Jugendhaus in Schutt und Asche

SPEICHER. Das Jugendhaus in Speicher wurde am Dienstagmorgen dem Erdboden gleich gemacht. Für die Pfadfinder ist das ein schwerer Verlust. Die Gemeinde will ihnen die alte Töpferei als Ersatz-Quartier zur Verfügung stellen.

Das war's. Das Speicherer Jugendhaus ist Geschichte. Am Dienstag rollte der Bagger einer Speicherer Abrissfirma an und legte binnen vier Stunden die Mauern des Gebäudes in Schutt und Asche. Übrig blieb ein riesiger Schutthaufen. Obendrauf triumphierte der Bagger. Ein paar Pfadfinder, die nicht zur Schule oder zur Arbeit mussten, verfolgten die Zerstörung ihres langjährigen Unterschlupfs. Mit Film- und Fotokameras dokumentierten sie den Abriss. Als alles vorbei war, stellten sie sich mit Stammesfahne auf den Schutthaufen. "Das ist unser Ground-Zero," meint Thomas Berg. Auch Stammesleiter Jörg Traut ist erschüttert: "Es ist der schwärzeste Tag in der Geschichte der Pfadfinder. Alles, was uns bleibt, ist Trauer und Erinnerung."Ende eines verzweifelten Kampfes

Seit ihrer Gründung im Jahr 1981 waren die Pfadfinder im Jugendhaus untergebracht. In dem alten Bau, der früher Wohn- und Feuerwehrhaus war, hielten die Pfadfinder ihre Gruppenstunden ab. Außerdem hatten sie dort ein kleines Museum eingerichtet. "Das Haus ist uns ans Herz gewachsen", sagt der Stammesgründer Günter Alsbach. "Der Abriss trifft mich persönlich." Damit endet für die Speicherer Pfadfinder ein verzweifelter Kampf. Sie hatten ihr Jugendhaus noch längst nicht aufgegeben. Vor der entscheidenden Gemeinderatssitzung Ende Oktober demonstrierten die Pfadfinder sogar (Der TV berichtete). Doch das alles half nichts. Denn die Gemeinderäte beschlossen, das ehemalige Feuerwehrhaus in speicher an einen Investor zu verkaufen, der dort einen Supermarkt baut, in den voraussichtlich die Rewe-Kette einzieht. Den Abriss begründete die Gemeinde vor allem mit dem angeblich baufälligen Zustand des Gebäudes. Nach der Entscheidung befestigten die Pfadfinder eine schwarze Trauerfahne und ein Tuch mit der Aufschrift "Die Hoffnung stirbt zuletzt" am Jugendhaus. Auch dieser letzte Protest war vergeblich. Doch die Gemeinde hat sich bereits um eine Ersatz-Unterkunft für die Pfadfinder bemüht. "Die Pfadfinder liegen uns am Herzen. Wir wollen niemanden auf die Straße setzen," sagt VG-Bürgermeister Rudolf Becker. Mit einem Teil des Erlöses aus dem Verkauf des Jugendhauses ersteigerte die Gemeinde im Dezember 2002 die alte Töpferei in Speicher. Der andere Teil des Erlöses, nach Angaben von Rudolf Becker sind das zwischen 70 000 und 80 000 Euro, soll in die Renovierung der alten Töpferei fließen. Dort sollen Jugend, Gemeinde, Vereine und Pfadfinder einziehen. Wann die Pfadfinder ihr neues Quartier beziehen können, steht noch nicht fest. Denn rechtliche Fragen sind noch offen und könnten den Umzug verzögern (Bericht folgt). Becker geht aber davon aus, dass der Umzug noch im Laufe dieses Jahres klappt.Vorläufig in Kellerräumen

"Wir müssen abwarten, was kommt. Das sind wir gewohnt," sagt Jörg Traut. Bei allem Ärger über den Verlust ihrer alten Herberge, will Jörg Traut fair bleiben. Denn "die Gemeinde hat sich für eine neue Unterkunft stark gemacht. Die Zusammenarbeit läuft gut." Auch Günter Alsbach sagt: "Jetzt hoffen wir auf die Räume in der alter Töpferei." Gleichzeitig befürchtet er aber, dass Probleme programmiert seien. Zurzeit sind die Pfadfinder in den Kellerräumen der Speicherer Grundschule untergebracht. Alsbach bemängelt, dass Gruppenstunden dort schwer abzuhalten seien. Aber: "Wir müssen realistisch bleiben und die Dinge so nehmen, wie sie kommen."

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