Junge Bauern, große Sorgen

BITBURG. Wer soll den Bauern die Rente bezahlen? Die landwirtschaftliche Sozialversicherung wird dies alleine nicht leisten können – so ist die Einschätzung von Experten, die einer Einladung der "Landjugend Eifel" nach Bitburg gefolgt sind.

Christian Theisen ist 30 Jahre alt, hat einen 60 Hektar großen landwirtschaftlichen Betrieb und macht sich Sorgen. "Jetzt ist noch alles schön und gut", sagt er. Aber was wird sein, wenn er ins Rentenalter kommt? Mit ihm sorgen sich auch andere. Die "Landjugend Eifel" hat deshalb zu einer Podiumsdiskussion zum Thema "Landwirtschaftliche Sozialversicherung" ins Hotel Eifelbräu nach Bitburg geladen. Probleme nicht nur für Landwirte

Wie Damian Schwickerath, stellvertretender Chefredakteur des Trierischen Volksfreunds, in seiner Moderation ankündigte, birgt dieses "staubtrockene Thema" reichlich Zündstoff. Die Staatskassen sind leer - im letzten Jahr flossen 80 Millionen Euro weniger in die landwirtschaftliche Sozialversicherung (LSV) und die Zahl der Landwirte, die in die Alterskasse einzahlen, nimmt stetig ab. "Das rein Umlage-orientierte System ist auf Dauer nicht zu halten", sagte Leo Blum, Vorstandsvorsitzender des Gesamtverbandes der landwirtschaftlichen Alterskassen und Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau. Dies treffe aber nicht nur auf das landwirtschaftliche Sondersystem, sondern auf das gesamte soziale System zu. Die Probleme der Alterskassen hängen eng mit dem demographischen Wandel zusammen: Immer weniger Landwirte stehen immer mehr Beitragsempfängern gegenüber - und die werden aufgrund steigender Lebenserwartung immer älter. Auch der Strukturwandel bereitet der Sozialversicherung Probleme: Die Höhe der Beitragskosten zur verpflichtenden Unfallversicherung berechnet sich nach der Betriebsfläche. Im Schnitt wird diese immer größer. Allein ihre Krankenversicherung scheint den jungen Bauern keine größeren Sorgen zu bereiten. "Wie können wir die landwirtschaftliche Sozialversicherung so strukturieren, dass die Beiträge für den Einzelnen finanzierbar bleiben?", fragte Doris Barthelmes vom Landesministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit - die entscheidende Frage. Auch der neue Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD birgt ihrer Meinung nach Probleme. Blum sieht für das eigenständige System der LSV nur dann eine Zukunft, wenn es modernisiert wird, sich mit den allgemeinen sozialen Sicherungssystemen verzahnt und diesen in Beiträgen und Leistungen anpasst. Nicht nur auf staatliche Absicherung bauen

Blum plädierte für einen "gesunden Mix" aus gesetzlicher und privater Absicherung. Auch Barthelmes konnte sich darauf einlassen. Michael Billen (CDU) hingegen forderte Machbarkeitsstudien zu einer rein privaten Absicherung. Er hält sie für möglich: Man müsse Landwirte nicht zu ihrem Glück zwingen, sie seien selbständig. "Das schützt aber vor Dummheit nicht", hieß es aus dem Publikum. Konsens der anschließenden Diskussion war, dass Landwirte versicherungspflichtig bleiben sollten - egal ob privat oder gesetzlich. Anders als die öffentlichen Sozialversicherungen kalkulierten die Privaten den Beitrag nach "biometrischen Risiken", sagte Dieter Hohns von der Provinzial in Trier. Je jünger und gesünder, desto günstiger der Beitrag, lautet dort das Motto. Hohns dürfte sich über die Diskussion gefreut haben. Wie Blum riet auch Barthelmes den jungen Bauern, nicht alleine auf ihre gesetzliche Altersvorsorge zu bauen. "Sie sollten sich so schnell wie möglich auf den Weg machen", sagte Barthelmes - auf den Weg zur privaten Absicherung. Je früher, desto besser.

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