Keine Geschäfte mit der Sonne

Schont Geldbeutel und Umwelt: Die Idee, auf den Schuldächern der Verbandsgemeinde (VG) Bitburg-Land Photovoltaik-Anlagen zu installieren, hat Charme, dennoch hat sich der VG-Rat mehrheitlich dagegen ausgesprochen. Denn eine in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass sich die nötigen Investitionen von rund 500 000 Euro frühestens nach 20 Jahren rechnen - eine lange Zeit für die Kommune, die das komplette Projekt über Kredite hätte finanzieren müssen.

Bitburg. Eine gute Idee, die sich nur leider nicht rechnet: Um zu prüfen, ob sich Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der Schulen der Verbandsgemeinde (VG) Bitburg-Land bezahlt machen würden, hat die VG eine Untersuchung in Auftrag gegeben und diskutierte in ihrer jüngsten Ratssitzung über das Ergebnis. Die Wirtschaftlichkeits-Berechnungen zeigten zunächst mal, dass sich solche Anlagen - wenn überhaupt - nur auf den Dächern der Grundschule und Sporthalle Dudeldorf sowie der Grundschule in Seffern lohnen würden. Frühestens nach 20 Jahren gäbe es Kleinst-Gewinne

Denn bei der Grundschule Bickendorf stimmt die Ausrichtung des Dachs nicht, es würde nicht genug Sonne einfallen. Das Schieferdach der Grundschule Wolsfeld ist bereits "energetisch optimal", wie es im Untersuchungsergebnis heißt und es gäbe konstruktive Probleme, darauf Photovoltaik-Anlagen zu installieren. Und auf dem Flachdach der Grundschule Rittersdorf sei die verbleibende Fläche wegen der vielen Oberflächen zu gering, um die Sonnenenergie richtig nutzen zu können. Bei den Schulen in Dudeldorf und Seffern hingegen würde die Ausrichtung der Dächer stimmen und die Dachflächen seien ausreichend groß. Allerdings müssten in Dudeldorf Bäume gefällt werden, damit die Sonne auch richtig einfallen kann. Jenseits der rund 500 000 Euro, die die klamme VG gänzlich über Kredite finanzieren müsste, wird auch bei sehr günstigem Verlauf mit Betriebs- und Wartungskosten von jährlich 1000 Euro mindestens gerechnet. Insgesamt zeigt die Wirtschaftlichkeits-Berechnung, dass selbst im 15. Jahr einem Gesamtüberschuss von 27 000 Euro immer noch eine Kreditrestschuld von 32 000 Euro gegenübersteht. Heißt: Ein realistischer Überschuss könnte frühestens ab dem 16. Jahr erwartet werden. Doch dann könnten auch schon wieder erste Reparaturkosten und ähnliches anfallen. Der Finanzabteilung der Verbandsgemeinde fiel es deshalb schwer, zu dem geplanten Vorhaben eine positive Stellungnahme abzugeben: "Da bei einer Eigenfinanzierung alle Risiken bei der VG liegen, und wir nicht abschätzen können, ob und wie die Anlagen in 15 Jahren funktionieren, kann die Finanzabteilung eine derartige Investition aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht empfehlen." VG-Chef Jürgen Backes sieht's ähnlich: "Ich will nicht, dass wir in die Photovoltaik einsteigen, weil es sich für uns einfach nicht rechnet und es nicht zu den Kernaufgaben einer VG gehört, Strom zu erzeugen." Frühestens in 20 Jahren sei mit Kleinst-Gewinnen zu rechnen - vorausgesetzt, alles läuft glatt. Für die CDU-Fraktion sagte Matthias Francois: "Als ich diese Berechnung gelesen habe, war ich enttäuscht. Wir haben einen ganzen Abend darüber diskutiert, aber das erscheint uns nicht sinnvoll." Auch Jürgen Holbach sagte für die SPD-Fraktion: "Es sind uns einfach zu viele Unwägbarkeiten, und wir müssten dafür eine Neuverschuldung von 500 000 Euro eingehen." Dieses Argument untermauerte Backes: "Wenn wir Eigenkapital hätten, wäre es was anderes." Auch das Beispiel Speicher lässt er nicht gelten. "Die sanieren ein marodes Schuldach und installieren dabei eine Photovoltaikanlage. Ins Dach müssten die sowieso investieren", sagte Backes. Lediglich die FWG sprach sich für die Idee aus: "Wir finden das einfach schade. Alle Welt redet doch von regenerativen Energien, Klimawandel, Umweltschutz - da könnten wir Vorbild sein", sagte Willi Fink für seine Fraktion. "Naja", entgegnete Dudeldorfs Orts-Chef und VG-Ratsmitglied Reinhard Becker (SPD): "Das nenne ich Umweltschutz, wenn wir unseren alten Baumbestand fällen müssen, damit die Sonne auf die Dächer scheinen kann." Da räumte auch Fink ein: "Na gut, diese Umweltfolgen haben wir tatsächlich nicht bedacht." Mit großer Mehrheit entschied sich der VG-Rat, das Thema "Photovoltaik-Anlagen auf Schuldächern im Bitburger-Land" zu den Akten zu legen. MeinungUnpopulär, aber richtig Dass regenerative Energien inzwischen nicht mehr als Steckenpferd von Öko-Romantikern gelten, sondern sich angesichts von Klimawandel und Energiekrise zur sinnvollen Alternative mit Zukunfts-Chance gemausert haben, ist ein Erfolg. Nur dank dieses Bewusstseinswandels wird inzwischen das Für und Wider regenerativer Energien ernsthaft diskutiert - und das ist gut so. Wenn die Verbandsgemeinde Bitburg-Land Photovoltaik-Anlagen auf Schuldächern eine Absage erteilt, ist das keine populäre Entscheidung. Denn Sonne & Co. sind längst auch Trend. Aber so sorgt der VG-Rat dafür, dass kommende Generationen nicht noch weitere Kreditverpflichtungen aufgebürdet bekommen - und das zeugt ebenso von Weitblick und dem Bemühen um Nachhaltigkeit, wie gelungene Umweltprojekte.

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