Jedes Ereignis hat einen festen Platz

OBERKAIL. (ka) Die Wallfahrt boomt. Während die Besucherzahlen in den Gotteshäusern der Pfarreien nahezu allerorts eher rückläufig sind, haben die Wallfahrtskirchen fast ausnahmslos regen Zulauf. Die Frohnertkapelle bei Oberkail bildet da keine Ausnahme.

 Pastor Rudolf Heck vor dem Gnadenaltar der Frohnertkapelle. Nicht so bekannt wie andere Wallfahrtsorte, kommen dennoch vor allem Individual-Pilger zur Frohnertkapelle in Oberkail.Foto: Elmar Kanz

Pastor Rudolf Heck vor dem Gnadenaltar der Frohnertkapelle. Nicht so bekannt wie andere Wallfahrtsorte, kommen dennoch vor allem Individual-Pilger zur Frohnertkapelle in Oberkail.Foto: Elmar Kanz

Das Kirchlein auf dem nahe Oberkail gelegenen Adriansberg hat weder den Bekanntheitsgrad größerer Wallfahrtsorte, noch ist es ein Gnadenort, der Verehrung eines Heiligen oder einem wundersamen Geschehen gewidmet. Gleichwohl nennt eine von 1865 datierende Aufzählung der dreißig bedeutendsten Wallfahrtsorte im Bistum Trier neben dem Trierer Dom, der Wallfahrtskirche in Klausen, dem Apostelgrab St. Matthias in Trier und anderen auch die Frohnertkapelle. Sie war und ist zwar nicht das Ziel überregionaler Prozessionen. Aber immerhin zogen schon um 1700 die Gläubigen einmal jährlich mit Fahnen von Seinsfeld aus auf den Adriansberg, und aus dem 19. Jahrhundert sind Prozessionen in Eisenschmitt, Kyllburg, Malberg, Großlittgen und Deudesfeld belegt. "Die Bedeutung der Frohnertkapelle als Wallfahrtsort bezieht sich heute überwiegend auf den näheren Umkreis", sagt Rudolf Heck, seit zehn Jahren Pastor in Oberkail, "Frohnert ist in erster Linie ein Wallfahrtsort für individuelle Pilger". Stunden lang zuhören könnte man "Näckels Agnes" aus Oberkail, wenn sie über die Wallfahrt in Frohnert erzählt. Die 93-jährige bedauert, dass viele Bräuche aus der Kindheit in Vergessenheit geraten sind. "Wenn beispielsweise ein Kind schwer erkrankte, beteten vierzehn Kinder den Rosenkranz, auf dem Weg vom Dorf bis zur Kapelle, vorbei an den Kreuzwegstationen", erinnert sich "Näckels Agnes". Vor dem Betreten hätten die Kinder die Kapelle dreimal umrundet. Habe das Gebet allerdings einem Verstorbenen gegolten, sei die Kapelle gegen den Uhrzeigersinn umrundet worden. Frohnert erlebt keinen Boom, aber auch dort sind die Besucherzahlen steigend. Bewirkt hat Pastor Heck das durch Kontinuität. Er gab allen Veranstaltungen ein festes Datum. So finden die in den 60er und 70er Jahren eingeführten Lichterprozessionen regelmäßig am ersten Sonntag im Mai und Mitte September statt. Sehr beliebt bei den Gläubigen sind die von Pastor Heck eingeführten Montagsmessen. Den ganzen Sommer hindurch, vom Montag nach der ersten Lichterprozession bis zum letzten Montag im September, finden sie um 20 Uhr statt. Zuvor wird der Rosenkranz gebetet. "Mit rund hundert Gläubigen ist die Kapelle in der Regel voll besetzt", stellt Pastor Heck zufrieden fest. Die Spendenbereitschaft wirke sich positiv auf die Renovierungs- und Instandsetzungskosten aus. Als Erbauer der Frohnert-Kapelle gilt der von 1613 bis 1653 in Oberkail residierende Graf Philipp Dietrich von Manderscheid-Kail. Warum und wann genau sie erbaut wurde, ist bisher nicht restlos geklärt. Als Begräbnisstätte war die Kapelle offenbar nicht gedacht, denn niemand aus der gräflichen Familie fand dort die letzte Ruhe. Auch die Vermutung, der Graf habe sich beim Bau der achteckigen Frohnert-Kapelle die ebenfalls achteckige Himmelfahrtskirche auf dem Jerusalemer Ölberg zum Vorbild erkoren, wird bezweifelt. Obgleich die Frohnertkapelle während der Sommermonate Ziel zahlreicher Pilger ist, deutet in Oberkail kaum etwas auf einen Wallfahrtsort hin. Von Wallfahrtsrummel kann nicht die Rede sein. Pastor Heck bringt es auf den Punkt: "Die Pilger sind kein Wirtschaftsfaktor, aber zum Schaden gereichen sie dem Ort auch nicht." Am 1. Sonntag im Mai ist Lichterproszession. Sie startet mit einer sakramentalen Osterandacht in der Pfarrkirche, danach geht es weiter zur Wallfahrtskapelle.

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