen, die Rippen geprellt und auch die Finger der rechten Hand hat sie sich verletzt. "Ich bin dann bei Tageslicht noch mal zurück zum Unfallort. Da waren riesige Schlaglöcher. Ich darf gar nicht drüber nachdenken, was passiert wäre, wenn ich mit dem Kopf statt mit dem Arm aufgeschlagen wäre", sagt Neumann. Erst vier Tage später wurden die Schlaglöcher dann mit Lava aufgefüllt. Dass es irgendwann einmal zu solch einem Unfall in Bickendorf kommen musste, war für einige im Ort absehbar. Bei einer Bürgerversammlung vor einigen Wochen hatten die Bickendorfer bereits ihren Unmut über die Straßenzustände in ihrem Ort geäußert. Bereits seit Mai dieses Jahres ist die Ortsdurchfahrt Bickendorf (L 5) für den Verkehr voll gesperrt. Grund dafür ist die Verlegung von Kanälen und Hausanschlüssen. Eine Umleitung ist ausgeschildert über eine Kreisstraße durch Nattenheim. Mehrere hundert Fahrzeuge, darunter auch Schwerlastverkehr und Busse, befahren täglich diese Umleitung, die in der Ortslage Bickendorf endet. Dort eben gibt es diese bis zu 20 Zentimeter tiefen Schlaglöcher, die für Autos maximal Schritttempo zulassen. "Auf dieser Umleitungsstraße wurde im vergangenen Jahr ein Kanal verlegt, allerdings hat man auf der Straße keine Schwarzdecke mehr aufgetragen", sagt der Bickendorfer Bürgermeister Josef Biewer. "Das hat damit zu tun, dass auf dieser Strecke im kommenden Jahr weiter gebaut werden soll. Wenn man jetzt also eine Straßendecke auflegen würde, würde man Geld in den Sand setzen."Ausbau der L 5 bis Weihnachten fertig

"Kosten sparen" sei das Ziel, sagt auch Josef Arens vom Landesbetrieb Straßen und Verkehr in Gerolstein. "Aufgrund der derzeit starken Belastung der Umleitungsstrecke können wir Beschädigungen an der Fahrbahndecke nicht ausschließen. Zudem sind die Kanalarbeiten noch nicht komplett abgeschlossen", sagt der Abteilungsleiter Straßenbau. "Wo gehobelt wird, fallen halt auch Späne", sagt Bürgermeister Biewer. Er versteht aber, dass sich Menschen im Ort über die Straßenzustände ärgern. "Die ausführende Firma sagte mir, der Ausbau habe länger gedauert, da es Schwierigkeiten gegeben habe. Ich bin kein Techniker, und kann das nicht beurteilen." Bis Weihnachten soll der Ausbau der L 5 nun abgeschlossen werden, auf der Umleitungsstrecke sollen die Bagger dann wieder im Frühjahr 2005 anrollen. So lange müssen die Fußgänger ganz genau aufpassen, wo sie hintreten. Helene Neumann ist aber ohnehin noch mindestens eine Woche krank geschrieben.

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