Joachim Streit bleibt der einzige Kandidat bei der Landratswahl im Eifelkreis

Bitburg · Es steht fest: Joachim Streit bleibt der einzige Kandidat für die Landratswahl in der Eifel. Zu Beginn seiner politischen Karriere hätte damit keiner gerechnet.

 Er macht Wahlkampf: Die Plakate liegen in Streits Garage bereit.

Er macht Wahlkampf: Die Plakate liegen in Streits Garage bereit.

Foto: privat

Auf dem Tisch lagen Gummibärchen, aus den Lautsprechern tönte Kölschrock von Bap: Damals, als sich im November 1988 ein paar junge Leute um Joachim Streit, genannt Ökki, und Rudi Rinnen im Lindenhof in Bitburg trafen, um die Liste Streit zu gründen. Angefangen hatte alles im Sommer zuvor, als die Gruppe auf der Terrasse des Schwimmbads den geplanten Umbau diskutierte. Die Jungspunde wussten ganz genau, was sich wie zu ändern hätte. Sie gründeten ihre eigene Liste und eroberten bei der Kommunalwahl im Juni 1989 auf Anhieb zwei Sitze im Stadtrat. Es zogen ein: der damals 24-jährige Ökki Streit und sein Kompagnon Rudi Rinnen - "die Schwimmbad-Partei", wie manch ein gestandenes Ratsmitglied spottete. Für Streit war es der Beginn einer beispiellosen politischen Karriere. Als 31-Jähriger gewann er 1996 die Urwahl um das Bürgermeisteramt mit rund 58 Prozent der Stimmen gegen den CDU-Kandidaten Hermann Schlösser, der auch erster Beigeordneter der Stadt war. 2004 bestätigten die Wähler Joachim Streit mit sensationellen 82 Prozent im Amt - und im Juni 2009 wurde er mit 75 Prozent im Eifelkreis zum Landrat gekürt. Vor acht Jahren stand er nicht auf weiter Flur allein: Für die CDU ging Paul Glauben ins Rennen, die Linke hob mit Wolfgang Ferner zum Richtungswechsel an - beide, wie Streit auch, promovierte Juristen, aber beide chancenlos gegen den Mann, der sich als Bürgermeister Anerkennung und Sympathie erarbeitet hat. Glauben erreicht am Ende gerade 21 Prozent; Ferner knapp vier. Diesmal will es keiner mit Streit - 52 Jahre, verheiratet, drei Kinder - aufnehmen. Bewerbungsschluss war am Montagabend. Für die CDU hat sich Kreisvorsitzender Michael Billen bereits unmissverständlich für den Amtsinhaber ausgesprochen (der TV berichtete). Auch das wäre vor acht Jahren nicht denkbar gewesen. Zeiten ändern sich, Menschen auch und für das, was im Eifelkreis mit seinen 285 Orten in Zukunft ansteht, ist Streit, der wieder als Parteiloser antritt, offenbar genau der Richtige. Ob bei SPD, Grünen oder Linken: Ein Herausforderer ward nicht gefunden. Für die "Freien" ist Streit ohnehin ihr Mann. Als Landrat hat sich Streit in den vergangenen acht Jahren unter anderem für den Ausbau des schnellen Internets eingesetzt, sich mit Initiativen wie Zukunfts-Check Dorf oder Baukultur Eifel für die 285 Orte im Kreis starkgemacht und mit Briefen gegen die Atommeiler in Tihange und Cattenom gekämpft. Er wird nicht müde, von Gemeinde zu Gemeinde zu reisen, um von den Menschen selbst zu erfahren, was ihnen wichtig ist. Das ist für Streit kein Wahlkampf, sondern das, was er als Landrat seit seiner Wahl jedes Jahr macht. Da zitiert er auch gerne mal Freiherr von Stein: "Die Kenntnis der Örtlichkeit ist die Seele des Dienstes." Und das nimmt Streit wörtlich. Ein Interview mit Landrat Joachim Streit lesen Sie in unserer Freitagsausgabe. Kommentar

Alles zählt

So richtig daneben ging nichts. Im Gegenteil. Joachim Streit hat als Landrat viel bewegt. Irritationen lieferte er lediglich, als er, gerade im Amt, für die Freien Wähler 2011 in den Landtag ziehen wollte. Daraus wurde nichts. Gut für die Eifel. Denn die hat in Streit längst ihren Landrat gefunden. Und der verdient am 24. September eine ehrliche Rückmeldung für seinen Kurs: Deshalb sollten die Eifeler kräftig zur Wahl gehen. Auch wenn es, mangels Gegenkandidaten, nur um ein "Ja" oder "Nein" für den Amtsinhaber geht: Jede Stimme zählt.d.schommer@volksfreund.de

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