"Jetzt sind wir aufgeschmissen"

BLEIALF. (mr) Nach und nach sagt die Postbank dem flachen Land adieu. Besonders ältere Menschen trifft das hart. Auch Bleialf ist betroffen.

"Bei der Postbank können Sie von allen Leistungen eines modernen Girokontos und von attraktiven Zusatzleistungen profitieren. Dabei sparen Sie Monat für Monat bares Geld. Ein klarer Vorteil im Vergleich zu anderen Banken." So beginnt der Brief an Klara Bares (Name von der Redaktion geändert), den die Postbank ihr vor wenigen Tagen zusandte. Als die alte Dame weiter las, war sie bass erstaunt: "Um Ihnen diese Vorteile zu gewährleisten, müssen wir sehr wirtschaftlich arbeiten." Dies bedeute nämlich, dass die Dienstleistungen nicht aufrecht erhalten würden, wenn die Nachfrage zu gering sei, schrieb die Kundenbetreuung. Dies treffe nun auch auf die Postbankfiliale in Bleialf zu. "Jetzt sind wir auf dem Land ganz aufgeschmissen", beklagte sich Klara Bares am Mittwoch beim Trierischen Volksfreund. Erst habe man in ihrem Dorf einen von zwei Briefkästen abmontiert, und nun die Sache mit der Postbank. "Wie soll ich nach Prüm oder Daun kommen? Dann brauche ich ja gar kein Girokonto mehr." Für Klara Bares ist es nämlich so gut wie unmöglich, vom nördlichen Zipfel der Verbandsgemeinde Prüm entweder in die Stadt Prüm oder bis nach Daun zu reisen. "Ich weiß nicht, was die sich dabei denken, wir müssen uns wehren", schimpfte die alte Dame. Postbank-Pressesprecher Hartmut Schlegel bestätigte derweil auf TV-Anfrage, dass sich das Unternehmen aus der Partnerfiliale in Bleialf zurückgezogen habe. Die Dienste der Post blieben davon allerdings unberührt. Als Grund für den Rückzug aus Bleialf nannte Hartmut Schlegel unter anderem die Tatsache, dass immer mehr Kunden auf Online-Banking umgestiegen seien. Inzwischen machten davon deutschlandweit rund 2,3 Millionen Kunden Gebrauch, mehr als doppelt so viele wie noch im Jahr 2000. Demnach würde sich das Aufrechterhalten einer eigenen Filiale dauerhaft nicht lohnen, sagte Schlegel. Und: "Immer mehr Menschen machen ihre Bankgeschäfte an dem Ort, wo sie arbeiten." Gleichwohl zeigt der Postbank-Experte Verständnis für Senioren und Menschen, die nicht (mehr) mobil sind: "Wir sind uns bewusst, dass es für einige Kunden bitter ist. Aber wir machen das nicht, um sie zu ärgern." Diese Aussage wird Klara Bares nicht wirklich trösten. Aber immerhin: das neuerliche Gerücht, wonach sich die Postbank mit ihren Dienstleistungen auch aus dem Mittelzentrum Prüm verabschiede, wies Hartmut Schlegel mit Nachdruck zurück: "Es gibt nicht die geringste Absicht, dort etwas zu verändern."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort