Julia und die Mondfahrer

PRÜM. 40 Jahre lang war sie von zu Hause weg, schon mit 14 ging sie auf die Walz. Nun ist Julia Peter, geborene Orthen, wieder zurück in Prüm, wo sie den "Kölner Hof" übernommen hat.

 Rückkehr ins Elternhaus: Julia Peter ist zurück im "Kölner Hof" und freut sich schon jetzt auf den Deutschen Wandertag in Prüm. Foto: Manfred Reuter

Rückkehr ins Elternhaus: Julia Peter ist zurück im "Kölner Hof" und freut sich schon jetzt auf den Deutschen Wandertag in Prüm. Foto: Manfred Reuter

"Heimat ist da, wo das Herz ist. Die Heimat hat mich wieder." Julia Peter - die allermeisten Prümer kennen sie nur unter dem Mädchennamen Julia Orthen - ist wieder zurück in Prüm. Von ihrem Bruder Johannes hat sie das Restaurant "Kölner Hof" übernommen, ein Traditionsbetrieb, den ihr Großvater Nikolaus Christen 1919 im Herzen der Abteistadt erwarb, bevor er ab den 50er- Jahren von Hans und Christel Orthen zum Erfolg geführt wurde. Während Julia Peter auf der Pirsch war, ist - wie man im Städtchen zu sagen pflegt - viel Wasser die Prüm hinabgelaufen. Bereits als 14-Jährige ging Julia nach Manderscheid, um dort im "Hotel Zens" eine Ausbildung zur Hotelfachfrau zu absolvieren.In Bonn lernte sie Strauß und Brandt kennen

Was folgte, war eine Karriere, die nicht gerade alltäglich ist. Von Manderscheid nämlich zog es die junge Gastronomie-Expertin nach Bonn, wo sie nicht nur im "Steigenberger" arbeitete, sondern auch im "Tulpenfeld", einem Restaurant ganz in der Nähe des früheren Regierungsviertels. Dort lernte Julia Peter mit Willy Brandt und Franz-Josef Strauß nicht nur die Größen der 70er-Jahre-Politik kennen, sondern auch die ersten Männer vom Mond. Denn in der Tat: die Apollo-11-Besatzung mit Neil Armstrong, Edwin Aldrin und Michael Collins ließ sich von Julia Peter ebenso Getränke servieren wie Superstar Marlon Brando, der in Bonn seinen Kult-Film "Der letzte Tango" präsentierte. "Das fand ich als junges Mädchen natürlich alles sehr spannend", erzählt die inzwischen 54-jährige Hotelfachfrau und ergänzt: "Ich habe alles bedient, was Rang und Namen hat." Die Frage, was Willy Brandt und Franz-Josef Strauß denn so getrunken hätten, beantwortet Julia Peter derweil nicht. "Schweigepflicht", sagt sie und stellt kategorisch klar, dass sie solche persönlichen Dinge niemals verraten würde. Stattdessen plaudert sie ganz gerne über die Skat-Runden der Bonner Politiker und erinnert sich da zum Beispiel an Ex-Minister Gerhard Stoltenberg. Der große Blonde aus dem Norden der Republik "konnte ein elegantes Blatt spielen"; ganz so, wie er selbst auch aufzutreten sei. Julia Peter: "Für mich war es damals interessant festzustellen, dass es sich da um ganz normale Menschen handelt, die auch mal ihre Schwächen an den Tag legen."Mitglied im Gemeinderat

Vielleicht hat die Bonner "Regierungszeit" ja auch den politischen Instinkt in Julia Peter geweckt. Denn im saarländischen Nonnweiler-Otzenhausen, wohin es sie später der Liebe wegen verschlug, ist sie für die CDU Mitglied im Gemeinderat gewesen. Zudem ist sie Stellvertretende Landesvorsitzende des VdK Saarland - ein Posten, den sie auch nicht niederzugelegen gedenkt. Allerdings wird Julia Peter nach zwölf Jahren in Kürze ihren Vorsitz in der Katholischen Frauengemeinschaft Nonnweiler in andere Hände geben. Denn in Prüm warten mit der Übernahme des "Kölner Hofs", den sie gemeinsam mit ihrer Tochter Katharina führen wird, neue Aufgaben auf sie. Für ihre Kochkünste ist Julia Peter ohnehin bekannt. Im Südwestrundfunk kochte sie bereits gemeinsam mit Johann Lafer, und bei einem Koch-Wettbewerb der Saarbrücker Zeitung schlug sie vor einiger Zeit sämtliche Konkurrenten aus dem Rennen, und zwar mit einem schlichten Blutwurststrudel. Im Saarland hat sie derweil bereits tüchtig Werbung für den Deutschen Wandertag in Prüm gemacht. Kein Wunder, dass sich schon eine ganze Gruppe angemeldet hat. Auf dem Speisezettel steht natürlich etwas ganz Landestypisches: Lyoner Pfanne.

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