Jung, gefrustet, arbeitslos

BITBURG. Für viele Schüler mit schlechtem oder gar keinem Abschluss führt der Weg von der Schulbank in die Arbeitslosigkeit. Mit der ersten Jugendkonferenz begab sich die Arbeitsgemeinschaft (Arge) der Agentur für Arbeit in Trier und des Kreises Bitburg-Prüm zusammen mit Akteuren aus der Praxis auf die Suche nach Lösungen.

Er ist zwischen 15 und 24 Jahre alt, kommt aus einer sozial schwächeren Familie und hat gerade so seinen Hauptschulabschluss geschafft. So wird der typische Jugendliche beschrieben, der momentan ohne Ausbildung oder Beschäftigung auf staatliche Unterstützung angewiesen ist. Arge will Kombi-Maßnahme

Allein die Arbeitsgemeinschaft (Arge) der Agentur für Arbeit und des Kreises Bitburg-Prüm betreut derzeit 385 Arbeitslosengeld-II-Empfänger im Alter von 15 bis 24 Jahren. Dabei halten sich die Zahlen der Männer und Frauen die Waage. Etwa 200 von ihnen befinden sich noch im Schulsystem und absolvieren die Berufsfachschule oder ein Berufsvorbereitungsjahr. Die restlichen 185 Jugendlichen sind arbeitslos oder arbeitssuchend. Für diese Gruppe ist es typisch, dass etwa ein Drittel keinen und mehr als die Hälfte einen eher schlechten Hauptschulabschluss haben.Eindrucksvolle Zahlen liefert auch die Agentur für Arbeit im Kreis Bitburg-Prüm. Demnach gebe es aktuell 739 Schüler, die sich auf 606 offene Ausbildungsstellen bewerben. Ergo: Nicht jedem Schüler kann eine Ausbildung angeboten werden. Diese Lage war Grund genug für die Arbeitsgemeinschaft, im Rahmen der ersten Jugendkonferenz und im Gespräch mit Sozialverbänden, Lokalpolitikern, Pädagogen und Ausbildern nach neuen Lösungsansätzen für die hohe Jugendarbeitslosigkeit zu suchen. Zwar gebe der Gesetzgeber mit Trainings- und Qualifizierungsmaßnahmen sowie verschiedenen Arbeitsgelegenheiten Instrumente an die Hand, die Jugendlichen zu beschäftigen. Dennoch "kommt es auch auf die Akteure vor Ort an", betont Arge-Geschäftsführer Carl Diederich. Die SPD-Landtagsabgeordnete Monika Fink dagegen sieht den notwendigen Eingriff in diese Problematik bereits früher: "Irgendwer muss frühzeitig eingreifen, damit es mehr Schüler mit Abschluss gibt."Dieses Ziel verfolgt auch die Arge. Ihr Vorschlag lautet, eine so genannte einjährige Kombi-Maßnahme einzuführen. "Da haben die Jugendlichen vormittags Unterricht und können so ihren Hauptschulabschluss nachholen", erklärt Diederich. "Und nachmittags nehmen sie eine Arbeitsgelegenheit wahr."Einzelne Diskussionsteilnehmer zweifelten jedoch am Erfolg dieser Maßnahme und gaben zu bedenken, dass sich bei den Jugendlichen bereits ein hoher Schulfrust aufgebaut habe, und sie bei Arbeitsgelegenheiten (auch Ein-Euro-Jobs genannt) immer noch nicht den realen Arbeitsalltag erlebten.Ebenfalls gemischte Reaktionen rief die Idee von Projektklassen in der achten Stufe der Hauptschulen hervor, die berufspraktische Tage im Stundenplan hätten. Während Monika Gerigk, Klassenleiterin an der Prümer Wandalbert-Hauptschule, diese Maßnahmen begrüßte, kommentierte Dirk Ostermann, Ausbildungsstellenakquisiteur der Handwerkskammer Trier, die Reaktion seitens der eingebundenen Betriebe als ausgesprochen "verhalten".Eltern müssen mit ins Boot genommen werden

In einem Punkt waren sich jedoch alle Konferenzteilnehmer einig: "Die Eltern müssen mit ins Boot und hinter ihren Kindern stehen", sagt Möbelschreiner Christian Bauer. Damit sei ein großer Grundstein für eine Erfolg versprechende Entwicklung gelegt, hieß es."Momentan ist es allerdings auch wichtig, die Jugendlichen an die Hand zu nehmen", riet Frank Kettern vom Prümer Haus der Jugend. "Daher wäre ein Zusammenwirken der Arge mit der Schulsozialarbeit und der außerschulischen Jugendarbeit sehr sinnvoll."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort