John Deere macht sich aus dem Staub: Landmaschinenkonzern entscheidet sich gegen bisherigen Standort Bitburg

Bitburg/Heidelberg · Statt nach Bitburg geht der Landmaschinenkonzern John Deere nun nach Heidelberg. 2015 und 2016 kann sich die Stadt am Neckar nun insgesamt zehn Monate lang über 200 neue Übernachtungsgäste pro Woche freuen. Für den Bitburger Flugplatz hatte das Unternehmen wegen eines Rechtsstreits zwischen Bund und Flugplatz GmbH keinen Zuschlag erhalten.

Bitburg/Heidelberg. Landrat Joachim Streit, sein Stellvertreter Michael Billen und Helmut Berscheid vom Zweckverband Flugplatz Bitburg haben noch versucht, Bewegung in die Sache zu bringen. Das ist ihnen auch gelungen: "Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) will sich mit der Flugplatz Bitburg GmbH zusammensetzen und John Deere einen vernünftigen Vertrag anbieten", sagt Billen. Dennoch war es bereits zu spät, um den Traktor auf Schussfahrt zu wenden. Der Landmaschinenkonzern John Deere wird so schnell nicht wieder nach Bitburg kommen.
Denn das Unternehmen hat sich - nachdem es für Bitburg wegen des aktuellen Rechtsstreits zwischen Bima und Flugplatz GmbH (siehe Extra) keine Zusage bekam - nun von November 2014 bis Mai 2016 für insgesamt zehn Monate auf dem ehemaligen US-Flugplatz in Heidelberg eingemietet.Gastronomen enttäuscht


Der Großkonzern hätte ursprünglich gerne auf dem Gelände der ehemaligen Air Base Bitburg seine internationalen Händler im Umgang mit Traktoren und anderen Landmaschinen geschult. Zu diesem Zweck wollte er Rollbahn und umliegende Flächen 2015 für mehrere Monate mieten - und in den Folgejahren auch. Ein Geschäft, das heimische Hoteliers und Gastronomen höchst erfreut hätte. Schwärmt Claudia Arens, Direktorin des Dorint-Hotels in Biersdorf am See, doch heute noch von dem "traumhaften Geschäft", das John Deere ihrem Resort 2013 bescherte.
Nun freut sich Heidelberg. "Wir sehen die Nutzung als Chance für das Airfield und die Stadt", sagt Bastian Memmeler, Projektmanager für die Konversionsflächen in Heidelberg. John Deere werde neben dem Airfield auch umliegende Hotels für die Veranstaltung nutzen und mit Cateringunternehmen sowie lokalen Schulungs- und Medientechnikanbietern zusammenarbeiten, so dass auch die Heidelberger Wirtschaft von der Nutzung profitieren werde, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. John Deere mietet das Airfield von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben jeweils von Januar bis Mai, die Besucherzahl beziffert Klaus Pajurek, Eventmanager der europäischen John-Deere-Bereichsleitung, mit 200 pro Woche.
200 Besucher pro Woche, die über zehn Monate hinweg nun nicht nach Bitburg kommen werden, um hier die Besonderheiten der Traktoren kennen zu lernen, am Stausee zu übernachten, Bitburger Bier zu trinken oder die Eifeler Küche zu kosten. "Das ist ein Drama", sagt Hoteldirektorin Arens, die nicht verstehen kann, "dass man da nicht früher reagiert hat".
Was nach 2016 wird, ist ungewiss. Die Firma John Deere, die lange vergeblich auf eine Antwort der Bima gewartet hat, will zum Standort Bitburg keine Kommentare mehr abgeben. "Wir haben natürlich ein Interesse am Zustandekommen eines langfristigen Mietverhältnisses", sagt Claus Niebelschütz von der Bima. Allerdings könne die Bundesanstalt nicht über die Flächen verfügen, bis der Rechtsstreit beendet ist.
Für die Zukunft seien jedoch alle Optionen noch offen. Allerdings, was John Deere betrifft, wohl frühestens ab dem Jahr 2017. Wenn überhaupt.Extra

Nachdem der Traum vom Bitburg Airport beerdigt wurde und die Kommunen aus der Flugplatz Bitburg GmbH ausgestiegen sind, will die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), der das Fluggelände gehört, 250 000 Euro Pacht im Jahr. Die inzwischen privatisierte Flugplatz GmbH ist jedoch der Ansicht, dass der alte Nutzungsvertrag der GmbH weiterhin Gültigkeit hat und sie das Gelände pachtfrei nutzen kann - wobei die Piloten durchaus bereit wären, eine geringere Pacht zu zahlen. Also hat die Bima der GmbH den eigentlich unbefristeten Vertrag über die Nutzung des Geländes gekündigt und zudem eine Räumungsklage eingereicht. Nun muss das Trierer Landgericht entscheiden, wie es weitergeht. Das Verfahren wird am 23. Februar 2015 eröffnet. kah

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