Jäger hegen Mädesüß

GIESCHEID. Man nehme eine Portion Idealismus, Köpfchen, Muskelkraft, eine Motorsäge und robuste Gummistiefel. Derart ausgerüstet räumen im "Urwald" zwischen Ramscheid und Miescheid in der Nähe von Giescheid die Mitglieder des Hegerings Hellenthal bereits seit einigen Jahren auf einer Talwiese auf. So machte sich auch am Samstag wieder eine Gruppe ans Werk.

"Vor mehreren Jahrzehnten wurde dieses Gebiet noch landwirtschaftlich genutzt", berichtete am Samstag vor Ort Johann Jütten, Leiter des Hegerings Hellenthal. Das weidende Vieh hielt die Feuchtwiese frei. Doch nachdem die Fläche entlang des Silpertsiefs, einem Seitental des Prethbaches, nicht mehr landwirtschaftlich genutzt wurde, verbuschte die Fläche zunehmend und wurde immer lichtloser. "Da, wo kein Licht hinkommt, da wächst auch nichts mehr", sagt Jütten. Vor 15 Jahren pachteten die Mitglieder des Hegerings Hellenthal das rund ein Hektar große Areal. Dadurch, dass die Fläche verbuschte, gingen nicht nur schützenswerte Pflanzen verloren, auch die Tierwelt fand in diesem Umfeld kein lebenswertes Zuhause mehr. Die Jäger krempelten die Ärmel hoch und legten Stück für Stück die Fläche entlang des munteren Bachlaufs wieder frei. Dabei wurden sie von den Fachleuten der Biologischen Station in Nettersheim beraten. Sträucher und Büsche verschwanden wieder, Binsen, Mädesüß, Schlüsselblumen, Orchideen und Narzissen kehrten zurück. Auch Tierarten wie seltene Libellen können sich in diesem Umfeld wieder entfalten. Jagdliche Interessen stehen bei dieser Maßnahme nicht im Vordergrund. Ziel ist es, dem Tal seine Ursprünglichkeit zurückzugeben, was in das Konzept der regionalen Renaturierungs-Maßnahmen passt. Einmal im Winter sägen die fleißigen Hände nun Sträucher und Büsche ab und verbrennen sie. Im Sommer, nach der Pflanzenblüte, wird die Wiese von den Jägern gemäht. Nach getaner Arbeit finden sich die idealistisch veranlagten Zeitgenossen dann in der "Knosterbude" von Johann Jütten ein, in der Gertrud Jütten tüchtig auftischt.

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