"Jeder kann integriert werden"

BITBURG. Das 46-Millionen-Euro-Projekt trägt erste Früchte: Zur Lehrabschlussfeier für 13 Absolventen lud das Europäische Berufsbildungswerk (Euro-BBW) in Bitburg ein.

 Die erfolgreichen Absolventen des Euro-BBW.Foto: Manuel W. Schmitt

Die erfolgreichen Absolventen des Euro-BBW.Foto: Manuel W. Schmitt

Noch bevor das Gebäude des Euro-BBW fertig gestellt war, hatten im August 2000 die ersten Schüler des Euro-BBW ihre Ausbildung begonnen. Die körperlich behinderten oder psychisch beeinträchtigten Jugendlichen erlernten innerhalb von drei Jahren die Berufe Fachinformatiker, Gärtner (Fachbereich Garten- und Landschaftsbau) sowie Kaufmann für Bürokommunikation. Am Ende ihrer Lehrzeit stellten sie sich der gleichen Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier oder der rheinland-pfälzischen Landwirtschaftskammer, an der auch nicht behinderte Azubis teilnehmen. 93 Prozent der Schüler bestanden diese im ersten Anlauf; ihre Ergebnisse liegen zum Teil über dem Kammer-Durchschnitt. In einer Feierstunde überreichten Heike Winnikes-Weibler - Bereichsleiterin für Berufsschule und berufliche Qualifikation am Euro-BBW - und Lehrerin Rita Mertes den erfolgreichen Absolventen dieses ersten Ausbildungsjahrgangs nun ihre Prüfungsurkunden. Die Schüler hätten sich nicht nur Fachwissen angeeignet, sondern auch an persönlicher Erfahrung gewonnen, sagte Schulleiter Günther Weydt in seiner Ansprache: "Sie verfügen nun über ein solides Fundament, auf das sie im Berufsleben aufbauen können." Weydt dankte der Theobald-Simon-Schule und dem Bitburger Berufsbildungszentrum, die in den ersten Monaten des Lehrbetriebs am Euro-BBW ihre Räume zur Verfügung gestellt hatten. In einer Diskussionsrunde befassten sich Moderatorin Claudia Krell vom Südwestrundfunk und ihre Gäste mit den Chancen behinderter Menschen im Berufsleben: "Es geht in unserem Staat zurzeit wild durcheinander", beschrieb die Landtagsabgeordnete Mathilde Weinandy (CDU) die Umstrukturierung in der deutschen Arbeitsmarktpolitik. "Arbeitgeber haben die soziale Verpflichtung, Menschen mit Behinderung einzustellen", betonte Weinandy. Jerome Rüdenauer, Ausbilder im kaufmännischen Bereich und Leiter der "Übungsfirma" des Euro-BBW, sagte: "Viele Betriebe müssen noch die Hemmschwelle ,Behinderung' überwinden - jeder kann integriert werden." Auf das Ziel des BBW, grenzüberschreitend auszubilden, ging Helmut Heinen von der ostbelgischen Dienststelle für Menschen mit Behinderung ein. "Der europäische Gedanke braucht seine Zeit", berichtete Heinen: Unterschiedliche gesetzliche Reglements in Deutschland, Luxemburg und Belgien erschwerten es noch immer, eine europaweit anerkannte Berufsausbildung anzubieten. "Ein Austausch - auch unter der Bevölkerung allgemein - stellt sich jedoch immer mehr ein", sagte er. Anne Kaftan (Saxofon) und Pianist Johannes Fischbach gestalteten die Feier musikalisch. Die Abschlussprüfung am Euro-BBW haben bestanden:GÄRTNER: Matthias Braun (Sprockhövel), Thomas Johanns (Weinsheim), Marcus Franz (Frankenthal) und Sebastian Wenthur (Bad Camberg).FACHINFORMATIKER: Stefan Döbrich (Neunkirchen am Sand) und Marcus Hoose (Rangsdorf).KAUFLEUTE FÜR BÜROKOMMUNIKATION: Mariam Guldenkirch (St. Avold/Frankreich), Sabine Röser (Polch) und Sabrina Wieres (Auw) sowie Marcell Böhr (Mayen), Patrick Diewald (Kalenborn-Scheuern), Patrick Herkel (Trier) und Kay-Thorsten Retzlaff (Bitburg).

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