Jugendliche und Pfarrer sagen "Ja"

WELSCHBILLIG. Anwohner und Jugendliche aus Welschbillig wollen sich an einen Tisch setzen, um Lösungen für die Lärm- und Vandalismus-Problematik im Ortskern zu finden. Diese Annäherung ist das Ergebnis einer sehr gut besuchten Bürgerversammlung am Mittwochabend in der Kulturscheune.

Zufriedene Gesichter waren nach der zweistündigen Bürgerversammlung bei den rund 200 Teilnehmern auszumachen. Und das hatte im wesentlichen zwei Gründe: Zum einen erklärten sich anwesende Jugendliche bereit, an einem Runden Tisch mit Anwohnern des Ortszentrums und der Gemeinde unter Moderation von Jugendpfleger Alexander Gotthard über die Probleme im Ort (der TV berichtete) zu diskutieren und nach Lösungen zu suchen. Zum anderen fiel vielen Bürgern ein Stein vom Herzen, als ihr Pfarrer Berthold Fochs am Ende der Versammlung verkündete, dass er in Welschbillig bleiben wolle. Der Dechant hatte als einer der Hauptleidtragenden der nächtlichen Lärmattacken sein Bleiben in der Pfarrei von konkreten Lösungsansätzen in der Bürgerversammlung abhängig gemacht. "Wir müssen Lösungen finden, die Ruhe in den Ort bringen und sozialen Frieden", hatte der Geistliche zu Beginn angekündigt und die Bürger dazu aufgerufen, Augen und Ohren offen zu halten und auch selbst mal die Polizei anzurufen, wenn es wieder mal besonders schlimm zugeht. Auch Ortsbürgermeister Helmut Becker rief zur Zivilcourage auf: "Wir dürfen nicht wegschauen, Ross und Reiter müssen genannt werden, sonst ändert sich nichts." Er kündigte an, dass die Gemeinde einen ehrenamtlichen Jugendpfleger auf 400-Euro-Basis einstellen will. Enttäuscht zeigte sich Becker, dass die Polizei der Einladung zum Diskussionsabend nicht gefolgt ist. Sie habe mitgeteilt, es gebe keine Anzeigen und kein Verhalten, das sie veranlasse, dabei zu sein, sagte Helmut Becker. Der Moderator der Versammlung, Verbandsbürgermeister Wolfgang Reiland, fasste die Ausgangslage vor Ort zusammen: "Es gibt mehr oder weniger Probleme mit nächtlicher Ruhestörung, es fliegen Bierflaschen gegen Wände, es gibt in Einzelfällen Belästigungen wie Anmache und Urinieren in Gärten und Hauseingänge - und morgens sieht es dann oft aus wie auf einem Schlachtfeld." Reiland und sein Ordnungsamts-Leiter Rainer Schaack verwiesen auf die begrenzten Möglichkeiten der Ordnungsbehörde. Sie dürfe keine Platzverweise aussprechen, und Personalien könnten auch nur mit Polizeihilfe festgestellt werden. Das Amt sei sich seiner Zuständigkeit nicht bewusst, kritisierte Markus Schneider. Dem kommunalen Vollzugsdienst könnten sehr wohl Zwangsmittel wie etwa die Ausrüstung mit Schlagstöcken übertragen werden. "Ich halte nichts davon, meine Mitarbeiter mit Schlagstöcken auszurüsten," sagte Bürgermeister Reiland, "das ist kein Ansatz für den ländlichen Raum." Er kündigte an, dass die VG auf dem Schulhof ein Alkoholverbot aussprechen und den Platz abends schließen wird. Er berichtete, dass in einem Fall von Sachbeschädigung ein Verursacher dank einer aufmerksamen Anwohnerin ausfindig gemacht wurde. "Es sind Vernünftige drunter, mit denen man reden kann", berichtete Petra Roth. Und an Jugendliche in der letzten Reihe gerichtet: "Euch will keiner aus dem Ort treiben, im Gegenteil. Verhaltet euch anständig, grölt nicht und macht die Musik nicht so laut." Mehrere Bürger lobten die Jugendlichen dafür, dass sie an der Bürgerversammlung teilnahmen, wenngleich die Hauptbeschuldigten, offenbar eine Clique von 20- bis 25-Jährigen, nicht dabei war. Für die anwesenden Jugendlichen ergriff stellvertretend Thomas Ernzerhof das Wort und sagte die Teilnahme am Runden Tisch zu. Auch das Angebot von Jugendpfleger Gotthard, ein Sport-Event in Welschbillig zu veranstalten, wurde dankend angenommen.

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