Katalaunische Felder bei Trier?

BITBURG/TRIER. (red) Auf Einladung des Geschichtlichen Arbeitskreises Bitburger Land hat Professor Dr. Volker Friedrich seine Theorien zur Neulokalisation der Hunnenschlacht auf den katalaunischen Feldern in Bitburg vorgetragen.

Im Jahre 451 nach Christus war es einem verbündeten Heer von Römern, Westgoten, Franken und Burgundern auf den katalaunischen Feldern geglückt, mit vereinten Kräften den Einfall der Hunnen nach Europa zu stoppen. Bislang ist es der Forschung allerdings nicht gelungen, den Ort der Schlacht wiederzufinden. Professor Dr. Volker Friedrich hat sich auf die Suche begeben. Der Geograf, der in Bitburg referierte, hat sich über viele Jahre mit der Thematik beschäftigt und versucht, sie aus allen möglichen Blickwinkeln und mit verschiedenen Fragestellungen anzugehen. Inzwischen hat er seine eigenen Theorien entwickelt und ist überzeugt, dass die Entscheidungsschlacht nicht in Frankreich, sondern im Dreiländereck zwischen Trier, Luxemburg und Merzig geschlagen wurde. Damit begibt sich Friedrich in das Reich der Spekulation, denn alle wichtigen Quellen sind verloren. Aber im Laufe der Geschichte ist es schon öfter vorgekommen, dass Lehrmeinung und offizielle Geschichtsschreibung durch Zufall oder durch die Beharrlichkeit von Menschen einen Weg aus der Sackgasse gefunden haben. Den Vortrag eröffnete eine anschauliche Vorstellung von Ausrüstung und Bewaffnung der römischen Soldaten der Spätantike durch Mitglieder der Milites Bedenses Legio XXII, ehe der Referent einen ausführlichen Einblick in seine Theorien gab. Nachdem das engere Gebiet der Entscheidungsschlacht bis heute von historischer Seite nicht exakt lokalisiert werden konnte, hat sich Friedrich eingehend mit dem noch vorhandenen antiken Quellenmaterial beschäftigt, die örtlichen Überlieferungen ausgewertet, im Gelände recherchiert und dabei viele mögliche Schlacht-Orte unter taktischen und strategischen Aspekten untersucht und bewertet. Alle infrage kommenden Schlachtfelder sind dabei durch das Sieb gefallen - mit einer einzigen Ausnahme: der Hochlandtrichter zwischen Mosel und Saar, direkt südlich der Kaiserstadt Trier. Nur hier stimmen nach Ansicht des Referenten die wenigen fragmentarischen Quellenaussagen und geografischen Angaben mit den schlachtstrategischen Voraussetzungen überein und können außerdem problemlos dem Gelände zugeordnet werden.Friedrich: Hunnen kamen planmäßig in die Region

Der Referent ist überzeugt, dass die Hunnen von den verbündeten Truppen planmäßig in den Hochlandtrichter zwischen Mosel und Saar getrieben wurden und die Heere sich auf der Hochebene zwischen dem lothringischen Ort Merschweiler und dem saarländischen Ort Borg im Gelände um den Schneeberg herum schließlich zur entscheidenden Schlacht stellten. Anhand der wenigen erhaltenen historischen Überlieferungen versuchte Friedrich, seine Theorie zu belegen und zitierte dazu aus den Schriften spätantiker Geschichtsschreiber wie Bischof Hydatius, Damasius und Theopanes von Byzanz bis hin zu den gotischen Chronisten Cassiodor und Jordanes. Einer geografischen Bewertung der möglichen Schlacht-Gelände folgten die Auswertung lokaler Quellen und Überlieferungen sowie eine Deutung der örtlichen Flur-, Gemarkungs- und Landschaftsbezeichnungen im Raum Borg. Gespannt lauschten die Zuhörer den Ausführungen des Referenten und zollten ihm lange Beifall für seinen engagierten Vortrag. Wer sich näher mit der Materie beschäftigen will, kann sich über das Thema umfassend in der Publikation "Irgendwo in Gallien" (ISBN 3-92882592-9) informieren. Eine aktualisierte Zusammenfassung hat Friedrich in den Beiträgen zur Geschichte des Bitburger Landes Heft 62/63 veröffentlicht (ISSN 0939-0189).

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