Jesus und der alltägliche Dschungel

KYLLBURG. Eine Gratwanderung zwischen einer traditionellen Christmette und einem großen Spektakel: Die Jugendchristmette des Jugendliturgiekreises St. Peter zog auch in diesem Jahr wieder viele Menschen an.

 Volles Haus in der Stiftskirche: Die Jugend-Christmette sorgt für eine besondere Atmosphäre.Foto: David Bittner

Volles Haus in der Stiftskirche: Die Jugend-Christmette sorgt für eine besondere Atmosphäre.Foto: David Bittner

Heiligabend, 22.50 Uhr: Der Jugendliturgiekreis St. Peter aus Bitburg hat die Vorbereitungen für die Jugendchristmette abgeschlossen, und die ersten Besucher strömen bereits in die Stiftskirche nach Kyllburg. Eine halbe Stunde später sind bereits alle Sitzplätze belegt, sogar auf der Empore. "Jetzt gehen hier noch 300 bis 400 Leute rein, die müssen dann halt stehen", ist Jugendpfarrer Herbert Lucas optimistisch. Er hat Recht: Als es um Mitternacht losgeht, hat jeder Besucher einen Platz gefunden.Reihenweise an den Aufgaben gescheitert

Der Ablauf der Mette ist vergleichbar mit dem jeder anderen Christmette. Bis auf eine Ausnahme: Jedes Jahr sucht sich der Jugendliturgiekreis ein anderes Motto aus und verbindet dieses mit der Weihnachtsbotschaft. In diesem Jahr: "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus". Und das sieht so aus: Die Figuren aus dem Weihnachtsevangelium befinden sich im Dschungel-Camp und müssen Aufgaben erfüllen. Sie scheitern aber alle: Herodes am Bau der Bitburger Stadthalle, Josef am Ausfüllen eines Antrags für Hartz IV, Maria am Pisa-Test, der Engel am Herausschmecken von Alkohol in Alkopops. Der Hirte will für seine Freunde per Internet eine günstige Bahn-Verbindung suchen, gibt ebenfalls verzweifelt auf, und will raus aus dem Dschungel. "Jesus sagt auch: Holt mich raus, rein in euer Leben", sagt Lucas. "Auch wenn der Alltag manchmal ein Dschungel ist, will Jesus uns dabei helfen, unsere Aufgaben zu bewältigen." Nach dem Theaterstück setzt Lucas die Mette fort, zwischendurch spielt immer wieder eine Band im Altarraum flotte Lieder. Nach 90 Minuten ist das Spektakel beendet. Und Pfarrer Lucas verabschiedet sich nicht mit den Worten "Gehet hin in Frieden", sondern fordert die Besucher auf, noch ein bisschen "in Frieden zu bleiben" - bei dem ein oder anderen Glas Glühwein. "Es hat wie immer Spaß gemacht", sagt Lucas. Für ihn war es seine siebte Jugendchristmette: "Eine biblische Zahl, die Zahl der Vollendung". Lucas verlässt Bitburg im kommenden Jahr. Ob die Mette mittlerweile nicht zum reinen Spektakel geworden ist? "Es ist natürlich eine Gratwanderung", gibt Lucas zu. "Aber in stillen Phasen merkt man, dass die Besucher dabei bleiben. Da schaltet keiner ab, und es kommt auch keine Unruhe auf. Es war eine tolle Atmosphäre." Zufriedenheit herrschte nach der Jugendchristmette bei den Planern und Akteuren vom Jugendliturgiekreis. "Wenn das letzte Lied läuft und die ganzen Wunderkerzen brennen, fällt einem ein Riesenstein runter", sagt Christine Geimer. "Technisch hat alles geklappt, und keiner hat seinen Text vergessen." Auch für die Besucher hat sich der Ausflug nach Kyllburg gelohnt: "Es war schön wie in jedem Jahr. Das Motto wurde gut umgesetzt", fand Johannes Plein aus Bitburg. Dem stimmte auch Karin Schmitz nach der Jugendmette zu - auch wenn sie keine Jugendliche mehr ist: "Meine Kinder schleppen mich jedes Jahr mit hierhin, aber ich bin auch immer wieder selbst begeistert. Das Besinnliche an der Mette fehlt zwar ein bisschen, aber das muss man sich an Weihnachten dann halt woanders herholen."

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