Kaltblüter lichten den Eifeler Wald

LAHR/NEUERBURG. Eine weitere Idee aus den Bürgerarbeitskreisen der Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg trägt Früchte: Unter dem Motto "Miteinander Erträge erzielen" werden Privatwälder durchforstet.

Mit der Abschlussveranstaltung der Agrarstrukturellen Entwicklungsplanung (AEP) im November 2004 hat die VG Neuerburg das Kapitel keineswegs geschlossen. Im Gegenteil: Nach und nach werden die damals vorgestellten Projekte wie das Image-Prospekt oder die Gebäude- und Grundstücksbörse in Angriff genommen (der TV berichtete). So diskutierte der Bürgerarbeitskreis "Entwicklung der Kulturlandschaft" typische Probleme des Kleinprivatwalds. Stefan Weil, Revierleiter beim Forstamt Neuerburg: "Viele Besitzer von einigen Hektar Wald haben vor Jahrzehnten mit viel Elan Nadelhölzer gepflanzt. Dann haben sie vergessen, sich um den Bestand zu kümmern." Inzwischen gibt es einen großen Nachholbedarf. "Ich wusste, dass etwas passieren muss. Aber ich konnte es nicht selbst machen", schildert Waldbesitzer Heinrich Bretz aus Lahr das Dilemma. Bei einer Infoveranstaltung der VG in Obergeckler wurde er auf das Angebot aufmerksam und ließ sich zunächst unverbindlich beraten. Erst wenn es zum Durchforsten kommt, werden Gebühren für die Arbeit des Forstamts fällig.Stämme werden anfällig gegen Sturm

Der Revierleiter zeichnet nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit Bäume aus, die gefällt werden sollen. Dabei wählt er bevorzugt Exemplare, die Schäden haben oder stärkere im Wachstum behindern. Klassischer Fall: Im Lauf der Jahrzehnte schiebt sich die grüne Baumkrone nach oben, der Stamm wird instabiler und anfälliger gegen Sturm. Die Durchforstung sorgt für mehr Lichteinfall. Die geschlagenen Stämme werden vermessen, nach Qualität sortiert und schließlich abtransportiert. Das Forstamt hat einen Rahmenvertrag mit einer slowakischen Waldarbeiter-Firma abgeschlossen. Dadurch können auch die Privatwaldbesitzer die Stücklohn-Leistungen günstiger bekommen. Nur bei großen, ebenen Flächen könnten Harvester (Vollernter) und Forwarder (Tragschlepper) eingesetzt werden. "Privatwald ist aber in der Regel kaum gepflegt und hat deshalb keine Rückegassen beziehungsweise Fahrlinien", erklärt Stefan Weil. In unwegsamem Gelände mit engem Baumbestand setzt die Firma deshalb statt ihres Seilwinden-Schleppers zwei Pferde ein. Diese robusten Kaltblüter ziehen die abgeschnittenen Stämme um, wenn sie in den Ästen der anderen Bäume hängen bleiben, und schleifen sie aus dem Wald ins Freie. "Schon aus Sicherheitsgründen ist es sinnvoll, die Arbeit von Profis erledigen zu lassen", stellt Weil fest.Thema im VG-Rat am 1. September

Mitglieder des Bürgerarbeitskreises gehen mit gutem Beispiel voran und lassen ihre Wälder durchforsten. Zu weiteren Informationsveranstaltungen will die VG die Waldbesitzer der jeweiligen Gemarkung einladen und sie zum Mitmachen motivieren. So wie Heinrich Bretz: "Bei mir geht es um knapp drei Hektar. Mit den Ergebnis bin ich sehr zufrieden." Zum Ergebnis gehört nicht nur die Stabilisierung des Bestands. Schließlich wollen die Waldbesitzer auch etwas verdienen. Das Forstamt fasst das geschlagene Holz aus dem Amtsbezirk zusammen und bietet es auf dem Markt an. Klein- und Kleinstbesitzer hätten es angesichts der immer größeren Konzerne dagegen schwer, auf dem Holzmarkt überhaupt wahrgenommen zu werden. Revierleiter Weil ermuntert die Waldbesitzer: "Die Nachfrage ist derzeit gut." Kurt Rings von der VG-Verwaltung freut sich noch aus einem anderen Grund über die Fortschritte: "Das passt genau zu unserem Projekt 21. Die Durchforstung fließt in den Nachhaltigkeitsbericht ein, den wir dem VG-Rat in der Sitzung am 1. September vorstellen." Aus diesem Bericht soll wiederum ein neues Handlungsprogramm entstehen - die Arbeit geht den Neuerburgern nicht aus.

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