In der Krise ein liebevolles Zuhause

BITBURG-PRÜM. Sie brauchen starke Nerven, eine große Offenheit und viel Geduld: Pflegeeltern geben Kindern in Krisensituationen ein Zuhause. Manchmal nur kurzzeitig, oft aber dauerhaft. Eine Stütze dabei ist der Kinderpflegedienst der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm.

Pflegekinder haben häufig eine traurige Vorgeschichte. Hätten sie die nicht, bräuchten sie keine Ergänzungsfamilie. Der Pflegekinderdienst der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm hat 2005 rund 120 Kinder in Vollzeitpflege untergebracht. Und laufend werden Familien gesucht, die bereit sind, ein Pflegekind aufzunehmen. Organisatorisch gehört der Kinderpflegedienst zum Jugendamt der Kreisverwaltung. Die Sozialpädagoginnen Birgit Bales und Reinhild Hansen sind die Ansprechpartnerinnen für die Pflegeeltern. Sie entscheiden, ob jemand als Pflegemutter oder -vater in Frage kommt, oder nicht. Zu ihren Aufgaben gehört auch die Vorbereitung, Schulung und Begleitung von Bewerbern sowie nach Vermittlung auch die Betreuung der Familie. An ihrer Seite haben sie die Sozialpädagogin und systemische Familienberaterin Claudia Aßmann-Bach, die vorrangig Pflegeeltern berät und begleitet und zwei Gesprächskreise leitet. Wer einem fremden Kind ein Zuhause bieten will, sollte sich darüber im Klaren sein, dass es unter bestimmten Voraussetzungen in seine Ursprungsfamilie zurückkehrt. "Pflegeeltern zu sein, ist eine schwere Aufgabe. Es darf nicht so verstanden werden, dass man die eigene Familie mit Kindern bestückt", sagt Bales. Vorrangiges Ziel der Jugendhilfe sei, Kinder in ihre "Herkunftsfamilie" zurückzubringen. Doch oft sieht die Realität anders aus. "In der Regel entwickelt sich ein Dauerpflegeverhältnis. Nur sehr selten kommt es zu einer Rückführung", sagt Bales. "Pflegeeltern müssen sich aber im Klaren sein, dass das Kind möglicherweise die Familie wieder verlässt," betont Aßmann-Bach. Das mache die Sache für viele Pflegeeltern schwierig. Doch wie kann man erfahren, ob sich eine Familie als Pflegefamilie eignet? Dazu sagen Bales und Hansen: "Die Pflegeeltern sollten gesund sein. Psychisch und physisch müssen sie sehr belastbar sein. Eine schwierige Vorgeschichte der Kinder macht sich meist bemerkbar. Damit muss eine Pflegefamilie rechnen und fertig werden. Die Familie sollte die Geschichte des Kindes kennen und damit umgehen können. Sie müssen tolerant sein und viel Geduld haben." Gerade mit der Einflussnahme der Herkunftsfamilie haben viele Pflegeeltern Probleme, beobachtet Aßmann-Bach. "Als Pflegefamilie ist man nicht mehr so privat, nicht mehr so selbstbestimmt wie früher", ergänzt Bales. Wenn man sich entscheide, ein Kind aufzunehmen, nehmen auch verschiedene Akteure Einfluss, erklärt Jugendamtsleiter Josef Winandy. Um auch über sich selbst herauszufinden, ob man sich als Pflegefamilie eignet, bietet der Kinderpflegedienst ein Bewerberseminar an. "Bei diesen drei ganztätigen Treffen wird das Allerwichtigste geklärt", sagt die Familienberaterin. Positiv sei, dass gerade im ländlichen Bereich die Bereitschaft sehr groß sei, ein fremdes Kind bei sich aufzunehmen, beobachtet Winandy. "Die Aufnahme eines Kindes bedeutet für Erwachsene auch einen riesigen Entwicklungsschub", weiß Aßmann-Bach. Neben der Langzeitpflege bietet der Pflegekinderdienst auch die Möglichkeit der Bereitschaftspflege (wenn die Situation des Kindes nicht abschließend geklärt ist) und der sozialpädagogischen Pflege, bei der die Pflegeeltern besondere Eignungsvoraussetzungen erfüllen müssen. Bewerber, die ein Pflegekind aufnehmen möchten, können sich unverbindlich und kostenlos beim Pflegekinderdienst der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm beraten lassen. Die Kosten für ein Pflegeverhältnis sowie ein Vergütungsbeitrag werden von der Jugendhilfe übernommen. Für den Altkreis Prüm ist Reinhild Hansen, Telefon: 06561/153100, für die anderen Bereiche Birgit Bales, Telefon: 06561/153110, zuständig.

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