Keine Wunder von heute auf morgen
BITBURG. Seit zehn Jahren kümmert sich nun die Schuldnerberatung der Caritas um in finanzielle Not geratene Menschen. Anlass genug, um die Arbeit der Schuldnerberater vorzustellen.
AlsKlaus Nösges (Name geändert) am Monatsende auf seineHandyrechnung blickt, kriegt er einen Schreck. Statt dererwarteten 70 Euro muss der Einzelhandelskaufmann nun 150 Eurobezahlen. Für ihn, der sich gerade einen neuen BMW geleistet hat,eine hohe Summe. Wie soll er das Geld in so kurzer Zeit nuraufbringen, wo doch der Kauf des neuen Autos seine gesamtenErsparnisse gesprengt hat? Die Geschichte von Klaus Nösges wiederholt sich Tag für Tag. Nur mit dem Unterschied, dass Klaus nicht immer Klaus heißen muss und die Schulden nicht nur durch Autokäufe gemacht werden. Klaus Nösges steht für eine wachsende Zahl von vor allem jüngeren Menschen, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten sind und nicht mehr weiter wissen. Für sie ist die Schuldnerberatung der Caritas die erste Anlaufstelle, um aus dem Schuldenberg heraus zu finden.
Seit 1993 berät die Caritas unentgeltlich Menschen mit Geldproblemen. Und täglich werden es mehr, die die Schuldnerberatung in Anspruch nehmen. Waren es am Anfang bescheidene 24 Erstgespräche, so hat sich die Zahl im Jahr 2002 auf 254 Kontakte erhöht. Eine Statistik der Caritas legt folgende Zahlen vor: Seit dem zehnjährigen Bestehen gab es 2000 Anfragen, 1376 Erstgesprächen, und weit mehr als 5000 Verhandlungen mit Gläubigern. "Die Schuldnerberatung der Caritas - obwohl die kostenintensivste Abteilung, was Verwaltungs- und Sachkosten betrifft - ist nicht mehr wegzudenken", sagt Thomas Jager, Sozialarbeiter der Caritas. Er arbeitet selbst in der Schuldnerberatung und ist von Anfang an dabei.
Zur Zeit betreut er etwa 150 Schuldenmacher, die mit 15 000 Euro und aufwärts im Minus stehen. Dabei beobachtet der Sozialarbeiter ein immer wiederkehrendes Phänomen: "Viele kommen mit der Erwartung zu uns: Morgen wird der Strom abgeklemmt, ich brauch' heute noch schnell eine Beratung", sagt er. "Aber von heute auf morgen vollbringen wir keine Wunder."
Die Ursachen für Überschuldung waren damals wie heute vielfältig: zunehmende Arbeitslosigkeit, Ratenkäufe, monatliche Einkommensschwankungen durch Saisonarbeit sowie unvorhergesehene Ereignisse wie ein defektes Auto oder die Geburt eines Kindes können zur Schuldenfalle werden. Doch für Jager scheint ein Grund besonders wichtig zu sein. Das veränderte Konsumverhalten. "Viele Menschen, gerade Jugendliche, haben den Umgang mit Geld nicht gelernt. Angeregt durch die Werbung, wollen sie beim Kauf von Trendprodukten wie Handys mithalten und achten dabei nicht mehr auf ihren Geldbeutel."
Die Herangehensweisen der Schuldenexperten, um das Konto wieder auf Null zu bringen, sind vielfältig und von Fall zu Fall individuell. Doch am Anfang steht immer die gleiche Arbeit. So müssen die Betroffenen einen Haushaltsplan aufstellen, in dem Einnahmen und Ausgaben aufgeführt sind. Ist der Plan vollständig, folgt die Analyse für die Gründe der Verschuldung. In einem weiteren Schritt erstellen dann die Schuldner mit den Beratern eine so genannte Gläubigerliste und nehmen Verhandlungen mit den Kreditoren auf. Aber auch der Schuldner selbst ist gefragt: "Ohne eine Motivationsänderung des Schuldners kann die Schuldnerberatung nicht funktionieren", erklärt Thomas Jager.
Informationen gibt es bei Thomas Jager und seinem Team von der Beratungsstelle Bitburg unter Telefon 06561/96710 oder bei Rosi Kuhn und Karl Schomer von der Beratungsstelle Prüm unter Telefon 06551/559.