Kalkulierbares Risiko

Vertreter der Zukunftsinitiative Eifel haben am Freitag in Prüm das Netzwerk für Existenzgründer vorgestellt. Zahlreiche Unternehmer nahmen an der Veranstaltung teil, während sich Gründungswillige eingehend informierten.

Prüm. "Wir brauchen mehr Gründer, denn sie sind eine Frischzellenkur für die deutsche Wirtschaft." Rainer Nahrendorf, langjähriger Chefredakteur des Handelsblatts, brachte in seinem Vortrag auf den Punkt, woran es im Land noch mangelt: an Menschen, die mit Mut, Risiko und Sachverstand helfen, der Sparte der kleineren und mittleren Unternehmen tüchtig auf die Sprünge zu helfen. "Deutschland wird seine Zukunft nicht sichern, wenn wir nur ein Land von Wissensriesen sind, aber Handlungszwerge bleiben", unterstrich Nahrendorf. Aus diesem Grund halte er seinen Vortrag unter der Überschrift "Wider die Angst vor dem Scheitern", sagte der Journalist, schließlich stecke diese Angst den Deutschen tief in den Knochen. In der Tat sei eine Forderung wie "Unternehmer braucht das Land" schnell aufgestellt, doch trotz aller Förderung oft nur schwer zu realisieren, sagte Nahrendorf. Zwar versuchten einige Magazine, eine neue deutsche Gründerwelle herbei zu schreiben, doch die Fakten sprächen leider eine andere Sprache. Nahrendorf: "Eine neue deutsche Gründerwelle ist nicht in Sicht." Im Gegenteil: Ausgerechnet in den Aufschwungjahren 2006 und 2007 gingen Deutschland die Unternehmer aus. Die Zahl der Neugründungen sei im vergangenen Jahr jedenfalls um 5,2 Prozent zurückgegangen. Graef: Die Zukunft liegt in der Gemeinsamkeit

Landrat Roger Graef ging derweil auf das Ziel der Veranstaltung ein. Es gehe schlicht darum, Standortbestimmung zu betreiben, aktuelle Rahmenbedingungen zu hinterfragen und Zukunftsperspektiven für Unternehmensgründer in der Eifel-Region zu entwickeln. In dem Kontext dankte Graef den Vertretern der Handwerkskammer Aachen und der Industrie- und Handelskammer Trier, die das Handlungsfeld "Handwerk und Gewerbe" für die Zukunftsinitiative Eifel federführend übernommen haben. Graef: "Schließlich liegt unsere Zukunft in der gebündelten Gemeinsamkeit." Also laute die Botschaft der Zukunftsinitiative Eifel: "Hier nimmt eine Region ihre Zukunft selbst in die Hand." Menschen, die ihre Existenz selbst in die Hand nehmen möchten, hatten nach den offiziellen Vorträgen Gelegenheit, sich auf einem Gründerparcours in der Prümer Karolingerhalle über ihre Chancen und Möglichkeiten zu informieren. Vertreten waren unter anderem Banken, die AOK Bitburg-Prüm, die Agentur für Arbeit, die Kammern sowie die Kreishandwerkerschaft. Zudem stellten sich Vertreter von Kommunen und Behörden sowie vier junge Existenzgründer den Fragen von Moderator Alexander Houben, Projektchef des TV-Wirtschaftsmagazins "Macher".Doch was ist eigentlich ein guter Unternehmer, was macht ihn aus? Rainer Nahrendorf hatte die Antwort parat: "Unternehmer haben eine Neigung zum Risiko, aber nur zum überschaubaren, zum kalkulierbaren Risiko. Sie sind keine Gefangenen der Angst, sondern mutig. Aber sie sind keine Hasardeure."

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