Ist verzichten populär?

Es ist Passionszeit, Fastenzeit. Zeit - angesichts des Leidensweges Jesu - sich auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren.

Ist verzichten populär?
Foto: (e_eifel )

Vielleicht mag jemand das Fasten für eine klösterliche Extremübung halten. Wir haben in den letzten Jahren schon auf vieles verzichtet in dieser Zeit: auf Chips, auf Fleisch, auf Wein und Bier. Auf Fernsehen, auf Facebook. Ja, eine extreme Übung kann es werden, wenn man über Handyfasten und Autofasten nachdenkt. In unserer Kirche hat mich das diesjährige Motto nachdenklich gemacht: " Sieben Wochen ohne sofort".Da geht es mal gar nicht darum, auf einen Genuss zu verzichten. Es geht darum, auf Stress zu verzichten. Ist das extrem? Wünschen wir alle uns das nicht auch insgeheim? Nicht ständig und immer unter Strom zu stehen, weil schon wieder die nächsten Aufgaben anstehen, die "sofort" erledigt werden wollen.Natürlich ist es eine schöne Sache mit dem Handy. Ich verpasse nichts mehr, bekomme Mitteilungen von Freunden und Nachrichten sofort. Aber muss es wirklich immer "sofort" sein. Mir gefiel aber auch die Zeit, als wir Nachrichten morgens im Radio hörten und dann erst wieder im Abendprogramm des Fernsehens sahen. Muss man alle Nachrichten wirklich sofort erfahren? Ich finde es auch bei kurzen Kommunikationsfäden zwischen Freunden manchmal fragwürdig, über alles und sofort zu schreiben. Die Zeit wäre oft ein sinnvoller Filter.Auch bei Bitten auf Zuruf wäre das Wartenmüssen für mein Gegenüber oft mit der wertvollen Erfahrung verbunden, dass man an Sachen mal dranbleiben muss.Ja, und dann die vielen Konzepte und Produkte, die unser Leben begleiten und annehmlich machen sollen. Aber ich habe schon oft erfahren, dass "sofort" auch "unausgegoren" bedeuten kann. "7 Wochen ohne sofort" ist nicht populär, jedenfalls nicht für mein Gegenüber.Pfarrer Clemens Ruhl, Evangelische Kirchengemeinde Prüm GLAUBEN IM ALLTAG

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