Kaiserjäger, Erzherzöge und Dachdecker

PRONSFELD. (js) Auftakt ins Jubiläumsjahr: Mit einem niveauvollen Konzert eröffnete der Musikverein Pronsfeld die Reihe der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Traditionsvereins.

Gegründet wurde der Musikverein Pronsfeld im Hause Chevalier vor genau 100 Jahren. Der Kaufmann Hubert Chevalier vollzog mit einigen Gleichgesinnten die Gründung, schon wenige Monate später wirkte der Verein bei kirchlichen und weltlichen Festen mit. Nach dem Krieg kam es im Jahr 1953 zu einer Neugründung mit 28 Musikfreunden. Viele Feste markierten seither Höhepunkte im Vereins- und Dorfleben. Am Anfang des Konzertabends stand der Auftritt zweier Nachwuchsorchester. Unter der Leitung von Matthias Görres zeigten die Kinder ihr Können. "Sie sind unser Kapital für die Zukunft", bemerkte Moderator Heinrich Götz zutreffend - wohlwissend, dass der Verein mit einer guten Jugendarbeit aufwarten kann. Zuvor hatte MV-Vorsitzender Winfried Richards die Besucher in der restlos ausverkauften Turnhalle begrüßt. Ein besonderes Willkommen galt Ehrendirigent Peter Becker mit Ehefrau Adelheid und Sohn Rüdiger, darüber hinaus allen ehemaligen Musikern. Richards dankte allen, die sich als Mitglieder, Förderer und Spender für den Verein einsetzten. "Auch den Eltern, die ihre Kinder zur Musikschule schicken, gilt unser herzlicher Dank", sagte Richards. Gespannt und voller Erwartung harrte die große MV-Familie des Konzertes, das seit jeher als besonderer Höhepunkt im kulturellen Leben der Gemeinde gilt. Nach intensiver Probenarbeit hatten die 55 Musikerinnen und Musiker wieder ein neues Programm einstudiert, das vielseitiger, schwungvoller und virtuoser nicht hätte ausfallen können. Traditionelle Blasmusikliteratur, aber auch moderne Stücke aus den verschiedensten Bereichen der Unterhaltungsmusik bot das Orchester mit Jungdirigent Matthias Steffen seinem Publikum. Aus der Welt der klassischen Wiener Operette stammte der "Einzugsmarsch" aus dem Zigeunerbaron. Nach der schwungvoll-heiteren Jehblicka-Polka folgte die Filmmusik "The Wizard of Oz". Der berühmte Konzertmarsch "Pomp and Circumstance" von Edvard Elgar sorgte für einen glanzvollen Höhepunkt noch vor der Pause - zuvor eingestreut die mitreißende "Dachdecker-Polka". Der zweite Teil ließ noch einmal eine musikalische Steigerung erkennen: Nach "Jag Theme" und "Backdraft", zwei moderne Produktionen unserer Tage, standen der "Erzherzog-Albrecht-Marsch", die "Kaiserjäger" und der "Regimentsgruß" für Traditionsmusik aus der K-und K-Monarchie. Das Solo-Stück "Goldene Posaunen" ließ viel Virtuosität erkennen, ehe das Jazzstück "Glenn Miller Story forever" einen großartigen konzertanten Abschluss markierte. "Let me entertain you" ertönte zuvor als Paradestück für aktuelle Popmusik. Am Schluss konnte es jeder spüren: die Leistungen wurden anerkannt, das Publikum dankte mit viel Beifall. Allen Verantwortlichen, dem Dirigenten und den Mitgliedern, die den Verein schon seit Jahrzehnten unterstützen, galt der Applaus der etwa 400 Zuhörer. "Ich bin begeistert, dieses Niveau hatte ich nicht erwartet", kommentierte Burkhard Wolters als Besucher aus Alten bei Hannover. Wolfgang Skusa schloss sich dem an: "Erstaunlich, was hier eine Jugendarbeit betrieben wird."

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